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RadsportOlympisches Straßenrennen mit Kevin Geniets und Michel Ries: Schwerer Stand für luxemburgisches Duo

Radsport / Olympisches Straßenrennen mit Kevin Geniets und Michel Ries: Schwerer Stand für luxemburgisches Duo
Kevin Geniets und Michel Ries (rechts) feiern ihre Olympia-Premiere in Tokio Fotos: Anouk Flesch/Tageblatt

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Kevin Geniets und Michel Ries werden in der Nacht von Freitag auf Samstag um 4.00 Uhr (MESZ) ins olympische Straßenrennen starten. Auf einem schwierigen Parcours nimmt das luxemburgische Duo die Außenseiterrolle ein, ohne sich jedoch verstecken zu wollen. Im Gespräch erzählen die beiden Radsportler aber auch, warum sie sich ihre Premiere bei den Olympischen Spielen etwas anders vorgestellt haben. 

Für viele Sportler ist Olympia nicht nur etwas Besonderes, weil es die größte Sportveranstaltung der Welt ist oder weil eine große Geschichte hinter der Veranstaltung steht. Viele Athleten schätzen diese einmalige Gelegenheit, sich mit anderen Sportlern auszutauschen oder andere Wettbewerbe zu besuchen. Doch von diesem olympischen Flair, von dem man dann gerne spricht, bekommen die Radsportler nichts mit. „An sich ist das alles schon sehr traurig“, sagt Kevin Geniets. „Wir sind in einem Hotel, weit weg vom Olympischen Dorf, und fühlen uns eingesperrt. Wir haben hier nicht viel mit Olympia zu tun, außer dass wir vielleicht beim Rennen ein paar Ringe sehen werden. Vom olympischen Flair kann man nicht sprechen.“ Das sieht auch Michel Ries, der zweite luxemburgische Starter beim olympischen Straßenrennen der Männer, ähnlich. „Wir können mit dem Fahrrad raus, wir befinden uns in einer schönen Gegend. Aber es fühlt sich eher an wie ein normales Rennen, nicht wie Olympia. Wir sind sehr isoliert und bekommen nicht viel mit.“

Doch die Corona-Maßnahmen, die den Radsportlern in Tokio dieses besondere Erlebnis vermiesen, sollen ihre Teilnahme an Olympia nicht relativieren. „Ich bin sehr froh und stolz, hier zu sein“, macht der luxemburgische Landesmeister klar. „Es war ein Ziel meiner Karriere, einmal bei Olympia und einmal bei der Tour zu starten. Olympia ist am Samstag abgehakt. Es ist besonders, hier zu sein, es ist kein Rennen wie jedes andere.“ Für Ries wie auch für Geniets ist es die Premiere bei Olympia. Bei den letzten beiden olympischen Straßenrennen hatte Luxemburg nur jeweils einen Solostarter an den Start schicken dürfen. 2016 wurde Fränk Schleck in Rio de Janeiro 20., Laurent Didier erreichte 2012 in London den 64. Platz. Für das beste Ergebnis eines Luxemburgers bei Olympia sorgte Andy Schleck 2008 mit einem fünften Platz.

Die Marke von Andy Schleck zu verbessern, würde auch gleichbedeutend damit sein, sehr nah an die Medaillenplätze zu kommen – was in diesem Jahr für das luxemburgische Duo einer Herkulesaufgabe gleichkommt. 234 Kilometer und insgesamt 4.865 Höhenmeter müssen vom Musashinonomori Park bis zur Rennstrecke, dem „Fuji International Speedway“, bewältigt werden. Knackpunkt des Rennens wird der 6,8 Kilometer lange Mikuni-Pass sein, der etwa 30 Kilometer vor dem Ziel auf das Peloton wartet. „In der Realität ist der Anstieg noch härter, als das Profil ihn ausweist“, sagt Ries, der gemeinsam mit seinem Teamkollegen die Strecke bereits komplett besichtigt hat. „Der letzte Anstieg ist sehr steil, aber das liegt mir.“ 

Entscheidende Faktoren

Die Fahrer, die nach dem Anstieg noch vorne dabei sind, können sich berechtigte Chance auf Edelmetall ausrechnen. „Es ist unmöglich für uns, mit den Besten über den Berg zu kommen“, sagt Geniets. „Wir müssen versuchen, vorher etwas zu probieren oder den Abstand nicht zu groß werden zu lassen und eine Gruppe mit guten Rouleuren zu erwischen. Nach dem Gipfel sind es noch einige Kilometer bis zum Ziel.“ Für Geniets ist das Profil der Strecke und vor allem der letzte Anstieg zu steil. Besonders auch der Fakt, dass Luxemburg mit zwei Fahrern am Start ist, spielt dem Duo nicht in die Karten. Eine wirkliche Renntaktik kann deswegen nicht umgesetzt werden. „Zu zweit können wir taktisch nichts machen. Wir werden versuchen, bis in den letzten Berg dabei zu sein, und dann gilt es für jeden von uns, so gut wie möglich hochzukommen“, erklärt Geniets.

Das Rennen in die Hand nehmen werden die Außenseiter-Nationen sicherlich nicht. Dieser Aufgabe werden sich wohl vor allem die Niederlande, Belgien, Frankreich, Italien oder Spanien annehmen müssen, die alle fünf Athleten ins Rennen schicken dürfen. Zu den Favoriten gehören vor allem Tour-Sieger Tadej Pogacar und sein Landsmann Primoz Roglic, das belgische Duo Wout van Aert und Remco Evenepoel sowie Altmeister Alejandro Valverde. Gespannt wird man sein dürfen, welchen Einfluss die Tour de France noch auf das Rennen haben wird. 

Während einige drei Wochen unter voller Belastung die Tour de France fuhren, sind andere seit einem Monat ohne Rennpraxis unterwegs. Schwer zu sagen bleibt, ob die Tour also ein Vorteil oder Nachteil ist. „Das wissen wir erst am Samstag nach dem Rennen“, schmunzelt auch Ries. „Es hängt davon ab, wie müde man aus der Tour kommt – körperlich, aber vor allem auch mental.“ Ries, der sich gemeinsam mit Geniets und Christine Majerus in den Alpen auf Tokio vorbereitet, hat sein letztes Rennen am 20. Juni bei den Landesmeisterschaften absolviert. „Man kann es als Nachteil sehen, dass wir keine Rennen in den Beinen haben. Auf der anderen Seite kann man aber auch sagen, dass wir frischer sind.“ 

Ein anderer Faktor, der eine Rolle spielen wird, ist das Wetter. Zum Rennen werden 31 Grad Celsius Maximaltemperatur erwartet, die in Kombination mit einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit die Athleten vor Probleme stellen könnten. „Die Hitze hier ist ein Problem, wir haben die ersten drei Tage hier wirklich gelitten“, sagt Geniets. „Aber wir spüren, dass der Körper sich daran gewöhnt.“ In der Nacht von Freitag auf Samstag fällt um 4.00 Uhr unserer Zeit dann also der Startschuss für das olympische Straßenrennen der Männer.