Lassen wir diesmal lange einleitende Sätze beiseite und beginnen gleich mit der Kernfrage des Tages: Was sind die Gründe, die erklären, dass man als Luxemburger die Nachbarn aus Frankreich nicht mögen kann?
Sie sind irgendwie anders, diese Franzosen. Anders als die netten Belgier, denen man ihre Fehler gerne verzeiht. Die Nation des Jupiler und der «moules-frites» hat diesen Sympathiebonus, einen lustigen Akzent und beim laufenden Turnier sportlichen Erfolg. Drei Dinge, die man hier eben schätzt. Auch gegenüber den Deutschen fühlt sich manch Luxemburger einfach wohler. Die Ähnlichkeit der Landessprache, Bayern München oder eine frische Bild-Zeitung auf dem Frühstückstisch – es fällt einfach leichter, sich mit diesen Werten zu identifizieren als sich mit der meistgehassten Sprache des Landes, mit den Scheichs von Paris Saint-Germain oder einer tiefgründigen Recherche des Monde diplomatique auseinanderzusetzen.
Das tun ja auch die wenigsten der Franzosen, wenn sie schon am frühen Morgen hierzulande die beliebtesten Autobahnen mit ihren Renaults blockieren, unsere Jobs klauen und uns zwingen, unser Croissant mit einem «s’il vous plaît» zu bestellen. Alle andern sitzen den ganzen Tag zu Hause vor dem Flachbildfernseher, rauchen Zigarette und verlassen das Haus nur in Jogginghose und «Murkstrikot». Darüber baumelt locker-lässig das gefälschte Designer-Täschchen.
Nicht zu sprechen vom Chauvinismus … Der Nationalstolz kennt scheinbar keine Grenzen. Am 12. Juli 1998 sah ich meinen Vater zum ersten und letzten Mal mit Tränen in den Augen. Weder gab es an diesem Abend einen Todesfall im engeren Bekanntenkreis noch hatte man ihn in der Pariser Banlieue angeschossen. Er und 60 Millionen andere Franzosen feierten gemeinsam den Weltmeistertitel – und sie schämten sich nicht mal dafür.
Seither hat sich viel verändert. Er ist mittlerweile auf dem Papier ein Luxemburger Staatsbürger. War er auch schon, als sich seine früheren Landsmänner weigerten, 2010 aus ihrem Mannschaftsbus zu steigen. Trotzdem traf ihn dieser Boykott der «Bleus». Es ist eben eine Liebe, die nie vergeht. Vielleicht können nicht alle Luxemburger dieses Gefühl nachvollziehen und mit Sicherheit gibt es auch unter den Anhängern der Deschamps-Elf eine Unmenge an totalen Flachzangen und Vollpfosten. Doch, und das mag jetzt sogar den einen oder anderen in seinen tiefsten Grundfesten erschüttern, es sind nicht alle so.
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