Das Leben und seine Unwägbarkeiten. Benny Bresch hatte im Herbst 2020 seinen Platz in der Fußballwelt eigentlich gefunden, doch dann kam alles anders. Zum Ende eines Sportökonomie-Studiums in Saarbrücken lief Bresch in der Saarlandliga für den SV Auersmacher auf. Seinen Torriecher stellte er dort sofort unter Beweis. „Fußballerisch war es sehr anspruchsvoll. Ich habe mich aber wohl gefühlt und erzielte neun Tore in den ersten sieben Spielen.“ Die Umstände änderten sich kurzfristig. Corona machte dem Fußball einen Strich durch die Rechnung und der Spielbetrieb wurde eingestellt. Genauso wichtig: Bresch hatte kein Glück auf dem Arbeitsmarkt. „Zu dem Zeitpunkt hätte ich noch gerne zwei Saisons in Deutschland gespielt. Ich wollte mich beweisen, aber ich konnte keinen Job finden.“ Somit kam die Rückkehr nach Luxemburg früher als geplant. Training in kleineren Gruppen war in der Heimat erlaubt und Bresch konnte sich bei seinem Jugendverein fit halten. Zugleich bekam er die Chance, bei „Fit Kanner Miersch“ zu arbeiten, und für Bresch war die logische Konsequenz, „auch in Mersch Fußball zu spielen“. Es war das Glück des FC Marisca Mersch.
Erstaunliche Torausbeute
Im Alter von fünf Jahren begann Bresch mit dem Fußball beim FF Norden. Wie viele andere war er von dem schwarz-weißen Spielgerät begeistert und es dauerte nicht lange, bevor es ernster wurde. „Als ich neun Jahre alt war, wurde meinen Eltern bewusst, dass da wohl etwas geht. Mit 13 besuchte ich das Sportlycée und dann war es auch mir persönlich klar: Das ist ein bisschen mehr als nur Spaß.“ Genau dieser Spaß am Fußball ging mit der Zeit jedoch verloren. Bresch gibt ganz offen zu: „Es wurde mir alles zu viel. Ich wurde für die U17-Nationalmannschaft nominiert und verbrachte sieben Tage die Woche nur mit Fußball, entweder im Training oder bei Spielen. Der Leistungsdruck war enorm hoch und ich habe dann, nach gründlicher Überlegung und einem Gespräch mit Reinhold Breu (damals technischer Direktor der FLF, Anm. d. Red.), mit der Nationalmannschaft aufgehört.“ Er wollte einen Schritt zurück machen, um „die Lust am Kicken“ wiederzufinden.
Dieser mutige Entschluss entpuppte sich als Volltreffer. In Norden stieg Bresch mit 16 Jahren zur ersten Mannschaft auf und feierte wenig später sein Ehrenpromotiondebüt. Mannschaftstraining war dreimal in der Woche, Bresch hatte die richtige Balance für sich gefunden. Für den FF Norden erzielte der junge Stürmer sieben Tore in 37 Partien. Sein Weg führte dann nach Saarbrücken und eine regelrechte Torflut folgte in der deutschen Landesliga bei der SpVgg. Einöd-Ingweiler. Das Studium genoss absolute Priorität, aber Fußball war für ihn wieder die schönste Nebensache der Welt. Die Torausbeute bei dem Landesligisten war erstaunlich: 62 Tore in 27 Spielen in der ersten Saison und insgesamt 95 Treffer in 61 Partien. Der Transfer in eine höhere Liga und zum SV Auersmacher folgte.
Ich stehe meistens zur richtigen Zeit am richtigen Ort. In Deutschland wurde ich öfters der luxemburgische Müller genannt.
Benny Bresch ist in der laufenden Saison mit 15 Toren und fünf Assists an 20 von Mariscas 29 Saisontoren beteiligt. Er bezeichnet sich selbst als Instinktstürmer. „Ich bin keiner, der vier, fünf Verteidiger aussteigen lässt und das Ding reinmacht. Ich stehe meistens zur richtigen Zeit am richtigen Ort. In Deutschland wurde ich öfters der luxemburgische Müller genannt.“ Wohl in Anspielung auf Thomas Müller, obwohl die Torausbeute eher der Legende Gerd gleicht. Am richtigen Ort ist auch Mikhail Zaritskij. Für Marisca Mersch und Bresch ist der Merscher Trainer ein echter Glückstreffer. „Wir haben ihm viel zu verdanken. Als er in der letzten Winterpause kam, hat er neue Impulse gesetzt und uns vor dem Abstieg gerettet. Jeder Spieler weiß ganz genau, was er in seinem Spielsystem zu tun hat. Wir spielen ein schnelles Umschaltspiel mit Gegenpressing. Alle sind topfit. Trotz intensivem Training haben wir kaum muskuläre Verletzungen. Das ist auch ein Verdienst der Physiotherapeuten. Persönlich hat Zaritskij als Ex-Topstürmer mir sehr geholfen, ich genieße ein enormes Vertrauen von ihm. Das Gesamtpaket stimmt.“ Auch mental scheint die Mannschaft gefestigt. „In der Umkleide herrscht eine gute Stimmung. Ein Aufstieg wäre etwas Unbeschreibliches und zugleich Historisches für den Verein. Trotzdem heben wir nicht ab, Zaritskij hält uns am Boden“, erzählt Bresch.
Vom Abstiegskandidaten zum Gejagten
Marisca Mersch wurde vor der Saison als potenzieller Abstiegskandidat gehandelt. Das offizielle Ziel war es, den Klassenerhalt so früh wie möglich klarzumachen. Davon kann jetzt keine Rede mehr sein, aber Bresch bleibt realistisch und mahnt: „Wir freuen uns, wie es bisher läuft, aber fangen keine großen Rechnereien an. Unsere Tabellenführung ist zwar verdient, allerdings sind viele unserer Siege knapp ausgefallen und wir haben oft in den letzten Spielminuten gewonnen. Jetzt sind wir der Gejagte, damit müssen wir klarkommen. Nichtsdestotrotz gibt es diese Saison auch keine UN Käerjeng oder einen FC Monnerich, das Niveau ist sehr ausgeglichen. Wir können jeden schlagen, aber auch von jedem geschlagen werden. Da werden Kleinigkeiten entscheiden.“ Vorbereitet wird Mersch auf jeden Fall sein, denn die ersten Fitnesseinheiten sind schon Anfang Januar angesagt. Die Rückrunde kann für Bresch und Co. kommen.
Steckbrief
Benny Bresch
Geboren am 20. März 1996
Nationalität: luxemburgisch
Position: Mittelstürmer
Bisherige Vereine: FF Norden 02 (L), SpVgg. Einöd-Ingweiler, SV Auersmacher (beide D), seit Juli 2021 bei Marisca Mersch
Leistungsdaten 2022/23: 15 Ehrenpromotion-Spiele, 15 Tore, 5 Vorlagen, 2 Gelbe Karten
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