Es ist viel passiert, seit die engagierten Aktivistinnen in den 70er Jahren vor die Abgeordnetenkammer gezogen und Gesetze
zur Scheidung, zum Schwangerschaftsabbruch und für ihre eigene zivilrechtliche Emanzipierung gefordert haben.
Vieles ist seither geschehen, das den Frauen ein normales Berufsleben und eine ebenbürtige Partnerschaft möglich macht. Die militanten Aktivistinnen haben dadurch jedoch ihren Schwung verloren. Sie haben sich in die Gesellschaft eingefügt, gehören heute gewissermaßen zum Establishment. Kaum eine würde heute noch wie seinerzeit Marie-Paule Molitor-Peffer das Thema Familienplanung bei einem schicken Diner in der besseren Gesellschaft ansprechen oder wie in Paris die Rechtsanwältin und politische Kämpferin Gisèle Halimi zusammen mit 343 weiteren Persönlichkeiten auf die Straße gehen und lauthals verkünden: „Ja, ich habe abgetrieben!“ Dabei ist die Abtreibung, politisch verschämt als Schwangerschaftsabbruch umschrieben, noch immer verboten und juristisch strafbar. So wie die Anwesenheit von Frauen in wirtschaftlichen Entscheidungsgremien nach wie vor ein Tabuthema ist und keiner sich an Frauenquoten die Finger verbrennen will. Politische und zivile Courage ist daher nach wie vor gefragt.
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