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Russland feiert Kantersieg und bringt Putin zum Lächeln

Russland feiert Kantersieg und bringt Putin zum Lächeln

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Traumstart für den gescholtenen Gastgeber: Staatspräsident Wladimir Putin hat im höchst einseitigen Eröffnungsspiel den ersten russischen WM-Sieg seit 16 Jahren bejubelt. Putin sah sich 2.751 Tage nach der Turniervergabe höchstpersönlich an, wie Russland mit einem 5:0 (2:0) gegen Saudi-Arabien in Moskau die zuvor miserable Stimmung im Lande umkehrte. Die vorab ganz schwach eingeschätzte Sbornaja kann in der lösbaren Gruppe A mit Ägypten und Uruguay auf den Achtelfinal-Einzug hoffen.

Der höchste Sieg in einem offiziellen WM-Eröffnungsspiel beruhigte fürs Erste die zahlreichen Zweifler. Die Mannschaft von Trainer Stanislaw Tschertschessow hielt vor 78.011 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion Luschniki dem enormen Druck stand. «Ein 5:0 habe ich mir nicht mal erträumt. Es ist ein bisschen hoch vielleicht. Aber wichtig ist, dass die Begeisterung im ersten Spiel im Land da ist», sagte Tschertschessow der ARD. Juri Gasinski (12.), die Joker Denis Tscheryschew (43./90.+1) und Artem Dschjuba (71.) sowie Alexander Golowin (90.+4) hatten der Nummer 70 der FIFA-Weltrangliste den ersten Erfolg bei einer Endrunde seit dem 2:0 gegen Tunesien 2002 beschert.

Gastgeber-Serie hält weiter an

Immer noch hat kein Gastgeber sein Auftaktspiel verloren. Die Saudis hingegen warten seit 1994 auf einen Sieg auf der großen Bühne. Putin, eigentlich ein glühender Eishockey-Liebhaber, hatte der Mannschaft persönlich aufgetragen, «modern und mit Würde» zu spielen. An eine erfolgreiche Mission WM schien er selbst nicht recht zu glauben. Dafür bietet sich dem Präsidenten aber die Chance, dass alle Skandale und Probleme vorerst in den Hintergrund rücken.

Robbie Williams und die Opernsängerin Aida Garifullina heizten das Publikum während der Eröffnungsfeier ein

Bei der Eröffnungsshow sang der britische Popstar Robbie Williams im roten Glitzer-Anzug passenderweise: «Let me entertain you.» Kurz darauf jubelten die Zuschauer, als Saudi-Arabiens Mohammed Al-Sahlawi um 17.01 Uhr MESZ die WM mit dem ersten Anstoß eröffnete. Zuvor hatten Putin und FIFA-Präsident Gianni Infantino in der für angeblich eine Milliarde Euro runderneuerten Arena pflichtgemäß die einende Kraft des Fußballs beschworen. Doch moderner und «mit Würde» spielten anfangs überraschend nur die Saudis.

Im Duell der beiden nominell schwächsten WM-Mannschaften versuchte die Auswahl des spanischen Trainers Juan Antonio Pizzi zumindest, Kombinationen aufzuziehen. Aber es trafen die Russen – mit der ersten Chance des Turniers. Der saudische Mittelfeldspieler Taiseer Al-Jassim fiel nach einer Flanke von Golowin auf den Hosenboden, was Gasinski freistehend einen Kopfball und sein erstes Länderspieltor ermöglichte.

Putin lächelte

Torhüter Abdullah Al-Mayouf nutzte dabei auch nichts, dass kein Geringerer als Oliver Kahn mit seiner Akademie die saudischen Keeper für die WM trainiert hatte. Und Putin? Der lächelte kurz, dann breitete er in der Ehrenloge entschuldigend die Hände in Richtung des Kronprinzen Mohammed bin Salman Al Saud aus. Es folgten allerdings zwei Momente des Luftanhaltens: Innenverteidiger Ilja Kutepow hätte den Ball beinahe ins eigene Tor geköpft (21.), Mittelfeldspieler Alan Dsagojew musste mit einer schmerzhaften Oberschenkelverletzung ausgewechselt werden (24.).

FIFA-Präsident Gianni Infantino umringt von Wladimir Putin und dem saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman

Dennoch: Die saudische Spielfreude hatten die körperlich überlegenen Russen mit dem Tor gedämpft. Das Niveau auf beiden Seiten sank minütlich, bis der für Dsagojew gekommene Tscheryschew mit einer Finte zwei Abwehrspieler narrte und aus kurzer Distanz traf. Saudi-Arabien kämpfte mit wachsender Verzweiflung um seine Chance. Das 1:2 bei der Generalprobe gegen die deutschen Weltmeister hatte Anlass zum Optimismus gegeben, doch der Aufbau der Grünen Falken wirkte planlos und selbst im Vergleich mit dem ideenarmen russischen Konterspiel noch klar unterlegen.

Al-Jassim bot sich immerhin die Gelegenheit zum Anschluss, doch er rutschte nach einer Flanke knapp am Ball vorbei (57.). Mit Dschjubas Tor 89 Sekunden nach seiner Einwechslung, dem schnellsten WM-Jokertor seit 2002, war das Spiel entschieden. Tschertschessow, einst Torwart bei Dynamo Dresden, ging beim Jubeln völlig aus sich heraus. Der Rest war ein russisches Schaulaufen mit weiteren Treffern – teils untermalt von La Ola.

(SID)