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Zehn Jahre danach

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Vor zehn Jahren überfielen George W. Bushs USA den Irak unter dem frei erfundenen Vorwand, dass die Saddam-Diktatur durch den Besitz von Massenvernichtungswaffen den Weltfrieden und die Existenz Israels bedrohe.

Als weitere Rechtfertigung für diesen Krieg sollte die Behauptung dienen, dass das Zweistromland dringend der Einführung einer parlamentarischen Demokratie nach westlichem Vorbild bedürfe.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Zehn Jahre danach ist klar, dass auch diese Begründung erstunken und erlogen war: Der Irak ist heute alles andere als ein demokratischer Rechtsstaat. Doch wenn sich dort nach wie vor irgendwelche islamo-arabischen Towelheads gegenseitig die Hälse abschneiden, ist das den allermeisten Amerikanern – Politikern wie Wählern – offensichtlich schnurzpiepegal.

Im Leitartikel des ältesten US-amerikanischen Politmagazins, der 1865 gegründeten The Nation, warnt Jonathan Schell in der aktuellen Ausgabe aber vor einer Neuauflage des Irak-Desasters, und zwar im Hinblick auf den Iran.

Er erinnert daran, dass Israel, koste es, was es wolle, ein Monopol auf Atomwaffen in der Region aufrechtzuerhalten trachtet: 1981 wurde der irakische Osirak-Reaktor plattgemacht, im September 2007 folgte ein Angriff auf eine syrische Atominstallation und nun, ja nun könnte eines Tages die Nuklearindustrie des Teheraner Mullah-Regimes an der Reihe sein.

Vereint hinter den Mullahs

Nordkoreas Kommunisten-Dynastie bedroht nun seit mehreren Wochen die USA und Südkorea mit Krieg. Am Dienstag wurde einmal mehr der Einsatz von Atomwaffen in Aussicht gestellt.

Dennoch redet in Washington niemand davon, das Kim-Regime gewaltsam nuklear „abzurüsten“. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass Pjöngjang im Gegensatz zu Teheran tatsächlich Atomwaffen im Arsenal hat und die USA unter keinen Umständen riskieren wollen, dass etwa das nur wenige Kilometer von der Demarkationslinie entfernt gelegene Seoul restlos in Schutt und Asche genuked wird.

Weil indes die Iraner noch nicht über die Bombe verfügen, ist die Wahrscheinlichkeit einer „präventiven“ Attacke umso höher. Doch ist keineswegs ausgemacht, dass sich das iranische Programm auf diese Weise überhaupt stoppen ließe. Zudem könnte eine derartige Offensive die perverse Konsequenz haben, dass sie die Perser, die ja ein durchaus stolzes Volk mit großer Tradition sind, hinter dem obskurantistischen Mullah-Regime vereinen und dessen Macht damit letztendlich sogar zementieren würde.

Immerhin ist nicht von Obama bekannt, dass er irgendwelchen „Regime change“-Fantasien in Bezug auf den Iran anhängt. Bleibt nur zu hoffen, dass sich in dieser Frage am Ende nicht doch wieder die israelische Überzeugung, dass es kein Problem gibt, das sich nicht mit Bomben und Raketen lösen ließe, durchsetzt.