In einigen Tagen sind die Spiele der Vorrunde abgeschlossen. Die FIFA wird «Seid ihr alle da?» in die Runde der letzten 16 rufen, es wird mehr eine Feststellung als eine wirkliche Frage sein, vieles ist vorprogrammiert und wenn mal etwas schieflaufen sollte, kann man ja den Video-Assistenten hinzuziehen, oder eben nicht. In vielen Fällen wurde VAR gar nicht erst gefragt, obwohl es sich aufgedrängt hätte, in anderen Fällen verlassen sich die Schiedsrichter zu sehr auf die Herren im Studio, die einen besseren Überblick bei heiklen Situationen haben als der Schiedsrichter. Oder?
Dass das Spiel am Montagabend zwischen Portugal und Iran zu einer aufregenden Sache wurde, war einem Komiker-Schiedsrichter und nicht zuletzt einem VAR-Raum zu verdanken, in dem wahrscheinlich Stevie Wonder mit dem Anwalt von Ronaldo rumhockte. Es geht darum, die Stars in die nächste Runde zu bringen, da kann man sich nicht mit unbeabsichtigten Fausthieben abgeben. Ellbogen und Fäuste sind sehr gefragt bei dieser WM, einige Jungs klammern nicht nur, sondern bringen auch schon mal einen schwungvollen Hieb ins Gesicht als Zugabe. Keine Angst, Panama ist weg, was aber nicht heißt, dass die kommenden Gegner die Hazard, Lukaku, Kane oder Lingard mit Respekt und Fairness angehen werden.
Sollten jemals die Serben auf die Kroaten oder die Deutschen treffen, was heute theoretisch noch drin ist, sollten sich die VAR-Richter warm anziehen und die Tür von innen verriegeln. Eigentlich sollte man alle Spieler vor einer WM einer ordentlichen gesellschaftspolitischen Nachhilfestunde unterziehen, um zu verhindern, dass ein Balkankrieg auf dem Spielfeld durch provokative Gesten ungebildeter Spieler wieder aufgeheizt wird oder Kermit der Frosch zum Erdoganer mutiert.
Dass die Mannschaft ihren Siegtreffer gegen Schweden demonstrativ vor der schwedischen Bank feierte, geschah wohl in der Hitze der Erleichterung. Die VAR sollte bei solchen Gelegenheiten vielleicht die Szene von Balotelli nach seinem zweiten Treffer im Halbfinale der EM 2012 oder aber das Tor von Grosso im Halbfinale der WM 2006 groß auf den Leinwänden der Stadien einspielen, um der Welt zu zeigen, wie sehr man Italien bei dieser WM vermisst.
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