Wie von Pedro Resende angekündigt, bestand der Großteil seiner Startelf aus Akteuren, mit denen er die Qualifikation für diese Conference League überhaupt erst geschafft hatte. Dies galt insbesondere für die Fünferkette vor Keeper Cappa. Franzoni, d’Anzico, Brusco, Bedouret und Lempereur: Der Coach hatte gegen den Ball eine konsequente Defensivverriegelung verordnet. Neu im Kader – und gleich auf dem Platz – standen dagegen die Mittelfeldstrategen Pami und Oliveira sowie Trani, der mit seinen flinken Antritten über den linken Flügel für Gefahr sorgen sollte.
Das erledigte der Ex-Hosterter dann auch schon in den Anfangsminuten. Trani fiel bei seinem ersten Europapokalduell mehr als nur einmal positiv auf. Doch die beste Chance wurde zunächst von der rechten Seite eingeleitet: In der 6. flankte Franzoni weit nach vorne. Milovic, der 1,96-m-Innenverteidiger-Koloss, konnte zwar noch vor Barbosa abfangen, zwang seinen Torwart aber damit auch zum ersten Einsatz.
Die nächste Offensivaktion wehrten die Olimpija-Schlussleute dann noch etwas schlechter ab … Oliveira schickte Barbosa sehr clever zwischen die Zentralhünen hindurch. Es sah nicht unbedingt danach aus, als könnte der Angreifer etwas ausrichten, denn seinen Schuss wehrte Vidovsek ab. Doch der Ball flog gegen einen Mitspieler – und ins Tor (0:1, 10.). Einen besseren ersten offiziellen Auftritt hätte sich der 33-jährige Vorlagengeber wohl nicht erträumen können, wie sich dann auch bei seinem Jubel zeigte. Fast hätte Bertino Barbosa eine Minute später sogar nachgelegt, doch diesmal traf er nur das Außennetz.
Die Hausherren wirkten überrumpelt. Elsnik gab in der 18. den ersten Torschuss überhaupt ab, aus 17 Metern zielte er knapp über das Gehäuse. D03 nutzte den Vorsprung perfekt aus und ließ Ljubljana die Drecksarbeit auf dem Platz erledigen. Bange Momente blieben bei dieser Herangehensweise dann aber nicht aus. In der 22. brannte es lichterloh im D03-Sechzehner, ehe Brusco den Ball ins Aus befördern konnte.
Die Slowenen, die am Vortag (unerlaubterweise) die komplette Trainingseinheit der Gästetorhüter gefilmt hatten, schafften es nicht, Cappa aus der Distanz zu prüfen, da die Schüsse in den ersten 25 Minuten allesamt daneben- oder drüberflogen. Das gleiche Schicksal ereilte Trani bei seinem Freistoß (25.) aus 30 Metern. Oliveira leitete schon in der 27. die nächste Differdinger Gelegenheit nach seiner Balleroberung ein, doch Barbosa konnte sich nicht aus seiner dreifachen Umklammerung lösen.
Es dauerte bis zur 39., ehe Cappa sich wieder auf einen Ball legen musste, diesmal hatte es Kvesic aus kurzer Distanz versucht. Bevor es in die Pause ging, erhöhte Olimpija die Offensivpower noch einmal deutlich, doch ein Vorbeikommen am D03-Keeper gab es nicht.
Am Spielverlauf änderte der Seitenwechsel nichts. Die Gäste überließen den Grünen den Ball und lauerten auf schnelle Umschaltsituationen, um Bertino Barbosa, den einzigen Mann an der Front, zu bedienen. Es war zu erwarten, dass sich bei dieser Taktik nicht unbedingt viele Optionen bieten würden. Pilj (50.) und Kvesic (54.) blieben auf der anderen Seite erfolglos.
Die Intensität änderte sich dann schlagartig zur Spielstunde, als Riera auf der Olimpija-Trainerbank einen neuen Mann brachte. Ziljkic ließ bei seiner ersten Aktion Franzoni stehen. Die Hausherren, die nun auf ihre heißblütigen Fans zu spielten, spielten die Differdingen minutenlang schwindlig. Gleich zwei Ecken, darunter ein Kopfball von Prtajin, der an die Latte knallte, konnten Franzoni und Co. noch irgendwie abwehren – bei der dritten – und dem Kopfball von Milovic – mussten sich die Gäste dann allerdings geschlagen geben.
Es dauerte ein paar Minuten, ehe D03 wieder Land sah. Besonders Ziljkic bereitete Differdingen Kummer auf der rechten Seite. Es blieb spannend bis zur allerletzten Sekunde. So packte Cappa noch eine tolle Parade gegen Ziljkic aus, der in der 80. an Franzoni und d’Anzico vorbeigekommen war. Der eingewechselte Maazou leitete die Großchance des zweiten Durchgangs ein, als er Barbosa am zweiten Pfosten bediente. Der Schuss wurde abgewehrt. De Almeida bekam aber nicht ausreichend Druck auf den zweiten Ball, um den Keeper zu überwinden. So blieb es beim 1:1 in einem Duell, das alles in allem nichts für schwache Nerven war.
Statistik
Olimpija Ljubljana: Vidovsek – Lasickas, Milovic, Crnomarkovic, Krefl – Pilj (59. Ziljkic) – Nukic, Doffo, Elsnik, Kvesic – Prtajin (72. Spehar)
Déifferdeng 03: Cappa – Franzoni, D’Anzico, Brusco, Bedouret, Lempereur – Medina, Oliveira (83. Maazou), Pami (69. Tamba), Trani (67. de Almeida) – Barbosa
Schiedsrichter: Balakin – Zhukov, Berkut (alle UKR)
Gelbe Karten: Lasickas, Krefl – Medina
Torfolge: 0:1 Krefl (10., Eigentor), 1:1 Milovic (62.)
Beste Spieler: Ziljkic, Kvesic – Trani, Oliveira
Zuschauer: 1.000
Stimmen zum Spiel
Albert Riera (Olimpija-Trainer): „Wir können nicht zufrieden sein, wenn wir nicht gewinnen. Es war schwer, gegen die enge Verteidigerkette anzukommen. Wir hatten Probleme beim letzten Pass. Aber wir wissen jetzt, wo die Probleme sind. Die will ich aber nicht preisgeben, um dem Gegner keine Tipps zu geben. Die Jungs wissen Bescheid.“
Maurice Spitoni (Déifferdeng-03-Trainer): „Dieses Ergebnis erlaubt es uns, weiter an eine Qualifikation zu glauben. Das bedeutet auch, dass wir zu Hause vor unserem Publikum und einer großen Kulisse um den Einzug in die zweite Runde spielen können. Es handelt sich um ein großartiges Resultat. Wir wussten nicht wirklich, was uns aufgrund des Trainerwechsels erwarten würde. Aber es gab mit Pilj nur eine Positionsänderung, mit der wir nicht unbedingt gerechnet hätten. Almeida hatte am Ende ja sogar noch die Riesenchance zum Sieg … Es gibt insgesamt nicht einen Spieler, der nicht auf der Höhe war. Jeder hat seinen Job gemacht.“
Kevin D’Anzico (D03): „Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir haben gezeigt, dass wir ein Team sind. In den 15 letzten Minuten hat man das besonders gut erkannt. Wir werden jetzt alles geben, um in unserem eigenen Haus einen Sieg einzufahren. Dieses Spiel hat uns viel Vertrauen gegeben. Wir wissen, dass es schwer werden wird.“
Als hätte eine Bombe eingeschlagen …
Exakt in der 30. Spielminute zuckten alle Anwesenden im Stadion mächtig zusammen. Grund dafür war die erste von mehreren lautstarken Explosionen im Fan-Block der Hausherren. Aufgrund der vielen Bengalos kam Rauch auf und der Schiedsrichter unterbrach das Spielgeschehen für mehrere Minuten. Ein Opfer hatte es trotzdem gegeben: Die Ärzte brachten einen sichtlich geschockten Balljungen in Sicherheit, der zum Zeitpunkt der Detonationen direkt vor dem Block gestanden hatte. Daraufhin rückte dann auch eine Sicherheitsbrigade in voller Montur auf. Die aufgeheizten Gemüter im Block beschwerten sich bei dieser Aktion (wieder einmal) über die zahlreichen Trainerentlassungen und Entscheidungen des Vereinspräsidenten.
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