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RadsportUngebremster Hype: Vorschau auf die Strade Bianche mit Geniets, Petelin und Majerus

Radsport / Ungebremster Hype: Vorschau auf die Strade Bianche mit Geniets, Petelin und Majerus
Die Begeisterung an den Strade Bianche ist groß – auch wenn in diesem Jahr keine Zuschauer zugelassen sind Archivbild: Marco Bertorello/AFP

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Die Strade Bianche (1. UWT) haben in den letzten Jahren einen großen Hype genießen dürfen. Das Rennen, das erst 2007 zum ersten Mal gefahren wurde, hat jetzt schon den Status eines Klassikers. Andy Schleck ging fünfmal in der Toskana an den Start und bestätigt die positive Resonanz des Rennens. Morgen werden mit Kevin Geniets (Groupama-FDJ) und Jan Petelin (Vini Zabù) zwei Luxemburger in San Gimignano starten. Bei den Frauen ist außerdem Christine Majerus (SD Worx) im Einsatz.

Andy Schleck erinnert sich vage an die Strade Bianche – zumindest an seine persönlichen Ergebnisse. „Ich habe gestern (vorgestern) noch darüber gesprochen“, sagt Schleck. „Ich glaube, dass ich mal in die Top Ten gefahren bin.“ Unrecht hat der 35-Jährige mit dieser vorsichtigen Aussage nicht:  2009 schaffte er es, beim damals noch „Monte Paschi Eroica“ genannten Rennen als Achter über die Ziellinie zu fahren. Das Rennen gewann damals der Schwede Thomas Lövkvist. Auch wenn Schleck Probleme hat, sich an seine persönlichen Zahlen und Fakten zu diesem Rennen zu erinnern, an die Strecke erinnert er sich doch noch. „Es war wirklich ein cooles Rennen, schon damals“, sagt Schleck. „Die Fahrer waren früher schon von der Strecke begeistert  und dann hat die Entwicklung ihren natürlichen Lauf genommen.“ Die Strade Bianche wurden erst 2007 ins Leben gerufen und haben seitdem einen regelrechten Hype genießen dürfen.

Morgen steht also erst die 15. Auflage des italienischen Eintagesrennens an – und dennoch hat es eine hohe Bedeutsamkeit. „Es hat den gleichen Stellenwert wie die Klassiker. Die Monumente sind jedoch noch mal ein Level höher – um diesen Status zu erlangen, muss alles stimmen“, erklärt Schleck. Insgesamt nahm der Tour-de-France-Sieger von 2010 fünfmal an dem Wettbewerb teil, dreimal erledigte er dabei seinen Job schon vor der Ziellinie. „Es ist insgesamt ein sehr schwieriges Rennen. Wenn du als Helfer deine Arbeit getan hast, geht es so schnell wie möglich Richtung Bus.“ Laut Schleck sind es vor allem auch die Bilder, die für den Kurs in der Toskana sprechen: staubige, weiße Straßen, steile Anstiege und ein hohes Niveau prägen die Strade Bianche. 

Geniets will Form bestätigen 

Die Strade Bianche haben auch 2021 nicht an Prestige verloren – mit Julian Alaphilippe (Deceuninck-Quick Step), Egan Bernal (Ineos), Tadej Pogacar (UAE), Mathieu van der Poel, (Alpecin-Fenix) oder Wout van Aert (Jumbo-Visma) sind die besten Fahrer der Welt in San Gimignano am Start. Mit dabei ist auch Kevin Geniets (Groupama-FDJ), der zum zweiten Mal nach 2020 in der Toskana starten wird. Im letzten Jahr fand das Rennen wegen der Corona-Pandemie im August statt und hat 2021 den wieder gewohnten Platz im Kalender eingenommen. Das Wetter war in den letzten zehn Tagen warm und sonnig, sodass die Schotterstraßen relativ trocken und kompakt sein sollten – für den heutigen Freitag und für morgen wird jedoch ein Wetterumschwung mit Regen erwartet.  

Ich glaube, er (Kevin Geniets) wird die nächste Welle für den luxemburgischen Radsport reiten

Andy Schleck, Tour de France-Sieger 2010

Stören wird das Geniets wohl weniger, der 24-Jährige präsentierte sich vor allem beim Omloop Het Nieuwsblad (1. UWT) in einer hervorragenden Form. In Italien will er dies nun bestätigen. Denn der Hype um die Strade Bianche ist auch am französischen Rennstall Groupama-FDJ nicht vorbeigangenen. „Dieses junge Rennen ist in nur wenigen Jahren zum Mythos geworden“, erklärt der Sportliche Leiter von Groupama-FDJ, Sébastien Joly. „Wir haben ein starkes Team und werden mit Stefan Küng, Valentin Madouas und Rudy Molard gute Karten haben. Die Jungs sind in guter Verfassung. Angesichts der vielen Gefahren dieser Art von Wettbewerb ist es wichtig, auf mehrere Profile von Fahrern zählen zu können. Wir planen eine Erkundung am Freitagmorgen, um das Terrain so gut wie möglich zu studieren.“

Erfolgsverwöhnter Radsport

Für Geniets wird es also erneut auf Helferdienste ankommen. Dass das Blatt sich allerdings auch schnell wenden kann, hat man am vergangenen Wochenende gesehen. „Kevin hat in diesem Jahr bewiesen, dass er früh schon in einer guten Form ist“, erklärt Schleck. „Er hat vergangenen Samstag ein sehr gutes Rennen gemacht. Wie es für ihn weitergehen kann, ist allerdings schwer einzuschätzen. Man weiß noch nicht richtig, was er für ein Fahrer ist. Er ist schnell im Sprint, klettert auch ganz okay, doch in den hohen Bergen scheint es schwierig zu sein, aber da haben wir noch nicht genügend Erfahrungswerte“, schätzt er das Können des Landesmeisters ein. „Er ist nicht dick, aber er ist groß und schwer, also eher ein Typ für die Klassiker. Er kann aber auch am Samstag eine Rolle bei dem Rennen spielen. Kevin ist noch sehr jung, ich erwarte viel von ihm. Ich glaube, er wird die nächste Welle für den luxemburgischen Radsport reiten.“ 

Auch durch Geniets sieht Schleck den Radsport in Luxemburg weiterhin in der Weltspitze vertreten. „Geniets ist schon sehr weit. In Luxemburg sind wir sowieso seit 15-20 Jahren ziemlich verwöhnt. Der Radsport in Luxemburg ist allgemein sehr weit, wir haben viele Profis in der World- und ProTour – das sind die besten Athleten der Welt, da brauchen wir uns nicht zu verstecken. Auch, wenn wir keinen Favoriten auf den Sieg bei der Tour de France haben“, resümiert Schleck. Neben Geniets wird morgen auch Jan Petelin (Vini Zabù) das Rennen angehen. Beim Rennen der Frauen wird Christine Majerus (SD Worx) starten.

Andy Schleck hat vor allem hohe Erwartungen an Kevin Geniets
Andy Schleck hat vor allem hohe Erwartungen an Kevin Geniets Foto: Tageblatt-Archiv/Gerry Schmit