Markus Zingen strahlt Ruhe aus. Das tut er jedoch nicht nur im Interview, sondern auch vor seiner Mannschaft. Der Sportliche Leiter weiß, worauf er achten muss, wenn es um die Entwicklung seiner Nachwuchstalente geht. „Die Tendenzen gehen dahin, dass die großen Mannschaften die Radsportler immer jünger für sich gewinnen wollen“, sagt Zingen. „Es kann wie zum Beispiel bei Toptalenten wie Remco Evenepoel funktionieren. Doch es gibt auch genügend Beispiele, die nicht so früh funktioniert haben. Manche Fahrer brauchen eben länger.“ Bei Leopard Pro Cycling erhalten die Radsportler die Zeit, die sie benötigen. „Sie sollen sich in Ruhe weiterentwickeln. Wir möchten, dass sie nicht nur ein bis zwei gute Jahre fahren, sondern auch mit 36 oder 37 noch Spaß am Radsport haben. Wichtig ist für uns, dass sie nicht zu früh ausgebrannt sind.“
Nachdem im letzten Jahr zwei Fahrer des Teams den Sprung in die WorldTour schafften – unter anderem Mattias Skjelmose Jensen (Trek-Segafredo), der am Freitag Dritter wurde –, wird Filip Maciejuk nach dieser Saison zu Bahrain-Victorious wechseln, Miguel Heidemann zieht es zu B&B Hotels p/b KTM. Einer, der diesen Weg auch gehen könnte, ist der Luxemburger Arthur Kluckers. Der 21-Jährige beendete das Zeitfahren am Freitag auf Platz 36 und liegt im Gesamtklassement auf Rang 32. „Arthur hat dieses Jahr einen großen Sprung nach vorne gemacht“, sagt sein Sportlicher Leiter. „Man muss dazusagen, dass junge Sportler mehr unter der Coronapause gelitten haben. Sie sind in der Entwicklung um einige Rennen beraubt worden.“
In diesem Jahr hat Kluckers viel Pech gehabt – im März stürzte er in Kroatien, brach sich die Hand und musste zwei Monate pausieren. Er ließ sich davon jedoch nicht abschrecken, zeigte vor allem bei der Friedensfahrt (2.NCup) in Tschechien mit einem vierten Platz eine Art Trotzreaktion. Der Landesmeister im Straßenrennen der U23 hätte auch bei der Tour de l’Avenir eine gute Rolle spielen können – doch erneut bremste ihn ein Sturz auf der vierten Etappe aus. „Er war in Topform“, sagt Zingen. „Ich bin mir sicher, dass er auf einigen Etappen und im Gesamtklassement vorne reingefahren wäre. Es war insgesamt ein sehr nervöses Rennen. Alleine an den ersten drei oder vier Tagen mussten fünf bis acht Top-Ten-Fahrer das Rennen verlassen. Glücklicherweise zog sich Arthur nur einen Bruch im kleinen Finger zu.“
Laut Zingen fehle bei Kluckers noch „ein wenig die Routine“. Ergebnisse würden dann folgen. „Er ist schon sehr weit. Wenn er diese Saison normal abschließt und in der nächsten Saison auf diesen Erfahrungen aufbauen kann, dann ist er ein Fahrer, der nach der nächsten Saison den Sprung schaffen kann.“
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