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Die Konsequenzen

Die Konsequenzen

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Lance Armstrong und kein Ende: Nach der Aberkennung seiner sieben Tour-de-France-Siege durch den Radsport-Weltverband UCI droht dem Texaner weiteres Ungemach.

Dass ihm das Internationale Olympische Komitee die Bronzemedaille der Spiele von Sydney wegnehmen wird, dürfte Armstrong mit ziemlicher Sicherheit wenig interessieren. Viel schwerer wiegen die Regressforderungen in Millionenhöhe, denen sich der einstige „Boss“ des Pelotons ausgesetzt sieht.
Die könnten Armstrong gut und gerne ruinieren, was man durchaus als gerechte Strafe für das skrupellose Verhalten des US-Amerikaners sehen mag. Wie er mit seinen Feinden (in erster Linie denjenigen, die ihn des Dopings bezichtigten) umging, war schon vor dem Fall des einstigen Rad-Heroen bekannt.

Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

Dass er aber anscheinend auch vor Erpressungsversuchen gegenüber US-Präsidentschaftskandidaten nicht zurückschreckte, lässt tief blicken. Ähnlich radikal verfuhr er mit seinen Teamkollegen. Wer in seiner Tour-Mannschaft fahren wollte, von dem wurde Leistungsmanipulation in Form von Doping erwartet. Das beweist der Bericht der amerikanischen Antidoping-Behörde Usada. In diesem Zusammenhang ist es durchaus bedauerlich, dass sich Benoît Joachim, 2000 und 2002 in Armstrongs Tour-Team, nicht zum Fall seines früheren Chefs äußern will. Zumindest nicht gegenüber dem Tageblatt.

International vs. national

So richtig wundern mag das allerdings nicht. Denn über Doping wird in Luxemburg nicht mehr so gerne geredet, sobald ein einheimischer Sportler betroffen ist. Sinnbild dieser Haltung ist momentan der Präsident des Luxemburgischen Radsportverbands (FSCL), Jean Regenwetter. Mit seiner harschen Kritik an der UCI schaffte es der FSCL-Präsident in die internationalen Medien. Gleichzeitig aber war er einer der Ersten, die nach dem positiven Test Lobbyarbeit für Frank Schleck leisteten und die Vergiftungstheorie weiterstrickten.
Recht hat Regenwetter freilich mit dem Ruf nach Konsequenzen aus dem Fall Armstrong. Schließlich kann es ja wohl nicht angehen, dass Verbandsverantwortliche ihren Vorzeigeathleten decken und dabei weiter auf ihren Posten kleben … Und ganz nebenbei stellt sich die Frage, warum Armstrong und Co. nie erwischt wurden.

Dass Doping beileibe kein Kavaliersdelikt ist, daran soll an dieser Stelle noch einmal erinnert werden. Die fundamentalen Werte des Sports wie Fair Play, Respekt gegenüber seinem Gegner oder aber Solidarität werden durch Doping ad absurdum geführt. Und natürlich gefährdet Doping die Gesundheit, bewirkt also das genaue Gegenteil von dem, was der Sport bewirken sollte. Da die Spitzenathleten auch eine Vorbildfunktion für die Jugend haben, ist eine Freigabe von Doping keine Option.

Obwohl in Anbetracht der gesellschaftlichen Entwicklung genau das die ehrlichste Lösung wäre. Schließlich wird auch im Alltag immer schneller zum Medikament gegriffen. Der Leistungsdruck auf die Topsportler ist zudem im Laufe der Jahre mit der immer größer werdenden Medienpräsenz gestiegen. Aus Athleten sind Halbgötter geworden. Das viele Geld, das es im Profisport zu verdienen gibt, tut dann ein Übriges.
Im kommenden Jahr feiert die Tour de France Jubiläum. Kein Wunder demnach, dass sich die Organisatoren für die 100. Auflage etwas ganz Besonderes ausgedacht haben. Unter anderem muss der berüchtigte Anstieg zur Alpe d’Huez von den Fahrern an einem Tag gleich zweimal bewältigt werden. Was zweifellos ein spektakuläres Rennen garantiert – aber auch ein saubereres?