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Thema verfehlt

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Man muss sich die Frage stellen, was der Premierminister eigentlich noch von den Realitäten des Landes – über das Zahlenmaterial des Statec hinaus – versteht.

Ist es nicht vermessen, wie am Dienstag auf RTL den Luxemburgern, denen es „im Prinzip gut geht“, quasi als moralische Keule die Menschen entgegenzustellen, „für die 30 Euro mehr oder weniger am Ende des Monats ein reales Problem sind“? Hier wird ein Keil in die Gesellschaft getrieben. Mal davon abgesehen, ob Jean-Claude Juncker die einen und die anderen nach mehreren Jahren Abwesenheit in der Welt noch kennen würde.

„Vereinzelte Gewerkschaften und Tageszeitungen“ dafür verantwortlich zu machen, dass die Bürger merken, wie mit ihnen Schindluder getrieben wird, ist – mit Verlaub – schon fast zu viel der Ehre. Und ehrlich gesagt eine Watsche für die Intelligenz der Bürger. Diese sind sehr wohl allein imstande, zu begreifen, dass die Schere zwischen den Reichen – wohlgemerkt, dazu gehört nicht der Mittelstand, dem es „im Prinzip“, aber auch nur da, ja gut geht – und dem Rest des Landes seit längerem dabei ist, auseinanderzuklaffen. Und dass der einstige luxemburgische Gesellschaftsvertrag auf Kosten der Mehrheit ausgehebelt wird. So als ob „vereinzelte Politiker“ nicht in der Verantwortung stünden, wie der Kuchen verteilt wurde und in Zukunft verteilt werden wird. Juncker ist am Dienstag am Thema vorbeigeschlittert. Darüber halfen auch die üblichen rhetorischen Kniffe nicht mehr hinweg.

Das richtige Thema heißt „gerechte Umverteilung von oben nach unten“, und nicht „Almosen für die Armen“.