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Ganz sicher

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Also das ist doch beeindruckend. Die irre Geschwindigkeit, mit der die zuständigen Stellen in den einzelnen Ländern und auch auf europäischer Ebene im Pferdefleisch-Skandal reagiert haben, haut einen doch glatt um.

Knapp einen Monat nach dessen Entdeckung in Großbritannien haben sich die zuständigen Minister in Brüssel zu Krisensitzungen getroffen, die Franzosen bereits einen Schuldigen ausgemacht, die Europäische Union Tausende DNA-Tests für Rinder und Pferdeprodukte beschlossen und 28 verschiedene Unternehmen die Produkte eines in Luxemburg produzierenden Lasagne-Herstellers in 13 verschiedenen europäischen Ländern aus dem Angebot zurückgezogen. Das beruhigt. Selbst wenn es nur um 550 der 750 Tonnen Pferdefleisch ging, die der französische Importeur an den Lasagne-Hersteller weiterverkauft haben soll. Was er natürlich bestreitet, der Importeur. Nicht, dass er weiterverkauft hat, aber dass er gewusst haben soll, dass es sich um Pferdefleisch handelte. Für ihn war es Rindfleisch, was schließlich ja auch zur irrtümlich falschen, von keiner Seite kontrollierten Etikettierung der Lasagne-Produkte geführt haben soll.

Logo" class="infobox_img" />Serge Kennerknecht
skennerknecht@tageblatt.lu

Hätte er das gewusst mit dem Pferdefleisch, dann wäre die Lasagne ja für den Verbraucher wohl auch teurer gewesen. Pferdefleisch ist vitaminreicher und eisenhaltiger als Rindfleisch. Was die vielen neuen Konsumenten – der Sektor boomt seit dem Skandal – sicher gerne bestätigen. Wenn es denn nicht die Reste sind, die man von den Knochen abschabt, oder solche von medizinisch behandelten Pferden.

Das wird genau kontrolliert werden

Wie auch immer, die Experten in Brüssel haben analysiert, reagiert und Maßnahmen festgehalten. Sehr schnell. Der helle Wahn. Die Agroindustrie ist Eine schnelle reaktion bewirkt ein schnelles Ende der Diskussion.dankbar. Stichwort Schadensbegrenzung.

Apropos Wahn und Experten: Letztere haben vom Erstgenannten viel gelernt. Vom BSE-Rinderwahn, damals, seit 1994, in Großbritannien. Daher vielleicht die schnelle Reaktion. Wobei der Rinderwahn im Gegensatz zu Pferdefleisch gesundheitsschädigend war für den Menschen. Immerhin starben alleine in Großbritannien seither über 160 Menschen an der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die durch BSE aufkam.

Von Millionen „vernichteten“ Kühen und Kosten ganz zu schweigen. Aber auch das hatten die Brüsseler Experten schnell im Griff. Nicht ganz so schnell wie jetzt, aber immerhin sprachen sie sich bereits sieben Jahre nach den ersten BSE-Fällen dafür aus, Tiermehl, also „Mehl“ aus Fleisch und Knochen von Tieren, für die Fütterung von Tieren zu verbieten. Dieses Tiermehl hatte man als bösen Verursacher ausgemacht. Auch wenn der gute Verbraucher bis dahin nicht einmal wusste, dass Rinder „Mehl“ aus Rindern fressen, Schweine solches aus Schweinen, Hühner welches aus Hühnern oder Fische solches aus Fischen oder umgekehrt und alle alles durcheinander.

Wie gesagt, man hat es ja auch verboten, europaweit, im Jahr 2001 und bis heute. Bis heute stimmt. Aber ab Juni dieses Jahres stimmt es nicht mehr. Denn delikat, wie Experten halt so sind, haben sie die Gelegenheit genutzt und gleich beim Aufkommen des Begriffs Pferdefleisch-Skandal an den BSE-Skandal gedacht und den Bürger daran erinnert, dass Tiermehl wieder für die Verfütterung genutzt werden darf. Da kommt wahre Freude auf. Bei Produzenten und Lobbyisten.

Die armen Schweine sind die Zuchtfische. Vorerst dürfen nur diese mit Tiermehl aus Hühnern und Schweinen gefüttert werden. Doch schon bald soll auch wieder erlaubt werden, Schweine mit Hühner- und Hühner mit Schweinemehl zu füttern. Schweine mit Schweine-, Hühner mit Hühnermehl geht nicht. Kannibalismus ist jetzt verboten im zivilisierten Europa. Rinder bleiben ganz ausgenommen. BSE oblige. Das wird dann genau kontrolliert werden. Von den Experten. Ganz sicher.