Bereits am Samstag erhielt man aus luxemburgischer Sicht eine Hiobsbotschaft: Alex Kirsch (Trek-Segafredo) wurde positiv auf das Coronavirus getestet und somit von der Startliste gestrichen. Das berichtete das Luxemburger Wort. Zuvor hatte sich ein Teamkollege, mit dem er sich ein Zimmer teilte, mit dem Virus infiziert. Kirschs Tests waren in der vergangenen Woche negativ. Gent-Wevelgem und Dwars door Vlaanderen verpasste er jedoch, weil er als Person mit direktem Kontakt zu einer infizierten Person eingestuft wurde.
Aus sportlicher Sicht begann die 105. Ausgabe der Flandern-Rundfahrt mit einer siebenköpfigen Ausreißerguppe. Mit Stefan Bissegger (EF Education-Nippo), Nico Denz (DSM), Hugo Houle (Astana), Jelle Wallays (Cofidis), Mathias Norsgaard (Movistar), Mathijs Paaschens (Bingoal Pauwels Sauces WB) und Fabio Van den Bossche (Sport Vlaanderen – Baloise) hatte es ein Septett in die „Echappée“ geschafft. Ein erster Zwischenerfolg für Luc und Tom Wirtgen (beide Bingoal Pauwels Sauces WB), die damit einen Teamkollegen an der Spitze des Rennens vertreten hatten.
Im Peloton fuhr man dahinter ziemlich ruhig – einen wirklichen Zweikampf gab es dann aber zwischen Yevgeni Fedorov (Astana) und Otto Vergaerde (Alpecin-Fenix). Der Belgier rempelte den Kasachen absichtlich an – warum, blieb unklar. Der Kasache erwiderte die Attacke, was dazu führte, dass beide Fahrer etwa 40 Kilometer später von der Rennkommission disqualifiziert wurden. Damit fehlte Mathieu Van der Poel (Alpecin-Fenix) bereits früh ein Helfer.
Die Ausreißer erarbeiteten sich einen Vorsprung von bis zu zwölf Minuten. 98 Kilometer vor dem Ziel zeigten sich zum ersten Mal mehrere Favoriten an der Spitze des Hauptfeldes. Kurz vor dem Molenberg (101,9 Kilometer vor dem Ziel) brachten sich unter anderem Kasper Asgreen (Deceuninck-Quick Step), Wout Van Aert (Jumbo-Visma), Van der Poel oder Stefan Küng (Groupama-FDJ) ganz nach vorne.
Deceuninck-Quick Step stürzt im Kollektiv
Am Berendries (93,9 km) attackierte dann Kevin Geniets (Groupama-FDJ). Der Luxemburger befand sich in der Verfolgergruppe mit zehn anderen Fahrern, darunter Edvald Boasson Hagen (Total Direct Energie), Edward Theuns (Trek-Segafredo) oder Davide Ballerini (Deceuninck-Quick Step). Zehn Sekunden Vorsprung erarbeitete sich die Gruppe, doch das Hauptfeld war aufmerksam und holte die Ausreißer relativ zügig wieder ein.
Probleme hatte unterdessen Mads Pedersen (Trek-Segafredo), der angeschlagen zu sein schien und früh das Tempo herausnehmen musste. Aber auch das Deceuninck-Quick Step-Team hatte früh einen unruhigen Tag. Fast im ganzen Kollektiv stürzte das Team – Kasper Asgreen, Julian Alaphilippe, Tim Declerq und Ballerini waren allesamt am Boden. Alaphilippe und Asgreen konnten aber wieder zum Peloton aufschließen.
Geniets lässt abreißen
Zu einem durchaus ungünstigen Zeitpunkt hatte Geniets dann einen Defekt (60 km vor dem Ziel). Der Landesmeister musste sein Hinterrad wechseln und büßte Zeit ein. Geniets ließ einige Kräfte, konnte sich aber am Kwaremont (54,6 km) wieder in der Hauptgruppe platzieren – anders lief es für seinen Teamkollegen Stefan Küng, der in dem Anstieg stürzte. Auch der Kapitän von Bingoal, Arjen Livyns, kam zu Fall.
Am folgenden Paterberg (51,2 km) kam Geniets dann in Schlagdistanz mit den Besten über die Kuppe, musste dann aber abreißen lassen. Alaphilippe nutzte den Anstieg und forcierte das Tempo. Mit ihm gingen Asgreen, Van der Poel, van Art, Theuns und Marco Haller (Bahrain-Victorious). Die Gruppe arbeitete zunächst zusammen, um den Vorsprung auf die erste größere Verfolgergruppe mit Christophe Laporte (Cofidis), Greg Van Avermaet (Ag2r-Citroën), Jasper Stuyven (Trek-Segafredo), Tim Wellens (Lotto Soudal), Matteo Trentin (UAE), Anthony Turgis (Total Direct Energie) und Thomas Pidcock (Ineos) auszubauen.
Im Überblick
105. Ronde van Vlaanderen, von Antwerpen nach Oudenaarde (254,3 km):
1. Kasper Asgreen (DEN/Quick Step) in 6:02:12 Stunden
2. Mathieu Van der Poel (NL/Alpecin) gleiche Zeit
3. Greg Van Avermaet (B/AG2R) +0:32 Minuten
4. Jasper Stuyven (B/Trek) +0:33
5. Sep Vanmarcke (B/Israel) +0:47
6. Wout Van Aert (B/Jumbo) +0.47
7. Gianni Vermeersch (B/Alpecin) +0:47
8. Anthony Turgis (F/Direct Energie) +0:47
9. Florian Sénéchal (F/Deceuninck) +0:47
10. Dylan Van Baarle (NL/Ineos) +0:47
… 52. Kevin Geniets (LUX/FDJ) +4:00
… 69. Luc Wirtgen (LUX/Bingoal) +9:00
DNF Tom Wirtgen (LUX/Bingoal), Jempy Drucker (LUX/Cofidis)
Aus dieser ersten Gruppe sollte dann auch der Tagessieger kommen. Asgreen, Van der Poel und Van Aert lösten sich ab, Alaphilippe konnte nicht reagieren. An der Kuppe des letzten Anstiegs des Kwaremont (16,2 km) attackierte Van der Poel mit einem explosiven Antritt im Sitzen – nur der dänische Landesmeister konnte ihm folgen, Van Aert kam nicht hinterher.
Das dänisch-niederländische Duo arbeitete gut zusammen und hielt den Vorsprung bis ins Ziel. Auf der Zielgeraden konnte sich Asgreen aus Van der Poels Windschatten im richtigen Moment lösen und mit einem lang gezogenen Sprint sein erstes Monument gewinnen. Im Kampf um Platz drei konnte sich Greg Van Avermaet (Ag2r-Citroën) durchsetzen.
Geniets kam als bester Luxemburger mit 4:00 Minuten Rückstand als 52. im Ziel an. Luc Wirtgen (Bingoal) beendete seine zweite Flandern-Rundfahrt als 69. (+9:00 Minuten). Tom Wirtgen (Bingoal) und Jempy Drucker (Cofidis) fuhren nicht über die Ziellinie.
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