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Wirtschaft in der Sprachkrise

Wirtschaft in der Sprachkrise

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Im zu Ende gehenden Jahr mussten wir so einiges an sprachlichem Blödsinn über uns ergehen lassen. Viele Politiker und Wirtschaftsbosse nahmen das Wort „Krise“ öfter und mit größerer Wonne in den Mund als ein Baby seinen Schnuller.

Schuldenkrise, Wirtschaftskrise, Finanzkrise – dabei ist das Wort „Krise“ überhaupt gar kein wirtschaftlicher Fachbegriff. Es gibt entweder ein positives oder ein negatives Wirtschaftswachstum. Das Letztere nennt man dann Rezession, wenn es mindestens zwei Quartale dauert. Oder es gibt dann noch die Stagnation, wenn die Wirtschaft weder wächst noch schrumpft.

Das Wort „Krise“ ist politisch geprägt. Wann fängt zum Beispiel eine Wirtschaftskrise an, wann hört sie auf? Ist eine Wachstumsrate von vier Prozent schon eine Krise? Für die Chinesen wäre es das wahrscheinlich, während es für die Spanier an ein Wirtschaftswunder grenzen würde. Ab welcher relativen Höhe zum BIP münden Staatsschulden in eine Krise? Die USA haben eine Staatsverschuldung, die im Verhältnis zum BIP rund fünfmal höher ist als die Luxemburgs.

Vielleicht wäre es ein guter Vorsatz fürs neue Jahr, das Wort „Krise“ aus der wirtschaftlichen Umgangssprache zu streichen – denn in der Wirtschafts-Fachsprache existiert es nicht und hat es nie existiert.