Europäische Kulturhauptstadt ist die zweitgrößte Stadt des Landes ab Ende Februar. Man erwartet sich Besuchermassen und vor allem nachhaltige Auswirkungen auf den Tourismus im Süden des Landes. Deshalb setzen die Organisatoren verstärkt auf Massentauglichkeit, was in Pandemiezeiten mit Risiken verbunden ist.
Entschuldigung, aber jetzt ist es doch geschehen, schon im vierten Satz. Dabei war der Plan, in diesem Rück- und Ausblick Wörter wie Corona, Covid-19, SARS-CoV-2, Deltavariante, Omikron, 3G, 2G+, Virus, Infektion, Inzidenz, R-Wert, PCR-Test, Impfdurchbruch, Welle, Schutzmaske, Abstandregeln, Antikörper, Quarantäne, Querdenker, Schwurbler und Covidioten zu vermeiden. Wie aber soll das gehen?
Es geht nicht, natürlich nicht. Denn Corona ist die größte Krise der Menschheit seit dem Zweiten Weltkrieg. Und trotzdem gibt es noch andere Themen, selbst wenn die in dieser Zeitung im vergangenen Jahr zu oft untergingen. Aus Escher Sicht ist da natürlich das Kulturjahr und die damit verbundenen Investitionen in die Kultur: Konschthal, Bâtiment4, Ariston oder Bridderhaus werden mit der bereits existierenden Infrastruktur die kulturelle Szene der Stadt nachhaltig prägen.
Aus dem Fiasko rund um die Keeseminnen auf „Terres Rouges“ ist scheinbar auch gelernt worden. Bei der Entwicklung der Industriebrache Esch-Schifflingen sollen ähnliche Fehler ausgeschlossen werden. Für das neue Stadtviertel wird übrigens momentan in einem Wettbewerb ein passender Name gesucht. Nur ein kleiner Teil der 62 Hektar großen Fläche liegt auf Schifflinger Gemeindegebiet, weshalb dieser Vorschlag eines rüstigen Schifflingers wohl durchfallen wird. Trotzdem sollte er der Nachwelt erhalten werden, denn Humor ist, wenn man trotzdem lacht: Schiff-sur-Esch!
Und da ist es wieder, das Coronavirus. Auch 2022 wird es uns beschäftigen, und zwar mehr als uns lieb ist. Kulturjahr hin oder her.
Die Michelandemie ist noch immer da, doch es gab auch andere negative Überraschungen in Esch. Die Lallinger zum Beispiel können ein Lied davon singen. Zumindest in der Nic-Mannes- und der Victor-Wilhelm-Straße dürfte dieses Lied aber kaum zu hören sein. Die Idee einer hohlen Pumptrack-Piste aus Aluminium in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern ist schon ziemlich hohl. Gleiches gilt für die Sturheit der Gemeindeverantwortlichen, wegen Kompetenzstreitereien monatelang die Mülleimer am Busbahnhof des „Lycée technique“ überquellen zu lassen. Sturheit ist auch das Stichwort für den Schöffenrat in Sachen Wohngemeinschaften, was in einer Blamage für die Studentenstadt ohne Studenten endete. Alles andere als ein Glanzstück ist auch das Tauziehen um das Südspidol, das den Steuerzahler unter dem Strich teuer zu stehen kommt.
Dagegen kann weder Gemeinde noch Polizei etwas dafür, dass das Ministerium für innere Sicherheit in Sachen „Fourrière“ für den Süden gnadenlos versagte und so das Escher Stadtbild mit beschlagnahmten Schrottkarren „verschönert“ wurde und wird. Auch nicht dafür, dass Filialen (halb-)staatlicher Unternehmen reihenweise geschlossen werden und das Post-Unternehmen offensichtlich kein Problem damit hat, unehrlich auf Journalisten-Anfragen zu antworten.
Unschön auch die Preisanstiege für Energie und im öffentlichen Schwimmbad. Zumindest ist der Zeitpunkt, den Zugang zu Sportaktivitäten zu erschweren, alles andere als glücklich gewählt. Warum, sie ahnen es schon. Die Folgen der Pandemie auf die körperliche und mentale Gesundheit der Menschen, insbesondere der Jugend. Und da ist es wieder, das Coronavirus. Auch 2022 wird es uns beschäftigen, und zwar mehr als uns lieb ist. Kulturjahr hin oder her.
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