Für Alex Kirsch ist es die erste Teilnahme am Giro. Seinen letzten Auftritt bei einem Rennen hatte er am 9. April, bei Paris-Roubaix (87 Platz.). Der 30-Jährige legte nach der „Hölle des Nordens“ eine kurze Pause ein, nahm das Training vor zwei Wochen dann wieder auf. „Die Vorbereitung war relativ kurz“, erklärt Kirsch. „Es ging darum, wieder eine Basis aufzubauen. Die Form bei den Klassikern war ganz gut. Ich wollte mich von den Rennen auch gut erholen, um frisch für drei Wochen zu sein.“
Ein besonderes Augenmerk hat Kirsch in der Vorbereitung auch auf die Sprints gelegt. „Das wird meine Hauptaufgabe beim Giro sagt“, sagt der in Andorra lebende Luxemburger. Kirsch wird, wie man es bereits seit einiger Zeit gewohnt ist, die Sprints für Mads Pedersen anfahren. Der Däne verfolgt dabei das Ziel, innerhalb von zwölf Monaten einen Etappensieg bei der Tour, der Vuelta und dem Giro einzufahren. Vergangenes Jahr siegte er in Saint-Etienne, zudem jubelte er gleich dreimal in Spanien.
„Als Team gehen wir mit dem Ziel, dass Mads einen Sieg bei allen großen Rundfahrten innerhalb von zwölf Monaten feiern kann, in das Rennen“, sagt Kirsch. „Ich habe mich seit der Vuelta als einen der besten Lead-out-Fahrer der Welt etabliert. Der Giro soll nun ein Rennen werden, bei dem ich das nochmal untermauern möchte. Es ist meine zweite Grand Tour, in der ich ausschließlich als Anfahrer starte. Darauf freue ich mich.“
Trek schaut nicht auf Gesamtwertung
Die Gesamtwertung peilt Trek-Segafredo nicht an. Eigentlich sollte Giulio Ciccone die Farben der Mannschaft in der Gesamtwertung vertreten, der Italiener infizierte sich nach Liège-Bastogne-Liège jedoch mit dem Coronavirus und wurde nicht mehr rechtzeitig fit. Für den 28-Jährigen besonders bitter, da der Grande Partenza in diesem Jahr in seiner Heimatregion Abruzzen ausgetragen wird.
„Wir hatten mit Ciccone eigentlich eine gute Ausgangsposition für das Gesamtklassement. Nach seiner Absage wird aber kein Fahrer eine Rolle spielen. So können wir uns voll auf die Sprints konzentrieren.“ Neben Kirsch und Pedersen schickt das US-amerikanische Team Amanuel Ghebreigzabhier (ERI), Dan Hoole (NL), Bauke Mollema (NL), Toms Skujiņs (LAT), Otto Vergaerde (BEL) sowie Natnael Tesfatsion (ERI) ins Rennen.
Kirsch wird damit nach drei Vuelta- (2019, 2021, 2022) und einer Tour-de-France-Teilnahme (2022) auch an der dritten Grand Tour im Kalender teilnehmen. „Ich denke, dass in Italien vor allem die epischen Bergetappen sehr schwierig sind. Bei der Tour ist das gesamte Stress-Niveau sehr hoch, weil das Rennen das wichtigste der Welt ist.“ Für den Luxemburger gilt es, sich nun erst mal auf die Italien-Rundfahrt zu konzentrieren – danach will er sich weiter mit der Tour de France auseinandersetzen.
Für Michel Ries ist der Giro d’Italia in diesem Jahr der Saisonhöhepunkt. „Im Dezember wussten wir schon, dass Warren Barguil zum Giro fährt. Wir wollten eine Mannschaft um ihn herum aufbauen. Die Vorbereitung in den letzten Monaten hat sich immer auf den Giro konzentriert, um hier wirklich gut zu sein“, sagt Ries. „Alles war auf die Italien-Rundfahrt ausgerichtet. Die Werte im Training stimmen, ich bin optimistisch.“ Zuletzt fuhr Ries drei 1.1-Rennen in Frankreich, wo er sich leicht erkältete.
Für ihn wird es nach der Vuelta 2020 die zweite Grand Tour sein. „Ich denke, dass der Giro mir von allen drei Rundfahrten am besten liegt. Die Vuelta ist sehr explosiv, in Italien sind die Anstiege sehr lang. Das kommt mir entgegen.“
Die bretonische Mannschaft Arkéa Samsic plant jedoch nicht zwingend mit Barguil, der sich nach den Ardennen-Klassiker mit dem Coronavirus infizierte, eine Rolle im Gesamtklassement zu spielen. Viel mehr will man sich auf Etappensiege konzentrieren. Ries soll Barguil in den Finals der Etappen dabei so gut es geht unterstützen. Doch der 25-Jährige wird auch seine eigene Chance bekommen. „Über drei Wochen gibt es immer Möglichkeiten. Barguil ist ein Kapitän, der seinen Mannschaftskameraden gerne Möglichkeiten gibt. Der zweite Teil des Giro wird sehr schwer sein. Die Beine und der Zustand müssen stimmen, doch Freiheiten werde ich bekommen.“
Neben Ries und Barguil gehen Maxime Bouet, Thibault Guernalec, Alan Riou, Clément Russou (alle FRA) Alessandro Verre (ITA) und David Dekker (NL) der Mission Etappensieg nachgehen.
Bob Jungels: Erinnerung an große Tage
Ursprünglich stand der Giro d’Italia nicht auf dem Plan von Bob Jungels. Nachdem er jedoch erkrankte und die Klassiker auslassen musste, geht der 30-Jährige nun doch in Italien an den Start – und kehrt zu dem Rennen zurück, bei dem er 2016 und 2017 zwischenzeitlich die Gesamtwertung anführte und am Ende das Nachwuchsfahrerklassement gewann. Was Jungels in diesem Jahr mit Bora-hansgrohe in Italien plant, lesen Sie in der Samstagsausgabe des Tageblatt.
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