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Ben Kovac: Der amerikanische Basketball-Traum

Ben Kovac: Der amerikanische Basketball-Traum

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Er ist der erste Spieler der 2000er Generation, der im luxemburgischen Basketball den Sprung in die erste Mannschaft geschafft hat. Am 8. Oktober 2016, im Alter von gerade einmal 16 Jahren, gab Ben Kovac sein Debüt in der Total League, der höchsten einheimischen Liga. In den folgenden zwei Jahren hat es der inzwischen 18-Jährige bei seinem Heimatverein, dem Basket Esch, bis in die Startfünf geschafft und gilt nicht umsonst als eines der größten Talente des nationalen Basketballs.

Das Talent für die Sportart mit dem orangefarbenen Ball wurde Ben bereits in die Wiege gelegt. Mutter Dana, die 2012 an einer schweren Krankheit verstorben ist, war selbst Profispielerin und prägte die goldene Escher Ära, als die Damenmannschaft des Basket Esch ab 2006 drei Meistertitel in Folge gewinnen konnte. Mit dabei war immer auch Ben, der in den luxemburgischen Basketballhallen groß geworden ist. So kam es auch gar nicht infrage, in die Fußstapfen von Vater Otto zu treten, der in der Slowakei auf nationalem Niveau Skirennen fuhr. «Ich fahre gerne Ski, aber Basketball ist sozusagen mein ganzes Leben. Wenn man in Luxemburg aufwächst, ist zwar Fußball die größere Sache, als Kind habe ich das auch mal ausprobiert, aber schnell bemerkt, dass ich hierfür kein Talent besitze», erinnert sich der 1,96 Meter große Spieler zurück.

So verwundert es auch nicht, dass er bereits mit gerade einmal drei Jahren regelmäßig in der Lallinger Sporthalle auf dem Parkett stand: «Offiziell habe ich mit dem Baby-Basket in Esch angefangen. Doch auch davor hat mich meine Mutter öfter mitgenommen, sie war früher zum Beispiel Trainerin der Cadettes-Mannschaft. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich im Alter von drei Jahren bereits mit den Fünf- bis Sechsjährigen mittrainieren durfte.» Sämtliche Jugendklassen durchlief Ben Kovac beim Escher Verein, ein anderer Klub in Luxemburg würde für den 18-Jährigen auch nie infrage kommen.

Eine Kindheit in der Halle

Dass der Junge mit den slowakischen Wurzeln ein außerordentliches Talent besitzt, war bereits früh klar. Trainieren durfte Ben fast immer schon mit den älteren Jahrgängen, auch wenn man in Esch viel Wert darauf gelegt hat, dass er in der Meisterschaft in seinem eigenen Jahrgang spielen sollte. Mit Jean-Pierre Dida ist ihm ein Trainer besonders in Erinnerung geblieben: «Ich weiß noch, dass er jedes Mal zwei Stunden Fahrtzeit aus Frankreich auf sich genommen hat, um uns zu trainieren. Weil ich bereits früh mit den Älteren trainiert habe, hatte ich dann auch immer ein großes Problem, denn ich konnte kein Französisch. Während dieser Zeit habe ich nie gerne trainiert, weil es einfach langweilig war – vor allem auf technische Sachen wie das Dribbling legte er viel Wert. Im Nachhinein verdanke ich ihm aber meine gesamte Basis.»

Von klein auf schaute sich Ben mit großem Enthusiasmus die Spiele der Escher Teams an, begleitete Mutter Dana am Wochenende immer zu ihren Spielen. «Am Wochenende hat mein Vater viel gearbeitet. So war ich immer mit meiner Mutter unterwegs. Ich war dann auch jedes Mal sehr ungeduldig. Wenn sich meine Mutter nachmittags vor wichtigen Spielen ausruhen wollte, bin ich ihr immer auf die Nerven gegangen, weil ich in die Halle wollte. Nach den Damen haben ja die Herren gespielt und ich habe es genossen, Spielern wie etwa Nelson Delgado oder Peter und Martin Rajniak zuschauen zu dürfen. Hier habe ich schnell bemerkt, dass ich auch einmal dort auf dem Parkett stehen möchte.»

Debüt mit 16

Zu Beginn der Saison 2016/17 gab der damals 16-Jährige dann unter Coach Franck Mériguet sein Debüt in der ersten Mannschaft, dennoch herrschte am Anfang Enttäuschung: «Ich hatte mir mehr Spielzeit erwartet. Nach der Saison war ich dann schon niedergeschlagen und habe bemerkt, dass das alles nicht selbstverständlich ist. Dies hat mich dann noch einmal motiviert, härter an mir zu arbeiten.» Unter Trainer Sylvain Lautié gelang in der vergangenen Saison dann der Durchbruch. Esch zog in der Meisterschaft ins Halbfinale ein, Ben stand hier bereits in der Starting Five. «Mit Franck bin ich sehr gut klargekommen, doch wenn ein Trainer acht Jahre bei einer Mannschaft ist, dann kommt er vielleicht nicht mehr an jeden Spieler heran. Frischer Wind hat dem Team definitiv gutgetan. Sylvain kommt aus dem Profibereich, er ist ein richtiger Basketballphilosoph.»

Nach der Saison ging es dann direkt mit dem Training bei der A-Nationalmannschaft weiter. Ein erstes Mal wurde Ben im November 2017 von Nationaltrainer Ken Diederich nominiert, ein weiteres Mal für das Spiel gegen Portugal Ende Juni. Für den 18-Jährigen noch immer eine große Überraschung: «Nach der Saison 2016/17 hat mich Ken bereits eingeladen, im Vorfeld der JPEE mit zu trainieren. Er wollte mir hier auch etwas Anerkennung geben, weil ich im Verein noch nicht wirklich viel zu spielen bekommen hatte. Im November wurde ich dann für die Partie in Portugal ein erstes Mal nominiert. Mit 17 Jahren schon im Trikot der Nationalmannschaft auf der Bank sitzen zu dürfen, das bedeutet mir sehr viel.»

Bereit für die USA

Und so kommt er seinem großen Traum, einmal im Mutterland des Basketballs, den USA, auf Korbjagd gehen zu dürfen, immer näher. Sollte der Schüler einer Commerce-Klasse im «Lycée technique de Bonnevoie» im nächsten Frühling sein Abitur schaffen, dann dürfte dem auch nichts mehr im Weg stehen: «Vor zwei Jahren wollte ich an eine Highschool wechseln. Nach vielen Gesprächen stand jedoch fest, dass nicht jedes Diplom in Luxemburg anerkannt wird. Dies ist aber wichtig, man weiß nämlich nie, wie schnell es durch eine Verletzung vorbei sein kann. Mehrere Universitäten habe ich mir inzwischen schon angesehen, es fehlt eigentlich nur noch das Abitur.» Hilfe bekommt er da auch von Peter Rajniak, der selbst in den USA aktiv war. Mit der Rajniak-Familie, die in der luxemburgischen Basketball-Szene keine unbekannte ist, pflegt Ben ein sehr gutes Verhältnis. «Mein mittlerer Name lautet Pedro, so wurde ja der Vater von Martin und Peter genannt. Es ist toll, wenn jemand einem durch seine Erfahrungen helfen kann.»

Ein Sprungbrett für die Kontakte in die USA waren aber auch die Jugendeuropameisterschaften, bei denen Luxemburg in der Division B antritt und die jeden Sommer in den unterschiedlichen Alterskategorien ausgetragen werden. Im letzten Jahr machte Ben bei der U18 mit einem Schnitt von 25 Punkten pro Spiel auf sich aufmerksam. Eine solche Leistung entgeht dann auch nicht den Scouts. Für Ben noch immer etwas ungewöhnlich: «Mit 14 habe ich bereits bei der U16 mitgespielt, wo ich vielleicht einen Schnitt von fünf Punkten hatte. Danach haben sich diverse Schulen und Mannschaften bei mir gemeldet. Ich war total überrascht, habe nachgefragt, wie sie denn gerade auf mich kommen. Dort hat man mir dann erklärt, dass bei solchen Turnieren sehr viele Scouts anwesend seien. In den folgenden Jahren habe ich dann bemerkt, dass bei unseren Spielen nicht viele Zuschauer in der Halle sind, aber einige Leute mit Notizblock. Von Jahr zu Jahr werden es mehr. Wenn man eine gute EM spielt, werden schon einige Leute aufmerksam.»

«Das letzte Schuljahr war heftig»

Der Traum, eine Profikarriere einzuschlagen, erfordert jedoch sehr viel Disziplin. Dies bestätigt auch Ben Kovac: «Das letzte Schuljahr war schon heftig. Man steht morgens auf, geht in die Schule, kommt nach Hause, lernt, geht zum Training und lernt danach wieder. Das alles unter einen Hut zu bekommen, kostet schon viel Energie. Da ist man vor allem während der Prüfungszeit nicht vor ein Uhr im Bett und steht morgens um sechs schon wieder auf.» Einen kleinen Haken gibt es dann auch noch, denn Zeit, um den Führerschein zu machen, bleibt kaum übrig: «Die Theoriestunden sind immer von 19 bis 21 Uhr, das war dann genau während unserer Trainingszeiten. Die Sommerferien habe ich dann direkt genutzt, um diese an einem Stück durchzuziehen. Noch fährt mich mein Vater zum Training, der lebt inzwischen ja auch für den Basketball. Doch mit der Zeit wird das auch problematisch, ich muss ja immer jemanden organisieren, der mich am Wochenende vom Spiel abholt.»

Zweifel hatte Ben jedoch noch nie: «Das Einzige, was mich vom Basketballspielen abringen würde, wäre eine schwere Verletzung. Ich lebe Basketball, ich schlafe Basketball.» Mutter Dana gewann ihren ersten Titel im Alter von 41 Jahren. So lange möchte Ben nicht warten, am liebsten würde er sich mit einem großen Triumph am Ende der Saison in die USA verabschieden: «Ein Titel, mein Abitur in der Tasche und dann in die USA – das wäre das perfekte Jahr.»