Für einen kurzen Moment wurde Kevin Geniets philosophisch und erkannte: „Ja, es stimmt. Jünger wird man nicht mehr“, schmunzelte der Profi von Groupama-FDJ, der am 9. Januar seinen 24. Geburtstag feierte. Damit gehört er zwar noch lange nicht zum alten Eisen in der Radsport-Szene, doch im immer jünger werdenden Peloton geht er nun auf die Jahre zu, in denen er sich beweisen muss.
Seine erste Saison in der WorldTour war für ihn vor allem durch einen hervorragenden Start (4. Platz im Gesamtklassement bei der Etoile de Bessèges/2.1) und seinem ersten Profi-Sieg bei den Landesmeisterschaften gelungen. Zudem sammelte er Erfahrungen bei den größten Rennen der Welt, dem Omloop Het Nieuwsblad, Strade Bianche oder der Flandern-Rundfahrt (alle 1.UWT). Diese neuen Erkenntnisse will er mit in diese Saison nehmen.
Zusammen mit seinen Teamkollegen Stefan Küng, Fabian Lienhard und dem Schweden Tobias Ludvigsson ging er vor Weihnachten in ein Trainingslager bei Fréjus (F). Dem gemeinsamen Aufenthalt des Quartetts lag ein bestimmter Gedanke zugrunde, so werden diese Fahrer zu Beginn des Jahres ein fast identisches Programm haben. Geniets soll dann Küng, der unter anderem 2020 Schweizer Landesmeister im Straßenrennen wie auch im Zeitfahren wurde, bei den Frühjahrsklassikern unterstützen. „Für diese Rennen ist es auch wichtig, eine gute Beziehung untereinander zu haben. Deswegen hat der gemeinsame Aufenthalt gutgetan und wir verstehen uns alle auch ausgezeichnet“, erklärt Geniets.
Nach dem Trainingslager in Frankreich verbrachte Geniets Weihnachten in Luxemburg, ehe er Anfang des Jahres ein privates Trainingslager in Spanien aufschlug. „Ich habe bis jetzt sehr ordentlich trainiert und fühle mich in einer guten Verfassung“, sagt er. Am kommenden Sonntag steht dann ein weiteres zweieinhalbwöchiges Trainingslager in den Höhen der Sierra Nevada (E) an.
An der Seite von Küng
Seinen Auftakt wird der Landesmeister bei der Algarve-Tour (2. Pro) haben, dann wird er beim Omloop Het Nieuwsblad und den Strade Bianche (beide 1. UWT), die er im letzten Jahr schon kennenlernen durfte, starten. „Ich will mich dieses Jahr voll auf die Klassiker konzentrieren, deswegen auch das Höhentrainingslager.“ Die finale Vorbereitung wird Geniets dann bei Tirreno-Adriatico (2. UWT) absolvieren, ehe er beim E3 Saxo Bank Classic, der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix (alle 1. UWT) starten wird.
Zwar wurden vor allem bei den französischen Mannschaften die Frühjahrsklassiker immer etwas in den Hintergrund gestellt, doch das habe sich in letzter Zeit geändert: „Die Tour ist für französische, aber auch für alle anderen Teams die wichtigste Veranstaltung des Jahres. Aber FDJ hat in den letzten Jahren ziemlich gut aufgerüstet für die Klassiker. Bei Ag2r-Citroën sieht man es auch, dort wird ebenfalls vermehrt auf die Klassiker gesetzt. Für uns Klassikerfahrer sorgt das Team sehr gut. Wenn wir bald zu viert in ein Höhentrainingslager fahren werden, werden wir unter anderem mit Koch oder Mechaniker sehr gut betreut sein.“
Küng, der 2020 außerdem Europameister im Zeitfahren wurde, wird dann bei den Klassikern das Atout der französischen Mannschaft sein. Im letzten Jahr fuhr er bei diesen Rennen immerhin drei Top-Ten-Resultate ein. „Er ist wirklich stark gefahren. In diesem Jahr hoffe ich, dass wir ihn mit dem Team noch besser unterstützen können, um ihn besser ins Finale zu bringen. Ich traue ihm zu, dass er dann auch ein solches Rennen gewinnen kann“, erklärt Geniets.
Drei Wochen España
Nach Paris-Roubaix wird der Luxemburger dann eine Pause einlegen, um mit den Vier Tagen von Dunkerque (2. Pro) und dem Critérium du Dauphiné (2. UWT) wieder ins Renngeschehen zu finden. Auch die Landesmeisterschaften sind für Geniets ein wichtiges Ereignis: „Das ist jedes Jahr sehr speziell. Ich freue mich, zu Hause ein Rennen bestreiten zu können. Das Trikot hat mich auf den Geschmack gebracht, deswegen möchte ich es auch gerne verteidigen. Das ist definitiv ein Rennen, bei dem ich in Form sein möchte.“
Während seine beiden Teamkollegen Arnaud Démare und David Gaudu bei der Tour um Erfolge fahren werden, könnte sich Geniets dann auf das olympische Straßenrennen vorbereiten. „Da wir zwei Plätze zur Verfügung haben, bleibt das sicherlich ein Ziel von mir, in Tokio dabei zu sein.“ Für Geniets wäre Olympia eine neue Erfahrung, genau wie die Vuelta, die er zum Ende der Saison angehen wird – seine erste Grand-Tour. „Der Giro war zu nah an den Klassikern und die Tour als erste große Rundfahrt zu bestreiten, wäre zu riskant. Deswegen fiel die Wahl ziemlich schnell auf Spanien. Es wird für mich vor allem darum gehen, Erfahrungen zu sammeln. Ich bin noch nie drei Wochen am Stück Radrennen gefahren und werde gesapannt sein, wie mein Körper darauf reagiert.“
Rennprogramm
17.-21. Februar: Volta ao Algarve (2.Pro)
27. Februar: Omloop Het Nieuwsblad (1. UWT)
6. März: Strade Bianche (1. UWT)
10.-16. März: Tirreno-Adriatico (2. UWT)
26. März: E3 Saxo Bank Classic (1. UWT)
4. April: Flandern-Rundfahrt (1. UWT)
11. April: Paris-Roubaix (1. UWT)
4.-9. Mai: 4 Jours de Dunkerque (2. Pro)
30. Mai – 6. Juni: Critérium du Dauphiné (2. UWT)
17. und 19. Juni: Landesmeisterschaften
24. Juli: Straßenrennen Olympia
14. August – 5. September: Vuelta ciclista a España (2. UWT)
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