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Feuer frei auf Streikende

Feuer frei auf Streikende

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Streikende Arbeiter zusammenzukartätschen, war einst gang und gäbe. Auch bei uns wurden – 1912 in Differdingen – bei einem Streik vier Menschen erschossen, auch bei uns wurden Maschinengewehre gegenüber Arbeitern in Stellung gebracht.

Im rassistischen Südafrika der Apartheid-Ära riskierten die Schwarzen ihr Leben, sobald sie aufzubegehren wagten. Im Township Sharpeville etwa wurden 69 Demonstranten am 21. März 1960 von der Polizei kaltblütig umgebracht.

Die Apartheid-Ära ist seit 1994 vorbei, Südafrika ist frei: Kein Mensch wird mehr aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert. Umso deprimierender ist das Massaker, das Polizisten unter streikenden Bergleuten der Platinmine Marikana angerichtet haben: 34 Menschen starben im Kugelhagel der Uniformierten.

Man mag einwenden, dass etliche Demonstranten mit Speeren und Buschmessern bewaffnet waren und sich äußerst aggressiv verhielten. Doch darf so etwas in einem zivilisierten Staat keine Entschuldigung dafür sein, dass die Ordnungskräfte mit Maschinenwaffen in die Menge ballern. Polizeitaktisch scheinen Südafrikas Behörden in der Apartheid-Zeit zu verharren. Ein Menschenleben ist nach wie vor keinen Pfifferling wert.

Ein schlechtes Omen

Die Gewaltbereitschaft der Streikenden kommt ja nicht von ungefähr: Diese Menschen müssen tagaus, tagein gefährliche Schwerstarbeit leisten und führen trotzdem ein Leben hart an der Grenze zur Armut.

Der Fall Marikana ist ein schlechtes Omen für Südafrika als Ganzes. Dem ANC gelingt es offenbar nicht, den Lebensstandard einer großen Mehrheit der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern. Korruption ist in Mandelas Partei leider weit verbreitet.
Präsident Zuma selbst ist durch seinen Populismus und seinen Lebensstil alles andere als ein leuchtendes Vorbild.

Hinzu kommt, dass in Südafrika leider auch die Gefahr einer „Simbabwisierung“ lauert: Im Nachbarland schob der zum reinen Demagogen verkommene ehemalige Freiheitskämpfer Mugabe der weißen Minderheit die Schuld für alle Übel dieser Welt in die Schuhe. Sein Rassismus steht dem der rhodesischen Herrenmenschen in nur wenig nach. Die meisten Weißen mussten emigrieren, ihre fachliche Kompetenz fehlt dem Land heute vorne und hinten.

Das Eigentum der Enteigneten kam in Simbabwe aber nicht den darbenden Massen zugute, vielmehr füllte der Despot seine eigenen Taschen und die seiner „Cronies“ und Komplizen.

In Südafrika würden Volksverführer wie Julius Malema wohl Ähnliches in Szene setzen, wenn man sie nur ließe. Selbstverständlich hat das Land am Kap das Recht, die Souveränität über seine natürlichen Ressourcen auszuüben. Wenn aber ausländische Investoren durch blindwütige Nationalisierungen vertrieben werden würden, hätte der anschließende Exodus von Kapital und Know-how langfristig fatale Konsequenzen für Südafrikas Wirtschaft.