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Fußball„Luxemburg ist unser stärkster Gegner“: Türkischer Nationaltainer Kuntz im Exklusiv-Interview

Fußball / „Luxemburg ist unser stärkster Gegner“: Türkischer Nationaltainer Kuntz im Exklusiv-Interview
Trainer Stefan Kuntz bei der Nations-League-Begegnung Türkei - Färöer Inseln im Basaksehir-Fatih-Terim-Stadion in Istanbul Foto: AFP/Ozan Kose

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Nach tollen Erfolgen als U21-Coach Deutschlands hat Stefan Kuntz als Teamchef der Türkei eine neue große Herausforderung, mit der Teilnahme an der EURO 2024 als erklärtes Ziel. Nach einem furiosen Start in der Nations League und vor dem Gastspiel in Luxemburg fand Stefan Kuntz Zeit für ein Exklusiv-Interview für das Tageblatt.

Tageblatt: Niemand ist glücklich mit dem Spielplan in der Nations League, mit vier Spielen in zehn Tagen am Ende der Saison. Ihre Mannschaft scheint jedoch kein Problem damit zu haben. Die Siege gegen die Färoer-Inseln sowie gegen Litauen waren sicher erwartet; wohl aber nicht mit einem Torfestival von 10:0.

„Unser Ziel ist es, alle Spiele in unserer Gruppe zu gewinnen. Die Art und Weise, wie sich unsere Mannschaft in den ersten zwei Spielen präsentiert hat, war wirklich sehr gut; und natürlich war ich zufrieden. Vor dem Start in die Nations League haben wir über dieses Programm gesprochen, aber wir haben beschlossen, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind, und wollen das Beste daraus machen. Ich denke, dies zeigt auch den guten Charakter meiner Spieler.“

Jeder, der letzten Sommer die EURO 2020 verfolgt hat, war von den Darbietungen der Türkei sicherlich enttäuscht. Was war Ihr Plan, als Sie den Türkei-Job begonnen haben, und sind Sie zufrieden mit der Entwicklung bis jetzt?

„Über die EURO 2020 kann ich nicht viel sagen. Ich möchte kein Urteil abgeben über Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind. Als ich Teamchef wurde, wollte ich zuerst herausfinden, was die Probleme in der Mannschaft waren, wie es mit dem Selbstvertrauen aussah und wie die Strategie war. Danach habe ich mit meinen Mitarbeitern und auch mit den Spielern viel darüber gesprochen, über den besten Weg und die beste Taktik, um das Nationalteam wieder stark zu machen. Ich habe mir viele Spiele angeschaut, sowohl in der türkischen Liga als auch von Klubs im Ausland, wo unsere Teamspieler unter Vertrag sind. Ich wollte mit allen einen guten Kontakt haben, sowohl mit den erfahrenen als auch mit jungen Spielern. Ebenso mit der U21-Auswahl und natürlich auch mit den Leuten aus dem türkischen Fußballbund (TFF). Schritt für Schritt bekommt man dann das Gefühl für das Team und dann kann man seine eigenen Ideen gestalten, wie man spielen sollte und könnte. Gegenwärtig bin ich zufrieden, aber ich weiß natürlich, dass die Mannschaft steigerungsfähig ist und dass noch viel Arbeit auf uns wartet.“

Auf welche jungen Spieler in Ihrer Mannschaft sollten die Fans am Samstag ihre Aufmerksamkeit richten?

„Ich möchte keine Namen nennen, aber wenn man sich den Kader anschaut, kann man sehen, dass wir drei U21-Spieler im Aufgebot haben sowie auch einige andere jüngere Spieler. Wie immer gibt es in der Türkei viele talentierte Spieler. Einige davon werden Sie vielleicht schon am Samstag gegen Luxemburg sehen.“

Wie stark schätzen Sie Luxemburg ein?

„Von Beginn an war ich sicher, dass Luxemburg unser stärkster Gegner in unserer Gruppe sein wird. Sie machen wirklich gute Arbeit. Sie haben Spieler, die sich bei ausländischen Vereinen gut entwickeln. Unlängst kamen zwei Spieler aus der Ukraine in die türkische Liga (Olivier Thill und Gerson Rodrigues, Anm.d.Red.). All dies zeigt, dass Luxemburg mittlerweile einen Status erreicht hat, den man respektieren muss. In der Vorbereitung auf das Match am Samstag sind wir uns dessen bewusst.“

Erwarten Sie eine Heimspiel-Atmosphäre, dank der türkischen Fans aus der Diaspora?

„Es wäre wunderbar, wenn die Stimmung so sein könnte wie bei Heimspielen in der Türkei. Dieser Rückhalt unserer Fans bedeutet meinen Spielern sehr viel. Ich bin neugierig, wie die Atmosphäre in Luxemburg sein wird, und ich freue mich schon auf das Spiel. Für mich persönlich wird es definitiv wie ein Heimspiel sein, mit Familie und Freunden im Stadion, da ich ja 45 Minuten von Luxemburg entfernt wohne, in der Nähe von Saarbrücken.“

Steckbrief

Name: Stefan Kuntz
Geboren am
30.10.1962 in Neunkirchen (D)
Staatsangehörigkeit:
Deutscher
Position als Spieler:
Stürmer
Stationen als Aktiver:
Borussia Neunkirchen, VfL Bochum, Bayer Uerdingen, 1. FC Kaiserslautern (alle D), Besiktas Istanbul (TUR), Arminia Bielefeld, VfL Bochum, Borussia Neunkirchen, FV  Furpach, Palatia Limbach (alle D)
Erfolge als Aktiver:
25 Länderspiele (6 Tore) für Deutschland, Europameister 1996, 2x Torschützenkönig der Bundesliga, 1x Deutscher Fußballer des Jahres
Stationen als Trainer:
Borussia Neunkirchen, Karlsruher SC, Waldhof Mannheim, LR Ahlen, Deutschland U21, Olympiaauswahl Deutschland, Türkei (seit Oktober 2021)
Stationen als Funktionär:
Ab 8. April 2008 Vorstandsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern (D)