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Vier lange Jahre

Vier lange Jahre

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Olympia ist vorbei, aus Luxemburger Sicht. Es waren tolle Spiele, bei denen das gewisse Etwas und ein Quäntchen Glück fehlten, um auch noch die Kirsche auf dem Kuchen haben zu dürfen.

Was fehlte nun? Gewiss nicht die richtige Einstellung. Die bringen immer mehr Luxemburger Sportler in hohem Maße mit. Dabei sein ist nicht mehr alles. Drei Beispiele. Judoka Marie Muller wollte mehr und war enttäuscht, trotz Platz fünf. Laurent Carnol war nicht zufrieden, obwohl er als erster Luxemburger in ein Schwimm-Halbfinale einzog. Carnols Kumpel Raphaël Stacchiotti wurde 17. – gegenüber der Meldeliste um satte zehn Positionen verbessert, aber eben um einen Platz am Halbfinale vorbeigeschrammt. Erste Gefühlslage: riesige Enttäuschung.

Logo" class="infobox_img" />Claude Clemens cclemens@tageblatt.lu

Ehrgeiz pur, enorme Motivation: Diese beiden Faktoren waren schon vorhanden, werden durch solche Resultate nur noch verstärkt. Was wirklich drin ist, wurde bei diesen Spielen ganz klar ersichtlich. Nun muss man noch das gewisse Etwas finden. Erfreulich, und auch das spricht für die richtige Mentalität: Mit der Suche wurde schon vergangene Woche, noch in London, begonnen.

Fast im gesamten Luxemburger Sport ist eine Bewegung nach oben zu erkennen: Bedingungen und Infrastruktur werden immer besser, Strukturen professioneller, „technisches“ Personal und Fachkräfte besser ausgebildet. Talente werden öfter und schneller erkannt. Ein Sportler muss nicht mehr selbst ausloten, was möglich ist. Er kommt mittlerweile in eine auf aus dem In- und Ausland zusammengetragenen Erkenntnissen basierende Struktur, die ihm ziemlich schnell sagt, was drin ist, bis wohin er kommen kann. Weniger Talent wird vergeudet, weniger Zeit verplempert.

Breites Fundament

Bekommt das nationale olympische Komitee COSL die Politik nun noch „so richtig“ mit ins Boot und stellt das Ganze mit dem sich in Ausarbeitung befindenden „Gesamtkonzept für den Luxemburger Sport“ auf ein breites Fundament, wäre dies quasi perfekt. „Quasi“, weil dies hier eine globale Analyse ist und auch jetzt schon in „Details“ noch so manches im Argen liegt. Auch daran wird natürlich zu arbeiten sein.

Noch mal zurück zu den Schwimmern, um ein solches „Detail“ zu illustrieren. Carnol und Co. sorgen seit einiger Zeit für viele Highlights – und ihr Verband „vermarktet“ dies geschickt, schwimmt sozusagen auf der Welle des Erfolges mit und versucht, auch dank der Strahlkraft ihrer Aushängeschilder, u.a. neue Sponsoren und neuen Nachwuchs zu gewinnen.

Leichtathlet David Fiegen wurde nie so „vermarktet“. Auch nicht nach EM-Silber. Dass kein Leichtathlet sich für London qualifizierte, ist selbstverständlich nicht ursächlich darauf zurückzuführen. Aber bezeichnend.

Mittlerweile wurden aber auch beim Leichtathletik-Verband einige Hebel in die richtige Richtung umgelegt. Dort gilt aber wie bei allen anderen auch: In puncto Olympia heißt es nun, sich vier lange Jahre gedulden, um eventuell die Früchte der harten Arbeit zu ernten.

Dann sei an dieser Stelle noch eine abschließende Bemerkung erlaubt. Luxemburg ist ein Land mit einer nicht unbedeutenden Immigrations-Geschichte. Eine nicht unbedeutende Zahl von Grenzgängern trägt nicht unwesentlich zu unserer Wirtschaftskraft und unserem BIP, um das wir weltweit beneidet werden, bei. Wer sich hier immer noch an Sportlern mit doppelter Staatsbürgerschaft oder ausländischer Herkunft stört, sollte am besten auswandern. Auch dann, wenn er ein „Problem“ mit ausländischem Fachpersonal hat. Und das gilt nicht nur für den Sport. Siehe Grenzgänger.