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GeldanlagenSparen bleibt immer noch schwierig

Geldanlagen / Sparen bleibt immer noch schwierig
Die alte Weisheit, Geld auf ein Sparbuch zu legen und es für sich arbeiten zu lassen, ist seit mehreren Jahren nur noch eine leere Floskel Foto: Editpress-Archiv

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Seit Jahren schon wird es den Menschen in Europa schwierig gemacht, Geld zu sparen. Mit dem Krieg in der Ukraine wird sich die Lage wohl kaum verbessern, schreibt Wirtschaftsjournalist Christian Muller. Zwar kann in Krisenzeiten viel Geld verdient werden, doch das geht nicht, ohne dass man Risiken eingeht.

Die alte Weisheit, Geld auf ein Sparbuch zu legen und es für sich arbeiten zu lassen, ist seit mehreren Jahren nur noch eine leere Floskel. Seit bereits 2014 müssen Europas Banken nämlich einen Strafzins bezahlen, wenn sie bei der Zentralbank Geld parken. Dies erhöht ihre Kosten. Bei den Finanzinstituten entsteht so das Bedürfnis, die Kosten an die Kunden weiterzugeben.

Von den Strafzinsen blieb die Mehrheit der Privatleute in den letzten Jahren zwar verschont. Meist wurden nur Konten mit mehr als einer halben Million Euro mit Negativzinsen belastet. Eine nennenswerte Vergütung für ihre Spareinlagen erhielt jedoch auch der weniger wohlhabende Mensch in den letzten Jahren keine mehr.

Die Niedrigzinsen weiten sich, mit der Zeit, immer weiter aus. Laut den Zahlen der Luxemburger Zentralbank war der durchschnittlich angebotene Zinssatz auf neuen Spareinlagen („dépôts à terme“ von bis zu einem Jahr) erstmals im Dezember 2020 auf unter null gefallen. Der durchschnittliche Zinssatz erholte sich danach wieder leicht, fiel jedoch mehrmals wieder unter null. Auch im Januar 2022 haben die Banken ihren Kunden auf neuen Spareinlagen, im Schnitt, nur einen negativen Zinssatz von -0,16 Prozent angeboten.

Strafzinsen für alle

Am Ende des Jahres steht bei den Sparern somit automatisch weniger Geld auf dem Sparkonto als am Jahresanfang. So können sie sich nach einem Jahr Sparen weniger mit ihrem Geld kaufen als noch ein Jahr zuvor.

Unternehmen mussten im Januar 2022 derweil noch schmerzhaftere -0,38 Prozent Strafzinsen auf ihren Spareinlagen in Kauf nehmen. In Luxemburg zahlen Firmen und „Nicht-Finanzgesellschaften“ im Schnitt bereits seit August 2015 auf Spareinlagen Strafzinsen. Sparen ist für sie damit komplett unmöglich.

Diese Politik hatte Europas Zentralbank nach der Finanz- und Schuldenkrise eingeführt. Die Notenbanker wollten Bürger und Unternehmen damals dazu zwingen, ihr Vermögen auszugeben. Damit würde der Konsum und im Endeffekt das Wirtschaftswachstum steigen, so ihre Hoffnung. Das wiederum solle dabei helfen, die hohe Verschuldungsquote einiger Staaten durch das Wirtschaftswachstum zu reduzieren. Für die Bürger der Eurozone, die Geld für ein Zukunftsprojekt sammeln wollten, war eine schwere Zeit angebrochen.

Als Jahre später die Corona-Krise zuschlug, war Europa immer noch in diesem geldpolitischen Krisenmodus. Die wirtschaftlich besseren Jahre waren nicht für eine Normalisierung der Zinspolitik, und auch nicht für eine Verbesserung der Verschuldungsquote der Staaten genutzt worden. Europas Zentralbank kündigte einfach erneut eine gewaltige Geldschwemme an. Wieder galt es, die eingebrochene Konjunktur zu stützen und die Zinszahlungen der hoch verschuldeten Staaten im Zaum zu halten.

Zinsentwicklung in Luxemburg von 2003 bis heute
Zinsentwicklung in Luxemburg von 2003 bis heute Grafik: Zahlen der Luxemburger Zentralbank

Geldentwertungsrate steigt immer schneller

Als nach dem Corona-Stillstand die Wirtschaft 2021 wieder stark zulegte und Lieferschwierigkeiten die Inflationsrate in die Höhe trieb, wurden Europas Währungshüter überrascht. Trotzdem entschieden sie sich, nicht mit Zinserhöhungen gegen die steigenden Preise vorzugehen. Es handle sich nur um eine vorübergehende Entwicklung, waren sie überzeugt.

Mit dem Krieg in der Ukraine werden nun die Preise für viele Güter, von Energie bis Metalle und Getreide durch den Krieg noch weiter in die Höhe getrieben. Für die Menschen, die gerne Geld für Zukunftsprojekte sparen wollen, wird die Lage damit noch schwieriger. Zu dem negativen Zinssatz kommt nun noch die sehr hohe Geldentwertungsrate hinzu. Europaweit lagen die Preise im Februar 2022 5,8 Prozent über denen vom Vorjahr. In Luxemburg lag die Inflationsrate in dem gleichen Monat bei rekordträchtigen 6,6 Prozent.

Auch Europas Währungshüter haben das Problem mittlerweile erkannt. Ihre Inflationserwartung für 2022 hat sie drastisch angehoben, von 3,2 Prozent auf 5,1 Prozent. In ihrer letzten Sitzung haben sie nun langsam begonnen, den Weg für eine zukünftige Zinswende zu ebnen. Wann das passieren sollte, bleibt jedoch komplett offen. Im Gegensatz zu den Vorjahren können sich, mit den zunehmenden Unsicherheiten, nun nämlich auch wieder die Konjunkturaussichten eintrüben.

 Foto: Bloomberg/Chris Ratcliffe

Suche nach Alternativen

Mit dem Krieg ist die Lage für Menschen, die Geld sparen wollen, nun demnach noch schwieriger geworden. Das auf Sparbüchern angelegte Geld verliert immer schneller an Wert.

Auch Alternativen zum klassischen Sparen oder einfach zur Absicherung des eigenen Vermögens, sind immer schwieriger zu finden. Es gibt zwar viele Möglichkeiten, doch sind diese zumeist mit deutlich mehr Risiko behaftet. Vor allem in Zeiten von hohen Unsicherheiten.

Wer sich auskennt, Mut hat und mit möglichen Verlusten leben kann, kann einen Teil seines Kapitals in Aktien, Anleihen oder Edelmetalle anlegen. Doch gerade Kurse an den Märkten sind aktuell durch starke Schwankungen mit noch mehr Risiko behaftet als zu normalen Zeiten.

Auch andere Geldanlagen, wie der Kauf von Kunstwerken, Gold oder Kryptowährungen, setzen Kenntnisse des Marktes voraus. Zudem sind auch sie hohen Risiken durch stark schwankende Kurse ausgesetzt.

Immobilien bleiben attraktiv

Wer sich weniger gut auskennt, aber trotzdem auf der Suche nach einer Rendite ist, der kann in Investmentfonds (eine Luxemburger Spezialität) investieren. Hier wird das Risiko breiter gestreut, aber es verschwindet nicht ganz. Experten suchen die verschiedenen Positionen für das Portfolio aus. Sie erhalten für ihre geleistete Arbeit eine Kommission.

Daneben gibt es auch sogenannte ETF (Exchange-Traded Funds). Das sind börsengehandelte Investmentfonds, die zumeist passiv einen Markt, einen Index abdecken. Da dies weniger Arbeit erfordert, sind die Kosten geringer. Die Erfolgschancen sind jedoch auch nicht höher als die des Marktes.

Wer größere Summen zum Investieren hat, für den gibt es den Immobilienmarkt. Wenn die Vergangenheit ein guter Ratgeber ist, dann verspricht diese Investitionsform in Luxemburg in Zukunft auch nachhaltige Wertsteigerungen. Den letzten Zahlen zufolge winken satte Wertsteigerungen von mehr als zehn Prozent.

Zudem sind Zinsen für Kredite nach wie vor so günstig wie selten zuvor. Für einen neuen Immobilienkredit mit einem festen Zinssatz forderten die Luxemburger Banken im Januar im Schnitt zwischen 1,23 und 1,49 Prozent Zinsen. Auch bei variablen Zinsen lag der Satz bei zwischen überaus günstigen 1,09 und 1,3 Prozent.

Jules
29. März 2022 - 17.35

Zuhause in den Strümpfen ist
es besser angelegt.