Tageblatt: Christine Majerus, ein weiterer Landesmeistertitel, ein weiteres Jahr im rot-weiß-blauen Trikot. Wie haben Sie das Rennen erlebt?
Christine Majerus: Es war eine komplizierte Strecke, die sich im Vergleich zur Streckenbesichtigung sehr verändert hat – mir hat das nicht missfallen. Vor drei Tagen glich die Strecke einer Autobahn, durch das Wetter wurde es aber viel technischer und vor allem physischer. Das kam mir entgegen. Ich denke, dass ich ein ordentliches Rennen gefahren. In der ersten Runde hatte ich Probleme mit meinem Rad. Die Schaltung ist gesprungen. Ich habe also sofort das Rad gewechselt und konnte dann mein Rennen fahren. Danach habe ich konstant Löcher gerissen. Ich war sehr konzentriert, habe keine Fehler gemacht und bin auch auf Sicherheit bedacht gefahren. Darüber bin ich sehr glücklich.
Was sagen Sie zu der Strecke in Ettelbrück?
Ich würde Ihnen gerne was anderes sagen, aber die Strecke ist wirklich monoton. Nun gut: „Il faut appeler un chat un chat“. Mit dem Matsch wurde es etwas interessanter. Sonst war es nicht wirklich etwas, das mich inspiriert hat. Die Strecke bietet dem Rennen nicht viele Szenarien. Man muss regelmäßig fahren, darf keine technischen Fehler machen. Ich wollte vorneweg fahren, um nach Kurvenausgängen keine Löcher zufahren zu müssen. Das hat mir geholfen, mein Rennen durchzuziehen.
Wie geht es nun für Sie weiter?
Ich glaube, dass ich nicht zur Weltmeisterschaft fahren werde. Es wäre kein Vorteil für meinen Frühling, dahin zu reisen. Meine letzten Ergebnisse zeigen mir, dass ich wohl kein großes Resultat dort einfahren würde. Wenn ich zu einer WM fahre, dann will ich mindestens genauso gut oder noch besser als in den vergangenen Jahren abschneiden – und wenn das schon von vornherein schwierig umzusetzen scheint, sehe ich keinen großen Sinn, ans andere Ende der Welt zu fahren – gerade in solchen Zeiten wie diesen.
Es finden noch zwei Weltcups in Europa statt. Werden Sie dort starten?
Ich wollte mich heute (Samstag) mit meinem Staff zusammensetzen, um zu schauen, ob ich noch die zwei verbleibenden Weltcups in Flamanville (F/16. Januar) und Hoogerheide (NL/23. Januar) bestreite. Wenn man die WM vorbereitet, ergibt es definitiv Sinn, dorthin zu fahren. So muss man sich fragen, ob es Sinn ergibt. Wenn die Weltmeisterschaft in Europa stattfinden würde, würde ich vielleicht auch sagen, dass ich hinfahre und es versuche. Mit einer solchen Reise verliere ich aber zwei Wochen, wenn nicht sogar mehr, in der Vorbereitung auf die Rennen im Frühling – und diese sind am wichtigsten. Ich denke, dass ich ein Kreuz auf die WM in diesem Jahr mache. Vor allem nach den letzten Wochen, die nicht einfach für mich und meine Mannschaft waren. Zu sehen, wie eine der besten Freundinnen um ihr Leben kämpft, nimmt viel Energie (Amy Pieters liegt nach einem schweren Trainingssturz vor zwei Wochen im künstlichen Koma, d. Red.). Man relativiert vieles. Manchmal muss man einfach Stopp sagen können. Sich Zeit nehmen, Abstand nehmen. Vielleicht werde ich noch in Flamanville starten, weil ich das Rennen schon mal gewonnen habe (2017) und es eine schöne Strecke in einer schönen Region ist. Aber man muss die Pro- und Contra-Argumente abwägen.
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