James Hormel, der erste offen schwule US-Botschafter, der die USA von 1999 bis 2001 in Luxemburg vertrat, ist tot. Der Philanthrop und Bürgerrechtsaktivist aus Kalifornien starb am Freitag im Alter von 88 Jahren in San Francisco. Sein Ehemann war an Hormels Seite, wie der San Francisco Chronicle berichtete. Die kalifornische Senatorin Dianne Feinstein würdigte Hormel als „inspirierende Figur“. Er habe sich in seiner Heimat und im Ausland für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans-Menschen und queeren Menschen eingesetzt.
1997 hatte der damalige US-Präsident Bill Clinton mit Hormel erstmals einen bekennenden Homosexuellen für einen Botschafterposten nominiert. Er sollte den Posten in Luxemburg antreten. Doch fast zwei Jahre blockierten Konservative die Berufung des wohlhabenden Industriellensohnes im Bestätigungsverfahren des Senats: Nicht weil ihm etwaige Qualifikationen fehlten, sondern weil sie ihn wegen seines Einsatzes für die „gay agenda“ als unpassend empfanden. Erst 1999 wurde Hormel vereidigt, als Clinton ihn mithilfe von Exekutivprivilegien ins Amt hob. „Weder Rasse, noch Glaube, noch Gender oder sexuelle Orientierung sollte eine Rolle spielen bei der Auswahl der Botschafter der Vereinigten Staaten“, sagte die damalige US-Arbeitsministerin Madeleine Albright. Hormel wurde anschließend nach Luxemburg entsandt.
Die aktuelle Bürgermeisterin von Luxemburg-Stadt und DP-Politikerin Lydie Polfer kann sich noch gut an die Ankunft von Hormel erinnern. Sie habe ihn einige Tage, ehe sie das Amt als Außenministerin antrat, noch als damalige Bürgermeisterin der Hauptstadt empfangen. Dass Hormels Ernennung „gar nicht so einfach war“, ist auch der Politikerin noch gut in Erinnerung. „Er war sehr freundlich und mit seinem Partner immer sehr diskret. Als wir nach der Zeremonie vor die Tür traten, sah ich, dass sein Lebensgefährte im Auto saß. Da meinte ich zu ihm, er hätte ihn auch sehr gerne mitbringen können“, erzählt Polfer am Telefon. Hormel habe sich über den herzlichen Empfang sehr gefreut.
Der Botschafter habe „sehr gute“ Beziehungen nach Luxemburg und immer ein offenes Haus für Besucher gehabt. „Als ich später als Außenministerin die USA besuchte, habe ich mich noch mal privat mit ihm getroffen“, sagt Polfer. Sie bedauert den Tod Hormels sehr.
Aus seiner ersten Ehe, die 1965 geschieden wurde, hatte Hormel fünf Kinder. Seine Ex-Frau unterstützte ihn während des Streits zu seiner Ernennung zum US-Botschafter. Ab den 1970er Jahren lebte der Rechtswissenschaftler und Mitbegründer der Bürgerrechtsorganisation Human Rights Campaign in San Francisco. Dort engagierte er sich in Bereichen wie Aidsforschung und Kulturarbeit. 2014 heiratete Hormel Michael P.N. Araque. Seine Hochzeit wurde von der heutigen US-Haussprecherin Nancy Pelosi geleitet.
Pelosi erinnert dann auch in ihrem Statement zu Hormels Tod an seine Rolle als Vorbild: „Als erster offen schwuler US-Botschafter hatte er den Mut, ein Pionier zu sein, und hatte den Patriotismus, die Herausforderung anzunehmen. Er hat den Weg für eine neue Generation von Führungskräften bereitet und die Stimmen von LGBTQ in unserer Außenpolitik hervorgehoben.“ Der Präsident der Human Rights Campaign Alphonso David würdigt Hormel als „Giganten in der Bewegung für die Gleichberechtigung von LGBTQ+“. Hormel sei ein historischer und „bahnbrechender Diplomat“ gewesen, der „zukünftigen Generationen von jungen LGBTQ+-Menschen zeigte, dass sie alles erreichen können“. (dpa/joé)
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können