Tageblatt: Sie sind Präsident der LSAP-Sektion und Vereinsoberhaupt des Wiltzer Fußballklubs. Ist Rot die einzige Farbe in Ihrem Leben?
Michael Schenk: Zudem habe ich ja noch rote Haare und bin Bayern-Fan. Das Symbol meines Arbeitgebers ist eine rote Rose (elisabeth.lu). Dass Rot meine Farbe ist, kann man also so sagen. Aber es sind wohl eher Zufälle. Ich bin ein toleranter Mensch, andere Farben sind auch in Ordnung.
Streben Sie, als aktueller Gemeinderat, eine große politische Karriere an?
Wenn man sich Wahlen stellt, dann ja auch mit den Ambitionen, die Stimmen der Wähler zu bekommen. Wenn man sich engagiert, soll man das mit vollem Einsatz tun. Ich verschließe mich keinen Optionen. Ich werde im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder bei den Gemeindewahlen antreten. Wie es für die Chamber-Wahlen aussieht, weiß ich noch nicht. 2011 bin ich damals, noch ohne Parteikarte, gleich in Eschweiler in den Schöffenrat von François Rossler eingezogen. Ich konnte mich mit den Werten der LSAP identifizieren und 2015 gab es die große Fusion.
Hatte es lange gedauert, um als damals 29-Jähriger den nötigen Respekt an der Spitze des Fußballklubs zu bekommen?
Es war relativ komisch. Ich war gar nicht mit der Idee zur Generalversammlung gegangen, das Amt zu übernehmen. Meine Frau saß schwanger zu Hause – und mein Schwiegervater hat sie dann angerufen und ihr erklärt, wie es dazu kam. Er hat ihr klargemacht, dass es nicht meine Schuld gewesen ist … (lacht) Es war Bürgermeister Frank Arndt, der das wollte. Durch unseren Mannschaftsgeist haben wir das hinbekommen. Klar hat sich der eine oder andere die Frage gestellt, ob ich – ohne Erfahrung – der Richtige dafür wäre. Aber ich hatte nie Angst oder das Gefühl, nicht respektiert zu werden. Ich bin ja auch in der Politik unterwegs und Direktor mehrerer „Maison relais“. Respekt bekommt man nicht, wenn man draufschlägt. Man muss wissen, wie man mit seinen Mitmenschen umgeht. Es kommt auch mal vor, dass ich in die Kabinen gehe. Aber es ist wie bei Kindern: Man darf nicht zu oft mit der Faust auf den Tisch schlagen. Je öfter man es tut, umso kleiner wird die Wirkung. Das muss man sich also für die entscheidenden Momente aufheben.
Noch liegt der Klub nicht ganz im „Pëtz“ … Wünschen Sie sich trotzdem manchmal einen Mäzen herbei?
Ich bin der Meinung, dass der Luxemburger Fußball nicht für das Mäzenatentum gemacht ist, sondern für die Leute. Was hat man davon, außer dass man sich damit selbst in die Vitrine stellt? Kein Luxemburger Verein wird die Champions League, Europa League oder Conference League gewinnen. Klar wäre es in verschiedenen Momenten sicherlich einfacher, aber letztlich ist es dankbarer, es aus eigener Kraft zu schaffen. Wir versuchen, unser Budget mit den entsprechenden Sponsoren aufzustellen. Das ist repräsentativer als jemand, der nur das Portemonnaie öffnen muss.
Sie sind Direktor mehrerer „Maison relais“. Wie wichtig ist der Jugend das Thema Fußball – und Sport insgesamt?
Das Thema Fußball ist immer präsent. Nur anders als früher. Damals haben wir im Pausenhof Kaffee für die Lehrer geholt, um noch ein paar Minuten länger draußen gegen den Ball treten zu können. Heute haben die Kinder sehr viele Ablenkungen, vom Fernseher bis zur Playstation. Die richtigen Straßenfußballer fehlen. Zudem wurden wir auch anders aufgezogen. Der heutige Wiltzer Bürgermeister (Frank Arndt) war damals unser Trainer. Er konnte auch mal etwas strenger sein. Das steckten wir einfach weg und sind auch weiterhin zum Fußball gegangen – aus Leidenschaft. Mittlerweile haben wir Sportkoordinatoren überall eingestellt, aber es ist noch ein weiter Weg, um diese Spaßgedanken wieder zu vermitteln.
Wann und warum endete Ihre eigene Fußballkarriere?
Ich habe 2002 aufgehört, um mich auf den Radsport und Triathlon zu konzentrieren. Danach spielte ich noch in Clerf, aber eben nur als Hobby und mit zwei Trainingseinheiten pro Woche. Wir hatten den Aufstieg in die zweite Division geschafft. Mit den Wiltzer Cadets haben wir am letzten Spieltag die Meisterschaft verpasst. In dieser Saison habe ich drei Tore gemacht, u.a. einen Kopfballtreffer gegen Düdelingen. Ich war damals Sechser und Verteidiger. Ein anderes Tor habe ich damals während eines Poussins-Turniers in Paris gegen Olympique Marseille geschossen. Sagen wir so: Ich habe immer gerne gespielt, aber nie gut.
Michael Jackson oder Michael Schumacher: Wie wird Ihr Vorname ausgesprochen?
Mein Vater sagt Michael (wie Schumacher), wenn er wütend ist. Und meine Frau auch. Dann habe ich meist Pause. Ansonsten ist es Misch.
Haben Sie dem Alkohol auf ewig abgeschworen?
Mit Freunden haben wir damals meinen 18. Geburtstag ordentlich am Wiltzer Schloss gefeiert. Der eine oder andere – ich eingeschlossen – hatte etwas zu tief ins Glas geblickt. Während ein paar Jahren habe ich danach keinen Tropfen Alkohol angefasst und war immer der Chauffeur für die anderen. Aber insgesamt habe ich nie viel getrunken. Jetzt gönne ich mir mal ein Bier, wenn wir gewinnen, aber das kommt ja nicht sehr oft vor im Moment … Es muss Simon sein, alles andere trinke ich aus Prinzip nicht. Man sollte auf die lokalen Betriebe setzen.
2 Fragen zum Wochenende
Die höchste Saisonniederlage kassierte Wiltz beim 1:5 in Rosport. Was muss die Mannschaft am Sonntag anders machen, um gegen die Thomé-Elf zu gewinnen?
Mittlerweile bekommt man das Gefühl, dass jeder Schuss in unserem Tor landet. Auch damals hätte Rosport wohl vom Camping aus gegen uns getroffen. Wir müssen endlich damit aufhören, so viele Geschenke zu verteilen. Wir machen es dem Gegner leicht mit unseren unnötigen Fehlern. Es geht jetzt darum, uns irgendwie zu stabilisieren und drin zu bleiben.
Ist das Restprogramm vielversprechend genug, um die Relegationsplätze noch zu verlassen?
Es stehen uns noch Hesperingen, Niederkorn und Düdelingen bevor. Aber wir wissen auch, dass wir Qualitäten haben, um jede Mannschaft zu schlagen – um gleichzeitig gegen jeden verlieren zu können. Es stehen uns noch acht Spiele bevor, es ist also noch nicht an der Zeit, um den Kopf in den Sand zu stecken. Und sollten wir tatsächlich das Relegationsspiel bestreiten müssen, dann ist es eben so. Es ist schwer, aber nicht unmöglich.
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