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EditorialIn die Falle getappt – Wie die Medien zum PR-Erfolg der ADR beitragen

Editorial / In die Falle getappt – Wie die Medien zum PR-Erfolg der ADR beitragen
Die Rechten buhlen um Aufmerksamkeit Editpress

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Da freut sich die ADR. Politische Einfallslosigkeit wird durch schrille Provokation kompensiert. Im Zeitalter der Aufmerksamkeitsökonomie funktioniert die im Ausland erprobte rechte Strategie auch in Luxemburg. Der Fall Sylvie Mischel zeigt: Die sozialen Medien bieten irrelevanten Politikern neue Möglichkeiten, das Agenda-Setting klassischer Massenmedien zu beeinflussen. Wer es nicht durch konkrete Inhalte in die Berichterstattung schafft, muss bloß tief genug ins rechtspopulistische Klo greifen. Das Resultat: Maximale Provokation erzeugt Empörung – und somit politisch wertvolle Aufmerksamkeit. Besonders gefährlich: Wenn Medien Themen und Akteuren wie Mischel Aufmerksamkeit schenken, machen sie rechtspopulistische Zwerge und ihre Ergüsse größer, als sie es eigentlich sind.

Diese Verstärkung rechten Gedankenguts hat mehrere unerwünschte Effekte. Das „Gesabbel“ wie jenes von Mischel wird schleichend normalisiert. Die Hetze gegen Flüchtlinge hätte höchstens ihre überschaubare Facebook-Gefolgschaft erreicht. Was jedoch danach passierte, ist problematisch: Die zum Teil kontextlose Berichterstattung über ihre Tirade verschiebt die Grenzen des Sagbaren. Mischels Post erhält die gleiche Behandlung wie ein gewöhnlicher politischer Akt. Eine rechtspopulistische Provokation hat damit denselben Nachrichtenwert wie die Berichterstattung über die Chamber, die Umweltproblematik oder die Erhöhung des Mindestlohns. Diese Gleichstellung der Nachrichtenwerte führt aber unweigerlich zu falschen Vergleichen, wie man sie aus den sozialen Medien kennt: Es wird relativiert, verharmlost, haarsträubende Argumentationen erzwungen, die Opferrolle bemüht – und nebenbei die Gesellschaft gespalten.

Die Meister des Medien-Framings nutzen dabei Sozialneid als ihren Treibstoff. Der Deutungsrahmen der ADR liest sich ungefähr so: „Wir sind die Stimme der armen Luxemburger. Die Mainstream-Politik hat sie vergessen.“ Dieser Frame wird von der Gegenseite dankbar angenommen und heldenhaft bekämpft: „Wir Demokraten bieten euch die Stirn. Wehret den Anfängen!“ In diesem Hyperventilationswettkampf bleibt vor allem eins auf der Strecke: die Wahrheit. Um sich dieser jedoch anzunähern, muss man Rechtspopulisten entzaubern. Nichts ist für Rechte schlimmer, als nüchtern oder gar nicht über sie zu berichten. Denn Rechtspopulisten gefallen sich nur allzu gut in der Rolle des Unschuldslamms. Die Reaktionen der ADR-Frauen und der Parteiführung auf Mischels Entgleisung sind ein Paradebeispiel hierfür. Ihr Erfolg hängt letztlich von der (un)freiwilligen Teilnahmebereitschaft der medialen und politischen Gegner ab.

Ein Berichterstattungsverzicht ist je nach Schwere des Gesagten keine Option. Ohne Zweifel. Kritische Berichterstattung ist aber kein Freifahrtschein für die Instrumentalisierung durch Rechtspopulisten. Das frühzeitige Bekämpfen menschenverachtender Ideologien gelingt nicht, wenn Journalisten in die Falle professioneller Manipulateure à la ADR hineintappen. Im Gegenteil: Die Frühwarnfunktion der Medien verliert an Kraft, wenn kleine braune Giftzwerge zu Scheinriesen hochstilisiert werden.

Die Frühwarnfunktion der Medien verliert an Kraft, wenn kleine braune Giftzwerge zu Scheinriesen hochstilisiert werden
Die Frühwarnfunktion der Medien verliert an Kraft, wenn kleine braune Giftzwerge zu Scheinriesen hochstilisiert werden Foto: dpa/Andreas Arnold
GuyT
15. Dezember 2019 - 15.48

Angst machen mir nicht weniger die "Meinungsfreiheit ja aber..." Moralisten.

Marc
15. Dezember 2019 - 12.24

Den esprit hannert desem Kommentar ass Explikatioun firwaat eng Vollekspartei wéi LSAP oder SPD an d'Beutungslosegket chutéiert.

Jacques Zeyen
14. Dezember 2019 - 10.56

Als gäbe es keine historischen Vorläufer rechtsradikalen Gedankenguts. Es ist nach 80 Jahren wieder erlaubt Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus auf die Fahne zu schreiben." Man wird doch noch sagen dürfen..." Nein,eben nicht.Es ist schon schlimm genug wenn man es denkt. Wenn eine ..von Storch (AfD)-das ist kein Künstlername,die heißt wirklich so, sagen darf,dass auf Einwanderer geschossen werden sollte,dann sind wir schon weit gekommen. Und die Chamäleon-Partei ADR passt sich jedemTrend an um dabei zu bleiben.Aber immer ist der Wähler die Ursache allen Übels. Wut war noch nie ein guter Ratgeber.

René Charles
13. Dezember 2019 - 22.07

ADR= : Manipulateure menschenverachtende Ideologien Unschuldslämmer , Sozialneider, rechtspopulistische Zwerge Sei's drum: habe Vokabeln gelernt. Thanks.

KTG
13. Dezember 2019 - 19.48

Das versteh ich jetzt nicht. Ein Bericht über derartige Fremdenfeindlichkeit ist doch eine klare Warnung an jeden Wähler, dass er bei vielen Gesellen dieser Partei eben doch das bekommt, was man schon lange vermutet hat. Zudem hat die Sache ja auch hoffentlich ein juristisches Nachspiel und es handelt sich um eine Mitarbeiterin der öffentlichen Hand.