Manchmal werden Pläne einer ganzen Mannschaft, die doch akribisch ausgearbeitet werden, schnell über den Haufen geworfen. Eigentlich war es geplant, dass Luc Wirtgen (Bingoal-Pauwels Sauces WB) am Mittwoch bei der Flèche Wallonne im Finale dabei sein sollte und ein Ergebnis herausfährt. „Wir waren zwei Mann für das Finale und fünf für die Ausreißergruppe“, sagt Wirtgen. „Es fuhren dann richtige starke Fahrer in einem Anstieg weg. Es waren viele Teams vertreten. Als mein Team sah, dass es für unsere anderen Fahrer schwierig wird, in die Gruppe zu springen, sollte ich mitgehen.“
Ergebnis
86. Flèche Wallonne, Eintagesrennen von Blegny nach Huy (202,1 Kilometer):
1. Dylan Teuns (Belgien/Bahrain-Victorious) in 4:42:12 Stunden, 2. Alejandro Valverde (Spanien/Movistar) +0:02 Minuten, 3. Aleksandr Vlasov (Russland/Bora-hansgrohe) gleiche Zeit, 4. Julian Alaphilippe (Frankreich/Quick Step Alpha Vinyl) 0:05, 5. Daniel Martinez (Kolumbien/Ineos) 0:07, 6. Michael Woods (Kanada/Israel-Premier Tech), 7. Ruben Guerreiro (Portugal/EF Education-EasyPost), 8. Rudy Molard (Frankreich/Groupama-FDJ), 9. Warren Barguil (Frankreich/Arkéa Samsic), 10. Alexis Vuillermoz (Frankreich/TotalEnergies) alle gleiche Zeit, … 44. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ) 0:51, … 78. Bob Jungels (Luxemburg/Ag2r-Citroën) 3:11
DNF Luc Wirtgen (Luxemburg/Bingoal Pauwels Sauces WB)
In der zehnköpfigen Ausreißergruppe war also auch das neongelbe Shirt von Bingoal Pauwels Sauces WB, das Luc Wirtgen angehörte, vertreten. Es sei sehr wichtig für das Team, bei einem solchen Heim-Rennen in der Spitzengruppe vertreten zu sein, erklärt der Luxemburger. „Das musste sein“, verdeutlicht er damit nochmals die Wichtigkeit, einen Fahrer des Teams vorne dabei zu haben.
Auf etwa 3:15 Minuten wuchs der Vorsprung der Spitzengruppe um Pierre Rolland (B&B Hotels – KTM), Daryl Impey (Israel – Premiertech) oder Bruno Armirail (Groupama – FDJ) an. Auch Luc Wirtgen sorgte für Tempoarbeit, doch dann musste er acht Fahrer ziehen lassen. „Sie haben in einem Anstieg attackiert, dann waren wir nur noch zu zweit. Wir haben gekämpft, um wieder nach vorne zu kommen. Ich musste meinen Mitstreiter (Jens Reynders/Sport Vlaanderen – Bâloise, d. Red.) abhängen, weil er nicht mehr konnte.“ Wirtgen fuhr das Loch zur Spitzengruppe wieder zu, ließ aber dabei viele Kräfte.
Bei der ersten Passage der Mur de Huy musste er die Spitzengruppe wieder ziehen lassen – doch konnte er den mythischen Anstieg dennoch genießen. „Ich wurde getragen“, beschreibt Wirtgen die Situation alleine an der Mauer. „Es war ein cooles Gefühl. Viele Zuschauer kennen hier deinen Namen, man wird viel unterstützt.“ Wirtgen wurde in der Folge vom Peloton eingeholt und beendete das Rennen vorzeitig. Für ihn war es dennoch ein gelungener Tag. „Wenn ich sehe, wie ich das Loch nach vorne zufahren konnte, obwohl niemand auf mich gewartet hat, bin ich doch sehr zufrieden. Wir hatten jemand in der Ausreißergruppe, deswegen ist das Team auch zufrieden.“ Wirtgen wird am Sonntag dann bei Liège-Bastogne-Liège starten. Bei seiner zweiten Teilnahme (im letzten Jahr wurde er 46.) will er dann „so weit wie möglich vorne landen“.
Geniets mit ordentlicher Premiere
Während die Ausreißergruppe bereits gestellt war, war 19 Kilometer vor dem Ziel dann das luxemburgische Landesmeistertrikot an der Spitze des Pelotons zu sehen. Kevin Geniets hatte sich, bei seiner ersten Teilnahme am belgischen Eintagesrennen, im bereits dezimierten Peloton aufgehalten und leistete dann kurzzeitig Führungsarbeit.
Im Finale versuchten es dann vereinzelt Fahrer auf eigene Kappe, doch keiner der Angriffe war erfolgreich. Auch Sören Kragh Andersen (DSM) und Mauri Vansevenant (Quick-Step Alpha Vinyl), die sich einen Vorsprung von 17 Sekunden herausfuhren, wurden kurz nach der „Flamme rouge“ wieder eingeholt. Dann übernahm Movistar das Renngeschehen, Team von Alejandro Valverde, der das Rennen bereits fünf Mal gewann, drei weitere Male auf dem Podium landete und als Kapitän fungierte.
250 Meter vor dem Ziel verschärfte Teuns das Tempo. Dahinter konnten nur Valverde und Aleksandr Vlasov (Bora-hansgrohe) folgen. Entscheidend war, dass dahinter Tadej Pogacar (UAE) nicht mitgehen konnte und somit für die Lücke zwischen dem Spitzentrio und den Verfolgern, darunter Julian Alaphilippe (Quick Step Alpha Vinyl) verantwortlich war. Ganz vorne ließ letztendlich Vlasov als Erster abreißen, Valverde war dann 50 Meter vor dem Ziel geschlagen.
Gemischte Gefühle bei Ag2r-Citroën
Während Teuns doch ein wenig überraschend gewann, fuhr Valverde bei seiner letzten Teilnahme an seinem Lieblingsrennen auf sein neuntes Podium. Alaphilippe entschied sich mit dem Hinterrad von Pogacar für das falsche und landete auf dem vierten Platz, Pogacar selbst wurde lediglich Zwölfter. Kevin Geniets, der selbst 44. auf 51 Sekunden wurde, konnte sich immerhin über eine Top-Ten-Platzierung seines Teamkollegen Rudy Mollard freuen, der am Ende Achter wurde. „Ich war bei meiner ersten Flèche Wallonne Helfer. Die Beine sind gut und ich bin motiviert für Liège-Bastogne-Liège am Sonntag“, sagte Geniets.
Gemischte Gefühle herrschten währenddessen bei Ag2r-Citroën. Benoît Cosnefroy hatte sich nach seinem 2. Platz beim Amstel Gold Race mehr als einen 13. Rang bei der Flèche Wallonne erhofft. „Wir haben ein gutes Rennen im Kollektiv gemacht“, sagte der Franzose. „Die Mannschaft hat sehr gut gearbeitet, sie haben mich gut beschützt. Im Finale sprechen allerdings die Beine – und die waren nicht top. Ich bin weit von dem entfernt geblieben, was ich mir erhofft habe. Ich bin enttäuscht für das Team. Am Sonntag hoffe ich auf eine Revanche.“ Sein luxemburgischer Teamkollege Bob Jungels beendete das Rennen mit 3:11 Minuten Rückstand auf Platz 78.
Cavalli mit Ardennen-Doppelschlag
Marta Cavalli (FDJ Nouvelle-Aquitaine Futuroscope) hat nach ihrem Sieg beim Amstel Gold Race den nächsten großen Erfolg im Rahmen der Ardennen-Trilogie eingefahren. Die Italienerin gewann am Mittwochmittag nach 133,4 Kilometern die Flèche Wallonne der Damen. Zweite wurde in der gleichen Zeit die Niederländerin Annemiek van Vleuten (Movistar). Das Podium vervollständigte Demi Vollering (SD Worx). Beste Fahrerin der luxemburgischen Mannschaft Andy Schleck-CP NVST-Immo Losch war die Luxemburgerin Nina Berton, die trotz frühen Sturzes mit 7:53 Minuten Rückstand auf den 95. Platz fuhr.
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