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Ätzend, nicht VAR?

Ätzend, nicht VAR?

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Um Himmels willen, was will man uns in den zwei nächsten Wochen noch alles zumuten? Da wäre zum einen schon mal Diego Maradona, der allem Anschein nach seine finale Weltmeisterschaft erlebt. Eine lebende Legende. Nach den Fernsehbildern vom Dienstag ist die Frage eben nur, wann man das Adjektiv «lebend» endgültig streichen kann. Böse Zungen behaupteten nach dem überdrehten Auftritt, man hätte anschließend im Krankenhaus noch etwas Restblut in seinem Kokainsystem gefunden.

Mit weniger Fremdschämfaktor behaftet, dafür weitaus nerviger ist dagegen die taumelnde Tränentante aus Brasilien. Hätte irgendwer Schwalbenkönig Neymar etwas fürs Grasschnüffeln angeboten, könnte man die permanenten Flugeinlagen des ballverliebten Zehners ja noch irgendwie verstehen. So allerdings avanciert er in rasanter Geschwindigkeit zum meistgehassten Schauspieler des Sommers. Wer hätte es eigentlich vor zwei Wochen für möglich gehalten, dass uns das Komplettpaket dieses Mannes noch negativer als seine Frisur in Erinnerung bleiben könnte?

Gespaltene Meinungen gab es auch beim neuen Plastik-Schiedsrichter, der anscheinend für ausreichende Gerechtigkeit steht. Anscheinend, wohlgemerkt. Ehemalige Mitarbeiter an französischen «Péage»-Schranken werden an dieser Stelle aus eigener Erfahrung behaupten: Die Schiris sägen an ihrem Stuhl und werden bei den Kataris von Robotern ersetzt. Diese ständigen Sprints zum Kontrollbildschirm fordern ja auch lästigerweise jedes Mal eine Viertelstunde Nachspielzeit – woran die Durchschnittsblase einfach nicht gewöhnt ist. Ätzend!

Doch das Unwürdigste, was die FIFA uns in dieser Woche angetan hat, bleibt am Ende dieser spielfreie Tag … Kaum hatte sich das Familienleben endlich an den Rhythmus gewöhnt, steht man urplötzlich an einem Freitagabend mit leeren Händen da. Kleinkinder weinen, Ehemänner motzen – die reinste Schikane, lieber Weltverband. Und da fällt es uns (wie alle vier Jahre wieder) wie Schuppen von den Augen: Wir lieben Diego und dessen Stinkefinger, denn er ist ein Teil der Hand Gottes. Wir lieben Neymars Spaghettihaube und seine wahnsinnigen Fähigkeiten am Ball, denn sie verzaubern uns. Wir lieben es, von Wiederholungen der Strafraumszenen reizüberflutet zu werden, denn darum geht es doch. Falls es Ihnen also heute noch niemand gesagt hat: Es ist Samstag, es ist Achtelfinale und in wenigen Stunden schlägt die argentinische Skandalnudel wieder zu!