Mittendrin statt nur dabei ist wie im Vorjahr das Lotus-Team von Gerard Lopez und Eric Lux. Der Sieg von Kimi Räikkönen war der insgesamt zweite seit dem Einstieg der Luxemburger Geschäftsmänner in die Formel 1. Das ist umso bemerkenswerter, als es sich bei Lotus um das einzige privat finanzierte Topteam der Formel 1 handelt.
Philip Michel pmichel@tageblatt.lu
Der Große Preis von Australien machte deutlich, dass sich an der Hierarchie im Vergleich zum Vorjahr nichts geändert hat. Vier bis fünf Teams mit Budgets in dreistelliger Millionenhöhe kämpfen um den Sieg, der Rest fährt mehr oder weniger weit hinterher. Die Formel 1 als Zwei- bzw. Dreiklassengesellschaft, in der in erster Linie das Geld über die Platzierung entscheidet, das ist im Grunde genommen nichts Neues.
Das Gesamtbudget aller Rennställe wird in dieser Saison auf ca. 1,3 Milliarden Euro geschätzt. Allein die Red-Bull-Mannschaft von Weltmeister Sebastian Vettel steckt in diesem Jahr geschätzte 245 Millionen Euro in die Operation Titelverteidigung. Viel Geld in Zeiten von Weltwirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit. Zu viel?
Kosten
„Ich bin besorgt über die Kosten. Ich finde, die Formel 1 ist zu teuer“, sagte unlängst Jean Todt, Präsident des Automobil-Weltverbands FIA. Als Ferrari-Teamchef war er vor seiner Funktionärskarriere lange Jahre dafür mitverantwortlich, dass beim finanzstärksten aller Rennställe das Geld mit beiden Händen ausgegeben wurde. Während in Italien aufgrund des nationalen Charakters der Scuderia die „Geldvernichtung“ mittels Formel 1 durchaus als notwendiges Übel auf dem Weg zu internationalem Ruhm angesehen wird, regt sich im Rest der Welt vereinzelt der Widerstand gegen den PS-Zirkus.
Zumal die Formel 1 auch noch aus anderen Gründen kritisch gesehen werden kann. Da ist zunächst einmal der Faktor Umweltschutz mit der Frage, ob Motorsport im großen Ganzen überhaupt noch zeitgemäß ist. Wobei schon der Begriff Motorsport ein Stein des Anstoßes sein kann. Denn was hat eine Disziplin, in der die Technik eine derart dominierende Rolle spielt, eigentlich noch mit Sport zu tun? Herzlich wenig, vielmehr ist es das Spektakel, das in der Formel 1 zählt.
Was den Aspekt des Umweltschutzes angeht, so ist wohl jede Tour-de-France-Etappe mit ihren 4.000 Begleitfahrzeugen in Sachen CO2-Ausstoß schädlicher als ein Formel-1-Rennen.
Also zurück zum lieben Geld. Die Forderung nach einer Budgetobergrenze ist nicht durchzusetzen, gibt es bei den Rennställen doch keine Einigkeit in dieser Angelegenheit. Dass die von Red Bull, Mercedes, Ferrari und Co. eingesetzten Unsummen nicht nur Mittel zum Zweck auf dem Weg zum Weltmeistertitel sind, sondern auch als technische Speerspitze der (Weiter-)Entwicklung der Automobil-Industrie dienen, dieses Argument mag wohl auch weiterhin seine Richtigkeit haben. Ein Jahresbudget von 245 Millionen Euro rechtfertigt das freilich nicht.
Fazit: Etwas weniger wäre tatsächlich mehr. Der Faszination Formel 1 würde das finanzielle Schrumpfen auf ein für den Normalbürger erträgliches Maß jedenfalls keinen Abbruch tun. Sie bleibt ungebrochen im Zirkus Formel 1.
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