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Die Besten

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„Ce sont les meilleurs. Sie sind die Besten. These are the champions. Die Meister. Die Besten. Les grandes équipes. The champions“: Vor 20 Jahren ertönte die Hymne der Fußball-Champions-League ein erstes Mal. Es war die Geburt des modernen Fußballs.

Eine recht schwere Geburt, denn in der ersten Champions-League-Saison erreichte weder der englische noch der spanische oder der deutsche Meister die Gruppenphase. Heutzutage undenkbar, auch wegen der Aufstockung des Teilnehmerfeldes im Jahr 1998. Bis zu vier Vereine eines Landes können seitdem um den früheren Landesmeister-Pokal kämpfen.

Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

Vor 20 Jahren also begann die Vereinheitlichung des Fußballs. Logo, Hymne, Ball, Werbung, Anstoßzeiten, ja sogar die Krawatten der Fernsehmoderatoren sahen gleich aus. Die TV-Sender waren begeistert, endlich hatten sie Planungssicherheit. Zunächst durch die einheitlichen Spielzeiten, später durch das größere Teilnehmerfeld. Sie waren bereit, für den Fußball im neuen Gewand eine Menge Geld zu bezahlen. Rupert Murdoch in England, Silvio Berlusconi in Italien oder Leo Kirch in Deutschland brauchten den Fußball als Lokomotive für ihr Bezahlfernsehen. Schließlich eignet sich die „schönste Nebensache der Welt“ vortrefflich, um dem Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Nicht aufzuhalten

Die Kommerzialisierung des Fußballs war nicht mehr aufzuhalten. Die Vereine wurden mit Geld geflutet und investierten es in Steine und Beine. Gleichzeitig entstand in den Ligen eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die Kluft zwischen Arm und Reich wurde immer größer, was den Wettbewerb ungleicher machte. Perversionen wie Ablösesummen jenseits der 50-Millionen-Euro-Marke oder aber Spielergehälter von 100.000 Euro pro Woche wurden zur Regel. Und sie sind es noch immer, entpuppt sich der Spitzenfußball doch als relativ krisensicher.

Gleichzeitig veränderte sich das Publikum. War Fußball in den 80er-Jahren noch eine reine Männersache, so versteht er sich heute als Familien-Unterhaltung mit Betonung auf Unterhaltung. Die Show kann sich heute aber längst nicht mehr jeder leisten. In England, wo es keine Stehplätze mehr gibt und die Eintrittspreise mit am höchsten sind, hat sich das Fußball-Publikum binnen 20 Jahren radikal gewandelt. Den einfachen Arbeiter sucht man in den Arenen vergeblich, er kann sich den Stadionbesuch nicht mehr leisten und muss sich die Spiele seines Lieblingsvereins im Pub anschauen. Mit ihm ging auch die Stimmung, die den englischen Fußball jahrzehntelang einzigartig machte, verloren.

Der Fußball ist mehr denn je von wirtschaftlichen Überlegungen getrieben. Der europäische Fußballverband UEFA schüttet in dieser Champions-League-Saison Prämien in Höhe von 910 Millionen Euro aus. 2010/2011 machte die UEFA allein mit der Königsklasse des Fußballs mehr als 1,1 Milliarden Euro Umsatz. Wehe dem, der nicht dabei ist, im Spiel der Besten, dem modernen Fußball.