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RadsportJempy Drucker war mit der Nationalmannschaft unterwegs: „Die Jungs haben nicht genug Vertrauen in sich“

Radsport / Jempy Drucker war mit der Nationalmannschaft unterwegs: „Die Jungs haben nicht genug Vertrauen in sich“
Jempy Drucker war bei der Flèche du Sud im Anzug der FSCL unterwegs Foto: Luis Mangorrinha/Le Quotidien

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Jempy Drucker hat die luxemburgische Nationalmannschaft bei der Flèche du Sud begleitet. Für den 35-Jährigen ging es darum, seine Erfahrung weiterzugeben. Wie Drucker im Gespräch mit dem Tageblatt verrät, kann er sich diesen Job durchaus für die Zukunft vorstellen. 

Tageblatt: Jempy Drucker, seit dieser Saison sind Sie nicht mehr im Radsport aktiv. Genießen Sie den Ruhestand?

Jempy Drucker: Den aktiven Ruhestand, ja (lacht). Mir geht es gut. Ich habe den „Switch“ von der aktiven Karriere in den Ruhestand, in Anführungszeichen, gut gemeistert. Es ist schön, zu Hause zu sein und Zeit mit der Familie zu verbringen. Normal war ich 200 Tage im Jahr unterwegs. Da kommt die Familie zu kurz. Ich bin jetzt auch an Wochenenden zu Hause, was sehr ungewohnt ist. Das tut gut.

Besuchen Sie gelegentlich noch Rennen?

Ich schaue mir die meisten Radrennen im Fernsehen an. Ich war nun ein paar Mal mit dem luxemburgischen Verband unterwegs und habe meine Erfahrung weitergegeben. Ich war beispielsweise bei Gent-Wevelgem.

Werden Sie nun als Trainer weiterarbeiten?

Ich habe zumindest den Trainerschein gemacht. Mit der Erfahrung, die ich besitze, wäre es vielleicht verschwendetes Potenzial gewesen, nicht den Schein zu machen. Der Lehrgang wurde von der UEC und UCI in Portugal angeboten. 

Haben Sie konkrete Pläne für die Zukunft?

Ganz konkret ist noch nichts. Ich bin zurzeit mit dem Verband unterwegs, das macht mir Spaß. Ich biete hier gerne meine Hilfe an. Fest unterschrieben ist nichts, aber vielleicht ist das etwas, was ich mir in Zukunft vorstellen kann. 

Was halten Sie vom jungen luxemburgischen Nachwuchsteam?

Wir haben viel Potenzial im Team. Auch die Jungs von Leopard, die öfter mit dem Verband mitkommen, sind gut. Wir haben insgesamt eine gute Gruppe. Ihr größtes Problem ist, dass sie nicht genug Vertrauen in sich selbst haben, da versuche ich, ihnen zu helfen. 

Sie fungieren also auch sozusagen als Mentaltrainer?

Ja, das auch, aber ich bin kein Psychologe. Ich merke, wenn sie sagen: Da und da werden wir abgehängt. Aber nein, die anderen Fahrer haben auch nur zwei Beine. Wenn du zu Hause gut arbeitest und viel trainierst, dann kannst du mit Selbstvertrauen ein Rennen angehen. Das ist aber nicht nur ein Problem im Radsport, sondern generell im luxemburgischen Sport. Es wird oft gesagt, dass man aus Luxemburg kommt und es deswegen sowieso nichts wird. Aber die letzten Jahre hat man mit den Schlecks, Kirchen oder Jungels gesehen, dass es möglich ist, Großes zu erreichen. Das soll für unsere Nachwuchsfahrer ein Ansporn sein. 

Die Flèche du Sud kann bekanntlich der erste Schritt sein, Großes zu erreichen … 

Ja, die Flèche ist ein gutes Rennen dafür. Die Siegerliste zeigt dies. Mit Bradley Wiggins, Geraint Thomas, Andy Schleck oder Bob Jungels haben hier Top-Fahrer gewonnen. Es ist eine Ehren-Liste – man sieht: Die Jungs, die hier gewinnen, können auch bei den Profis einiges erreichen.