Schon zu Beginn der Etappe gab es aus luxemburgischer Sicht unschöne Bilder: Kevin Geniets konnte dem Tempo nicht folgen, ließ sich immer wieder ans Ärzteauto zurückfallen. Der Luxemburger litt förmlich, konnte sich aber vorerst ins Peloton zurückkämpfen. Doch lange konnte er dem Tempo nicht folgen – der Profi von Groupama-FDJ fiel frühzeitig aus dem Hauptfeld heraus.
Am Ruhetag hatte Geniets im Gespräch mit dem Tageblatt gesagt, dass er mit einem „leichten Schnupfen“ aufgewacht sei. Die Müdigkeit und die Strapazen nach zwei Wochen auf höchstem Niveau hinterlassen auch bei Geniets Spuren. Erholt hat er sich von der leichten Krankheit nicht. „Ich war quasi seit dem Beginn der Etappe distanziert“, sagte Geniets am Mittwoch nach der Etappe. „Ich bin seit zwei Tagen krank. Am Dienstag ging es noch gut auf dem Rad, aber heute (Mittwoch) nicht. Ich hatte Schmerzen in den Lungen und konnte kaum atmen.“
Etwa 65 Kilometer musste Geniets am Ende des Rennens alleine fahren. „Ich war alleine vor dem Besenwagen. Ich habe mir gedacht, dass ich es niemals innerhalb der Karenzzeit ins Ziel schaffen würde. Aber ich wollte nicht, dass die Tour heute (Mittwoch) für mich endet. Ich fand Fahrer von Quick-Step Alpha Vinyl wieder und versuchte dann ruhig zu bleiben und meinen Rhythmus zu fahren“, erklärte der Luxemburger, der an einer Bronchitis leidet. Bei der belgischen Mannschaft versuchte man, Sprinter Fabio Jakobsen ins Ziel zu retten.
Als bereits der Großteil der Fahrer im Ziel war, kämpfte Geniets weiter darum, im Zeitlimit zu bleiben. Am Ende kam er als 141. (von insgesamt 143 Fahrern) mit 33:01 Minuten Rückstand im Ziel an. Die Karenzzeit betrug insgesamt 37 Minuten. „Ich bin froh, dass ich es geschafft habe – in der Hoffnung, dass es morgen (Donnerstag) besser geht.“ Noch knapper ging es für Jakobsen aus, der quasi mit dem Besenwagen ins Ziel fuhr. Im Ziel wurde der Niederländer von seinen Teamkollegen jubelnd empfangen.
Was also ganz vorne im Rennen passierte, bekam Geniets nicht mit. Die luxemburgischen Flaggen waren aber nicht nur ganz hinten im Rennen präsent, sondern auch an der Spitze. Bob Jungels (Ag2r-Citroën) attackierte etwa 67 Kilometer vor dem Ziel – doch die Bemühungen des Etappensiegers von Châtel wurden diesmal nicht belohnt. 25 Kilometer vor dem Ende des Teilstücks wurde er von der Gruppe um das Gelbe Trikot von Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma) eingeholt.
Jungels klettert um einen Platz
Ganz vorne richteten sich also alle Augen auf das Duell zwischen Vingegaard und Tadej Pogacar (UAE). Am Schlussanstieg der harten Etappe, mit über 3.364 zu bewältigenden Höhenmetern, griff Pogacar 300 Meter vor dem Ziel an – doch Vingegaard blieb an seinem Hinterrad. Der Slowene gewann die Etappe und sicherte sich vier Bonussekunden. Und Vingegaard bewies erneut auf souveräne Art und Weise, dass er die Attacken von Pogacar mitgehen kann.
Eine Hiobsbotschaft musste Pogacar jedoch bereits vor der Etappe hinnehmen: Edelhelfer Rafal Majka verletzte sich bei der Etappe am Dienstag am Bein und trat am Mittwoch nicht mehr an. Am Dienstag war zuvor Marc Soler der Karenzzeit zum Opfer gefallen. Pogacar hat damit nur noch drei Helfer – darunter der formschwache Marc Hirschi.
Trotz der Anstrengungen des Tages verlor Jungels nicht viel Zeit. Der Luxemburger fuhr als 15. mit 5:23 Minuten Rückstand auf Pogacar über den Zielstrich. In der Gesamtwertung führt weiter Vingegaard – mit 2:18 Minuten Vorsprung auf Pogacar. Geraint Thomas (Ineos) belegt Platz 3. Jungels klettert in der Gesamtwertung um einen Platz auf Rang 14.
Am Donnerstag kommt es zum Abschluss der Pyrenäen-Trilogie. Die 143,2 km von Lourdes nach Hautacam haben es noch einmal in sich. Erst geht es hinauf zum Col d’Aubisque, einem Berg der höchsten Kategorie. 16,4 km mit einer durchschnittlichen Steigung von 7,1 Prozent sind zu bewältigen. Es folgt die Tour-Premiere am Col de Spandelles (1. Kategorie). Zu guter Letzt wartet die Bergankunft der höchsten Kategorie in Hautacam. Insgesamt endet dort auf 1.520 Metern Höhe zum siebten Mal eine Tour-Etappe. Auf den 13,6 km Schlussanstieg werden den Fahrern in der dritten Woche der Frankreich-Rundfahrt die letzten Kraftreserven abverlangt.
Im Überblick
17. Etappe: Saint-Gaudens – Peyragudes (130 km):
1. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 3:25:51 Stunden, 2. Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) beide gleiche Zeit, 3. Brandon McNulty (USA/UAE Team Emirates) 0:32 Minuten zurück, 4. Geraint Thomas (Großbritannien/Ineos Grenadiers) 2:07, 5. Alexej Luzenko (Kasachstan/Astana Qazaqstan Team) 2:34, 6. Romain Bardet (Frankreich/Team DSM) 2:38, 7. David Gaudu (Frankreich/Groupama-FDJ) 3:27, 8. Alexander Wlassow (Bora-hansgrohe) 3:32, 9. Louis Meintjes (Südafrika/Intermarché-Wanty-Gobert Matériaux), 10. Nairo Quintana (Ecuador/Team Arkea-Samsic) gleiche Zeit, … 15. Bob Jungels (Luxembur/Ag2r-Citroën) 5:23, … 141. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ) 33:01
Gesamtwertung nach 17 von 21 Etappen:
1. Vingegaard 67:53:54 Stunden, 2. Pogacar 2:18 Minuten zurück, 3. Thomas 4:56, 4. Quintana 7:53, 5. Gaudu 7:57, 6. Bardet 9:21, 7. Meintjes 9:24, 8. Wlassow 9:56, 9. Adam Yates (Großbritannien/Ineos Grenadiers) 14:33, 10. Mas, … 14. Jungels 31:35, … 53. Geniets 2:17:45 Stunden
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