Die Bergankunft am Alto de l’Angliru am Sonntag hielt, was sie versprochen hatte. Zwar war die zwölfte Etappe der Vuelta ciclista a España nur 109,4 Kilometer lang, doch insgesamt mussten 3.100 Höhenmeter überwunden werden. Mit Passagen von 23 Prozent sorgte der Alto de l’Angliru dafür, dass Fahrer für Fahrer aus der Spitzengruppe fiel und sogar dafür, dass auch Primoz Roglic (Jumbo-Visma) nicht mit den Besten mithalten konnte. Der Brite Hugh Carty (EF Pro Cycling) gewann schlussendlich die Königsetappe, vor der Gruppe um Richard Carapaz (Ineos), die mit 16 Sekunden Rückstand im Ziel ankam. Roglic fuhr 26 Sekunden nach dem Tagessieger über den Zielstrich und musste das Rote Trikot wieder an Carapaz abgeben.
„Ich glaube, dass gestern jeder gelitten hat“, erklärte der Luxemburger Michel Ries (Trek-Segafredo) am Montag. „Wir sind mit der kleinsten Übersetzung, die wir hatten, den Berg hinaufgefahren. Es war sehr spektakulär, aber auch eine schöne Erfahrung.“ Der 22-Jährige versuchte es bereits nach dem Start, es in die Ausreißergruppe zu schaffen, blieb allerdings ohne Erfolg. Ries passierte die Ziellinie mit 25:38 Minuten Rückstand als 74. Für den Luxemburger, der zu Beginn der Etappe einiges an Energie verlor, ging es am Sonntag nur noch darum, Kräfte zu sparen.
Ries verfolgt weiterhin das Ziel, sich in einer Fluchtgruppe an der Spitze des Feldes zu präsentieren. In den ersten beiden Wochen der Spanien-Rundfahrt erwischte er noch nicht die richtige Gruppe, in der abschließenden dritten Woche bleiben ihm vier weitere Gelegenheiten, sein Ziel zu erreichen. Die nötige Frische und Energie habe der Profi des US-amerikanischen Rennstalls Trek-Segafredo dafür. „Ich fühle mich beim Aufstehen am Morgen etwas müder, aber ich bin in einer guten Verfassung. Der heutige Ruhetag kommt ganz gelegen“, erklärte Ries, der spürt, dass im Peloton einige Fahrer angeschlagen sind.
Rückschläge für das Team
In der zweiten Woche der Vuelta musste seine Mannschaft allerdings Rückschläge wegstecken. Auf der siebten Etappe kam der Sprinter des Teams, Matteo Moschetti, erst nach dem Zeitlimit ins Ziel, einen Tag später ging ihr Fahrer fürs Gesamtklassement, Kenny Elissonde, nicht an den Start. Moschetti stürzte zu Beginn der Saison bei der Etoile de Bessèges (2.1) schwer und schien für eine große Rundfahrt noch nicht wieder bereit, Elissonde plagten Magen-Probleme. Trotz der Ausfälle sei die Stimmung laut Ries bei den verbleibenden sechs Fahrern und dem Staff gut.
Am Dienstagmorgen werden die Ergebnisse der Corona-Tests veröffentlicht. Trotz exorbitant hoher Corona-Zahlen in Spanien will die Vuelta am Sonntag in Madrid ankommen. Für viele Bürger des Landes wirkt dieser Kontrast wie blanker Hohn: Während die Polizei die Bevölkerung überwacht, ob die strengen Corona-Maßnahmen eingehalten werden, zieht Tag für Tag zieht ein Tross von 5.700 Personen durchs Land. Vielen Einwohnern, gerade aus den Etappenorten, erschließt sich nicht, warum Restaurants, Bars und öffentliche Rathäuser geschlossen werden müssen, das Radrennen aber fortgesetzt werden darf.
Sollten die Tests eine Weiterfahrt zulassen, geht es am Dienstag mit einem Zeitfahren weiter, ehe drei hügelige Etappen anstehen. Am Samstag wartet dann eine letzte Bergankunft auf das Peloton, bevor am Sonntag die Sprinter noch mal ins Rampenlicht rücken.
Im Überblick
Gesamtwertung nach 12 von 18 Etappen:
1. Richard Carapaz (ECU/Ineos) in 48:29:27 Stunden
2. Primoz Roglic (SLO/Jumbo) +0:10 Minuten
3. Hugh Carty (GB/EF Pro Cycling) +0:32
4. Dan Martin (IRL/Israel Start-Up Nation) +0:35
5. Enric Mas (E/Movistar) +1:50
6. Wout Poels (NL/Bahrain-McLaren) +5:13
7. Felix Grossschartner (AUT/Bora) +5:30
8. Alejandro Valverde (E/Movistar) +6:22
9. Aleksandr Vlasov (RUS/Astana) +6:41
10. Mikel Nieve (E/Mitchelton-Scott) +6:42
… 53. Michel Ries (LUX/Trek-Segafredo) +1:34:58 Stunde
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