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Corona-Tagebuch (45)Donnerstag, 7. Mai: Von Masken und Plastikbeuteln

Corona-Tagebuch (45) / Donnerstag, 7. Mai: Von Masken und Plastikbeuteln
Bitte fachgerecht entsorgen. Es ist Sondermüll! Foto: Lucien Montebrusco

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Das Coronavirus beherrscht das Leben in Luxemburg. Die Lage scheint jetzt etwas entspannter, ist aber immer noch weit entfernt von gewohnter Normalität. Eigentlich genau der richtige Zeitpunkt, um seine Gedanken mal wieder in einem Tagebuch niederzuschreiben. Was fällt uns auf, was empfinden wir und was erwarten wir? Das Corona-Tagebuch des Tageblatt gibt Einblick in diese Gedankenwelt.

Liebes Tagebuch, heute vertraue ich dir meine Gedanken zum alltäglichen Maskenball an, zu dem uns die Regierung verdonnert hat, nachdem sie während Wochen mitleidig lächelnd von unnützem Zeug geredet hatte. Du kannst dir meinen Ärger vorstellen, als dieser Tage bekannt wurde, der Staat würde allen Bürgern über 16 Jahre 50 Einwegmasken schenken. Dabei hatte ich wenige Stunden zuvor im Baumarkt die halbe Menge für fast 35 Euro erworben. Als Reserve, falls die Corona-Plage länger anhalten sollte, und weil von oberster Stelle gesagt worden war, jeder sei für seinen eigenen Schutz verantwortlich, also auch für die Masken. Da der Engpass mit diesen Stofffetzen noch gut in Erinnerung war, steckte ich das Päckchen halt in den Einkaufswagen.

Aber die blauen Nasen- und Mundbedeckungen fallen vorerst nicht mehr in die Kategorie Mangelware. Davon überzeugen kann man sich neuerdings beim Anblick solcher Erzeugnisse auf Bürgersteigen, Straßen und Garageneinfahrten. Sogar am Rande des Fußgänger- und Radweges unweit meiner Wohnung wurde ich dieser Tage fündig – und das nicht zu knapp. Mundschutzmasken, die neuen Plastikbeutel, die nächste Öko-Plage? Irgendwie beruhigend, weil an Gewohntes erinnernd, war die beträchtlich größere Zahl weggeworfener Plastikflaschen an derselben Wegstrecke. Ob die meisten durstigen Kehlen zuvor unmaskiert waren?

Dass man solch wertvolle Ware einfach in der Natur entsorgt, empört mich, liebes Tagebuch. Denn gravierender als ein weggeworfenes Tempo-Taschentuch oder eine zufällig verlorene Wasserflasche ist es schon. Eigentlich müsste man die Produzenten dazu auffordern, ihre Masken mit dem Vermerk zu versehen: „Nicht auf Wege oder Straßen werfen“. Noch besser wäre der Aufdruck in roten Lettern: „Fachgerecht entsorgen. Sondermüll!“ Denn darum handelt es sich doch. Ich weiß nicht mehr, wo ich das gelesen oder gehört habe, aber ein Fachmann erklärte dabei, dass man die Maske vorsichtig abnehmen, sie dabei an den Gummikordeln anfassen und jeglichen Kontakt mit der Vorderseite vermeiden müsste, denn da könnte sich das eine oder andere Virus versteckt haben.

Die ehrenamtlichen Müllsammler unserer Gemeinde werden sich freuen, wenn sie im nächsten Jahr beim Frühjahrsputz in freier Natur dem Löwenzahn den fest eingewachsenen Mundschutz entreißen müssen.

Doch wie viele Masken werden dann längst schon das Weite gesucht haben? Ich möchte gern wissen, wann dem ersten Mittelmeer-Urlauber keine Plastiktüte, sondern eine Mundschutzmaske ins Gesicht schweben wird.

Aber es muss ja nicht immer eine Maske sein. Wie unser Premier sagte, kann es auch ein Schal sein oder ein Buff. Ich muss leider gestehen, das war für mich ein neuer Begriff, und ich verstand erst mit leichter Verzögerung, dass er damit eines dieser Schlauchtücher meinte, wie unsere Sparkasse sie vor Jahren an die Teilnehmer von Laufveranstaltungen verteilte. Ob es sich dabei um solche der Marke Buff handelte, weiß ich nicht.

Unklar ist mir bisher, was man im Sommer bei 30 bis 35 Grad tragen soll? Einen Buff oder eine leichte Maske? Letztere wäre wohl die bessere Wahl, weil sie doch mehr freie Haut lässt. Aber eigentlich wird das einerlei sein. Schwitzen werden wir in beiden.

So, und jetzt ziehe ich meinen selbst genähten Mundschutz an. Ich muss zum Bäcker. Neuerdings muss ich lauter sprechen und genauer artikulieren, wenn ich geschnittenes Brot und eine „Aachtchen“ haben möchte. Covid-19 hat tatsächlich unseren Alltag verändert. 

Das Tageblatt-Tagebuch

Das Leben ist, wie es ist. Corona hin oder her. Klar, die Situation ist ernst. Aber vielleicht sollte man versuchen, ein wenig Normalität in diesem Ausnahmezustand zu wahren. Deshalb veröffentlicht das Tageblatt seit dem 16. März (s)ein Corona-Tagebuch. Geschildert werden darin persönliche Einschätzungen, Enttäuschungen und Erwartungen verschiedener Journalisten.