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Tour de FranceKevin Geniets: „Es ist die Tour, die ich am wenigsten verfolge“ 

Tour de France / Kevin Geniets: „Es ist die Tour, die ich am wenigsten verfolge“ 
Der Aufstieg zur Alpe d’Huez blieb Kevin Geniets in besonderer Erinnerung Fotos: Anouk Flesch/Tageblatt

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Kevin Geniets meistert seine erste Tour de France mit Bravour. Der 25-Jährige war auf den ersten 15 Etappen stets neben Teamkapitän David Gaudu zu sehen, um den Franzosen so gut es geht zu unterstützen. Geniets schafft es dabei, bis in den letzten Anstieg Arbeit für sein Team Groupama-FDJ zu verrichten. Im Gespräch mit dem Tageblatt spricht er über die Ziele des Teams und warum er nicht so viel vom Kampf ums Gelbe Trikot mitbekommt.

Tageblatt: Kevin Geniets, zwei Wochen Radsport auf höchstem Niveau sind vorbei. Wie fühlen sich die Beine an?

Kevin Geniets: Gut. Ich spüre, dass ich mich gut erhole. Auch nach den Bergetappen. Momentan ist alles positiv. Darüber bin ich einfach froh. Die Vuelta im letzten Jahr war schwieriger für mich. Dort erholte ich mich nicht so gut. Am zweiten Ruhetag war ich dort schon sehr am Ende. Dieses Jahr läuft das bei der Tour viel geschmeidiger. Ich glaube, das liegt einfach an der harten Arbeit, die ich schon über Jahre mache. Und auch die Vuelta an sich hat mich weitergebracht. 

Wie sieht Ihr Ruhetag aus?

Der Tag ist sehr gemütlich. Ich bin am Morgen aufgewacht und hatte einen leichten Schnupfen. Aber das gehört dazu. Ich gehöre nicht zu den zwei Fahrern, die asymptomatisch sind, aber positiv getestet wurden. Mein Test ist negativ. Am Nachmittag werde ich schlafen und hoffe dann, mich auch in der Nacht gut erholen zu können. 

Die Hitze in Frankreich ist noch mal ein Faktor, der die Müdigkeit beschleunigt, oder?

Ja, ich habe mit den hohen Temperaturen schon Schwierigkeiten. Am Sonntag war es vor allem im letzten Anstieg extrem. Das ist nicht mein Lieblingswetter, aber man muss damit umgehen. Es war hart, dieses Wochenende zu schaffen. Die Etappen waren nicht sehr spannend, aber es waren an beiden Tagen an die 200 Kilometer. Dazu kommt die extreme Hitze und man sieht das Ende nicht kommen. Jetzt ist aber schon Montag und man kann auf der Hand abzählen, wie lange es noch dauert. Ich denke, dass das kleine Tief vorbei ist. Ich habe nun große Lust auf die letzte Woche. 

Für Ihr Team, Groupama-FDJ, steht noch kein Etappensieg zu Buche. David Gaudu steht aber aktuell in den Top Ten der Gesamtwertung. Sind diese Aspekte zwei Ziele, die Sie und Ihr Team in der letzten Woche anpeilen?

Ja, definitiv. Was das Gesamtklassement angeht, ist es schwierig, eine Vorhersage zu treffen. Viele Fahrer sind müde und es ist schwer zu sagen, was passieren wird. Aber wir wollen auch noch eine Etappe gewinnen. Wir werden die Vorgehensweise, die wir bis jetzt hatten, beibehalten. 

Am Samstag haben Sie versucht, in die Ausreißergruppe zu gelangen. Sie dürfen bei der Tour also auch Ihre eigene Karte ausspielen?

Ich habe es probiert und war nicht weit von der Spitzengruppe weg, aber ich habe es nicht geschafft. Manchmal bekomme ich meine freie Karte. Meine Hauptaufgabe ist es weiterhin, David (Gaudu) zu unterstützen. Aber vor zwei Tagen haben fast alle aus dem Team einen Freifahrtschein bekommen. Davon muss man profitieren. 

An welchen Moment denken Sie besonders gerne zurück, wenn Sie auf die ersten 15 Etappen blicken?

Wenn es einen Moment gibt, an den ich mich gerne zurückerinnere, dann war es der Anstieg zur Alpe d’Huez. Es war ein sehr spezieller Tag. Ich hatte sehr gute Beine, was den Tag angenehm gemacht hat. Ich habe noch nie so viele Leute an der Strecke gesehen. Weil mein Job getan war, konnte ich den Anstieg genießen. Wir leiden den ganzen Tag genug, also sollte man solche Momente genießen. Die Atmosphäre war der Wahnsinn. 

Es ist außerdem Ihre erste Tour de France. Merken Sie, dass das Rennen größer ist als beispielsweise die Vuelta?

Ja, aber es ist auch erstaunlich, wie schnell man sich dran gewöhnt. Ich war nach der Teampräsentation in Kopenhagen fast sprachlos. Mittlerweile fährt man etwas müder zum Start und ist schon an alles gewöhnt. Ich versuche es aber dennoch zu genießen, weil es nicht jeden Tag so laufen wird. 

Blicken wir in die Zukunft: Wie sieht Ihr Tour-Podium in Paris aus?

Das ist schwierig zu sagen. Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar werden dort ziemlich sicher stehen. Sie sind die Stärksten. Ich muss aber auch sagen, dass es die Tour ist, die ich am wenigsten verfolge. Wenn ein Finale gefahren wird, sitze ich auf dem Rad und sehe nicht viel. Wenn ich fünf Stunden auf dem Rad gesessen habe, schaue ich mir die Etappe auch nicht mehr im Fernsehen an. 

Und ein dritter Platz könnte vielleicht an David Gaudu gehen …

Ich hoffe zumindest. Er kann auf die Unterstützung von uns zählen. Ich glaube, dass er bis jetzt noch nie isoliert war. Wenn jemand im Team einen schlechten Tag hat, dann springt jemand anderes ein. Das Kollektiv ist definitiv eine große Stärke, die wir haben.

Kevin Geniets am Col du Granon
Kevin Geniets am Col du Granon