Wahrscheinlich nicht. Das vernetzte Europa ist „too big to fail“ geworden; es risse alle Wirtschaftssysteme der Erde mit in die Katastrophe, die USA, China, Indien, Russland, Japan, Südamerika, ja, sogar das Cameron-England. Also dürfen wir davon ausgehen, dass den Märkten Zügel angelegt werden, von demokratisch gewählten neuen Chefs wie z.B. Hollande der Franzose. Ja!
" class="infobox_img" />Alvin Sold asold@tageblatt.lu
Was wollen die süffisanten Schmunzler, die habgierigen Friedman-ner, die liberalen Deregulierer? Revolutionen im alten Europa? Sozialpolitische Aufstände? Solche, wie es sie seit 1789 immer wieder gab, weil den Oligarchen aller Arten der Verstand für das Maß fehlte?
Es gelang bisher, die Gier-Geschädigten – es sind Millionen und Abermillionen – zu zähmen. Man bot ihnen das kalkulierte Minimum, in Deutschland Hartz IV; die Jugendlichen und die Arbeitslosen kriegen, wie im alten Rom, Spiele so viel sie brauchen. Doch der Kessel steht auf dem Herd, das Wasser köchelt, der Dampf drückt, die Explosion droht, es könnte Blut fließen, draußen, auf der Straße!
Das wissen die Spitzenpolitiker, die inzwischen zu Krisenmanagern wurden.
Wir teilen sie in drei Kategorien ein.
Da wären zuerst die Rechthaber, die Ideologen, welche ihren Glauben verteidigen, wie Merkel und Cameron. Dann die Pragmatiker, die Gespür und Sinn haben für Kompromisse, wie Juncker, Monti und ein paar andere. Und schließlich die Erneuerer, jene, die sich um den nunmehr mächtigen französischen Präsidenten scharen werden.
Die Geschichte lehrt, dass am Ende nicht die Konservativen, nicht die Prediger der jeweiligen alten „pensée unique“ sich behaupten, sondern dass das Unmögliche geschieht: So oder so werden die Finanzjongleure bezwungen, so oder so werden die Banken wieder zu Dienern der Volkswirtschaft, so oder so rückt das allgemeine Interesse wieder vor die Gewinnziele der Konzerne.
In diesem Kontext wäre die voraussichtliche Entwicklung Luxemburgs zu betrachten.
Es wohnen gegenwärtig 530.000 Menschen hier, mit den nicht gemeldeten sind es 550.000 vielleicht; in ein paar Jahren wird die 600.000er-Marke überschritten, wegen der Einwanderung, dann sind wir 280.000 Luxemburger auch ohne die Grenzgänger definitiv in der Minderheit.
Trägt unser politisches System dieser Tatsache Rechnung? Genügt es, dass die Hunderttausende, die bei uns arbeiten und unverzichtbar zu den gesunden Staatsfinanzen und zum generellen Wohlstand beitragen, nur in der Salariatskammer und in den Gewerkschaften mitbestimmen können? Vom kaum benutzten kommunalen Wahlrecht für EU-Ausländer einmal abgesehen?
Fit werden für das modernere Europa
Es muss uns Luxemburgern gelingen, fit zu werden für das modernere, sozialere, emanzipierte Europa, das aus der heutigen Krise erstarkt hervorgehen wird.
Wir kennen unsere demografische Schwäche; wir sollten endlich über den grauen nationalistischen Schatten springen, der uns den Blick auf das riesige geistige Potenzial verstellt, das dem Land in der Gestalt seiner Zugewanderten und seiner Einwandererkinder zur Verfügung steht.
Welch Freude, z.B., wenn Lëtzebuergesch im Schulhof und auf dem Spielplatz die Umgangssprache der Kinder ist; welch innere, tiefe Genugtuung, wenn es der Spross einer Immigrantenfamilie ist, der, als Historiker an der Universität, uns Luxemburger über die Entwicklung der nationalen Luxemburger Identität aufklärt, wie jetzt Denis Scuto in seiner als Buch erschienenen These „La nationalité luxembourgeoise (19e-21e siècles)“!
Feiern wir unser Fest! Teilen wir es mit allen!
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