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RadsportErster Härtetest: Luxemburgisches Quintett startet heute beim Omloop Het Nieuwsblad

Radsport / Erster Härtetest: Luxemburgisches Quintett startet heute beim Omloop Het Nieuwsblad
Jempy Drucker wird heute neben Christophe Laporte als Leader von Cofidis in das Rennen gehen Foto: Twitter/Cofidis

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Mit unterschiedlichen Ambitionen werden heute vier luxemburgische Profis in das Männerrennen vom Omloop Het Nieuwsblad (1. UWT) gehen. Während Kevin Geniets (Groupama-FDJ) und Alex Kirsch (Trek-Segafredo) für ihre Leader arbeiten werden, teilt sich Jempy Drucker (Cofidis) die Leaderrolle. Tom Wirtgen (Bingoal-Wallonie Bruxelles) will mit seinem Team den großen WorldTour-Teams ein Bein stellen. Bei den Frauen startet Christine Majerus (SD Worx). 

Vergangenes Jahr war der Omloop Het Nieuwsblad das einzige belgische World-Tour-Rennen, das planmäßig durchgeführt wurde. Am 29.2.2020 siegte Jasper Stuyven (Trek-Segafredo) unter normalen Bedingungen. Damals noch ohne ständige PCR-Tests für alle Beteiligten, ohne Hygienekonzepte, Fans und Journalisten durften nach dem Rennen noch zu den Teambussen. Es war vieles so unbeschwert, doch nur ein Jahr später scheint man in einer neuen Zeit angekommen zu sein. Man hat sich schon an Sportveranstaltungen ohne Zuschauer gewöhnt, doch gerade bei den Rennen in Belgien fehlt etwas. Kevin Geniets hatte im letzten Jahr noch das Glück, die besondere Atmosphäre des Omloop Het Nieuwsblad und von Kuurne-Brüssel-Kuurne wahrnehmen zu können – dann änderte sich auch für ihn vieles. 

„Das Publikum fehlt merklich“, sagt Geniets. „Es ist einfach schön, vor Leuten zu fahren, die dich unterstützen. Deswegen ist es sehr schade. Auf der anderen Seite ist es sehr schätzenswert, dass wir Rennen fahren können.“ Genau wie bei Gent-Wevelgem (28. März), Dwars door Vlaanderen (31. März), der Flandern-Rundfahrt (4. April), dem Scheldeprijs (7. April) und dem Brabantse Pijl (14. April) werden an diesem Wochenende in Belgien keine Zuschauer zugelassen sein. Doch nicht nur die Abwesenheit der Zuschauer ist ein negativer Aspekt, auch das ständige Testen ist eine Last für viele Sportler. „Es ist sicherlich ein wenig unangenehm. Es ist aber vor allem speziell, dass man nicht mehr reisen kann, ohne anzugeben, wo man schläft, was man macht und warum man dorthin muss. Das finde ich beängstigend. Ich hoffe, dass bald Normalität einkehrt.“ 

Geniets weiß aber, dass er sich glücklich schätzen kann, seinen Beruf noch ausüben zu dürfen. Am heutigen Samstag beginnt er seine Saaison. „Ich weiß, dass ich zu Beginn der Saison meistens gut in Form bin. Momentan stimmen auch die Werte im Training“, sagt Geniets. Doch ein Kaltstart zum Omloop Het Nieuwsblad birgt auch Risiken. „Das erste Rennen ist 50:50. Entweder es läuft – oder eben nicht. Für mich ist es unmöglich, vorherzusagen, wie es ablaufen wird.“ Der Landesmeister sollte eigentlich bei der Algarve-Rundfahrt starten, die abgesagt wurde. Stattdessen kommt er gerade von einem Höhentrainingslager in der Sierra Nevada. 

Drucker als Leader?

Heute wird Geniets an der Seite seines Leaders Stefan Küng fahren. Groupama-FDJ hat noch eine Rechnung mit dem Omloop Het Nieuwsblad offen, weil es im letzten Jahr gar nicht lief: Von den sieben Fahrern kam 2020 nur Küng als 9. im Ziel an. „Das letzte Jahr war zum Vergessen. Wir wollen dieses Jahr eine bessere Leistung abrufen. Aber auch Tobias Ludvigsson und Stefan Küng starten ihre Saison erst. Stefan sagt das Gleiche – wir müssen sehen, wie das erste Rennen ablaufen wird.“ 

Anders als Geniets hat Jempy Drucker (Cofidis) bereits acht Renntage hinter sich. Er ist der einzige Luxemburger, der heute eine vordere Platzierung anpeilen könnte. 2014 und 2019 schaffte es Drucker bei diesem Rennen auf den sechsten Rang, 2013 und 2020 fuhr er in die Top 15. Der Omloop Het Nieuwsblad scheint ihm zu liegen. Die Leaderrolle wird er sich wohl mit Christophe Laporte teilen müssen. Der Franzose zeigte sich in dieser Saison bei der Etoile de Bessèges mit einem Sieg und einem zweiten Platz bereits in hervorragender Form. 

Drucker startete bereits acht Mal bei dem Rennen und kennt die Strecke. Zwar hat diese sich seit 2018 mit der neuen Ankunft in Ninove verändert, doch die Kernpunkte sind ihm bekannt. 200,5 Kilometer geht es durch die flämische Landschaft, dabei stehen 13 Hellinge und neun typische Kopfsteinpflasterpassagen an. Der Kurs bleibt nun das dritte Jahr in Folge nahezu unverändert. Bei der 76. Auflage haben es vor allem die letzten 50 Kilometer in sich. Auf den Wolvenberg folgen der Molenberg, der Leberg, der Berendries und der Elverenberg, bevor 17 Kilometer vor dem Ziel die Mauer von Geraardsbergen ansteht. Zwölf Kilometer vor dem Ziel könnte sich das Rennen dann entscheiden, wenn es den Bosberg hochgeht. 

Ohne Van der Poel und Van Aert

Auch Alex Kirsch (Trek-Segafredo) kennt diese Strecke. Kirsch wird heute zum siebten Mal bei dem Rennen starten und dabei den Titel seines Teamkollegen verteidigen wollen: Jasper Stuyven wird heute als Vorjahressieger mit der Startnummer 1 ins Rennen gehen. Im vergangenen Jahr hatte auch der 28-jährige Luxemburger maßgeblichen Anteil am Sieg seines belgischen Mannschaftskameraden. Offen bleibt, ob Stuyven heute direkt zu alter Form findet, da dies sein erster Wettbewerb 2021 sein wird. 

Stuyven gehört dennoch zu den Favoriten, auf deren Liste einige Namen fehlen. Peter Sagan nimmt wegen Trainingsrückstand nicht teil, Wout van Aert beginnt mit den Strade Bianche und Mathieu van der Poel, der nach der ersten Etappe der UAE Tour wegen eines positiven Coronatests innerhalb seiner Mannschaft abreiste, nimmt das Renngeschehen erst morgen wieder bei Kuurne-Brüssel-Kuurne auf. 

Auch, weil das Duo Van Aert und Van der Poel fehlt, wird es ein offenes Rennen. Aufseiten des belgischen Rennstalls Deceuninck-Quick Step setzt man auf Julian Alaphilippe. Sollten die Beine des Weltmeisters jedoch nicht gut sein, kann „The Wolfpack“ im Finale auch noch auf Zdenek Stybar, Kasper Asgreen oder Yves Lampaert bauen. Gespannt wird man auch auf Ag2r-Citroën sein dürfen, das sich in diesem Jahr auf die Klassiker fokussieren will. Mit Oliver Naesen und Greg van Avermaet hat das Team zwei Anwärter auf den Sieg. Zu den weiteren Favoriten gehören sicherlich auch  Philippe Gilbert, Tim Wellens (beide Lotto Soudal), Sep Vanmarcke (Israel Start-Up Nation), Sören Kragh Andersen (DSM), Dylan Teuns und Sonny Colbrelli (beide Bahrain Victorious) sowie Matteo Trentin (UAE Team Emirates).

Nicht zu den Favoriten gehört die Kontinental-Formation Bingoal-Wallonie Bruxelles, bei der Tom Wirtgen an den Start gehen wird. Die Mannschaft in den neongelben Trikots ist jedoch für ihren offensiven Fahrstil bekannt und kann für eine Überraschung sorgen. T. Wirtgen wird das Rennen zum zweiten Mal angehen, 2019 kam er nicht im Ziel an. 

Majerus startet bei den Damen

Für Christine Majerus ist der Start beim Damenrennen des Omloop Het Nieuwsblad beinahe schon Routine. Seit ihrem ersten Start im Jahr 2012 hat die Luxemburgerin neun Mal an dem Rennen teilgenommen. Ihr bestes persönliches Resultat datiert aus 2015, als sie auf den 8. Platz fuhr. Im letzten Jahr bewies sie erneut, das sie auf diesem Terrain eine besonders starke Teamplayerin ist. Während etwa 35 Kilometern diktierte Majerus das Rennen an der Spitze des Pelotons und schluckte einen Ausreißversuch nach dem anderen. Am Ende reichte es für ihre Kapitänin Chantal van den Broek-Blaak allerdings nur zu Platz 4. Die Niederländerin nimmt heute zum 14. Mal an dem Rennen teil, das 2006 zum ersten Mal für die Damen ausgetragen wurde. Doch SD Worx hat mit Anna van der Breggen und Jolien d’Hoore zwei weitere Kandidatinnen auf den Tagessieg in seinen Reihen. 

Luxemburger Landesmeister für Schweizer Landesmeister: Kevin Geniets wird heute an der Seite von Stefan Küng fahren
Luxemburger Landesmeister für Schweizer Landesmeister: Kevin Geniets wird heute an der Seite von Stefan Küng fahren Foto: N. Götz/Equipe cycliste Groupama-FDJ