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Die Zombies sind los

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Europa tut sich schwer damit, die Banken bei der Unternehmensfinanzierung zu umgehen. Es liegt nicht in seiner Kultur, besonders nicht im Süden Europas. Doch ist gerade dort dies eben nicht mehr möglich.

Die Banken Südeuropas scheinen zwar mittlerweile stabilisiert, sie haben aber nicht mehr genug Kapital übrig, um weitere Kredite zu geben. Wenn sie denn nicht überschuldet sind, fehlt es ihnen an Liquidität. Es sind Zombiebanken geworden. In anderen Worten: Der Patient wurde gerettet, überlebt hat er aber nicht.

Sascha Bremer sbremer@tageblatt.lu

Es bleiben grob gesehen zwei Alternativen, um den südeuropäischen Banken zu mehr Kapital zu verhelfen, also zu mehr Geld – ja genau, noch mehr Geld. Dies versucht zum Beispiel die EZB gerade durch europäische Niedrigzinspolitik. Damit die Banken hier allerdings etwas verdienen, müssen sie diese Gelder gewinnbringend weitergeben. Ein langwieriges Unterfangen, besonders dann, wenn man keine Kredite geben kann oder will. Man könnte die Banken ganz einfach rekapitalisieren. Ein Weg, den die USA nach der Lehman-Pleite gewählt haben, der aber in Europa politisch nicht durchsetzbar scheint.

Die andere Alternative ist der Griff in die Trickkiste. Die EZB will offenbar den Markt für forderungsbesicherte Wertpapiere (Asset Backed Securities) wiederbeleben. Banken könnten ihre mit Sicherheiten (etwa Immobilien) belegten Unternehmenskredite zu Paketen zusammenschnüren und dadurch verkaufen.

Kommt einem irgendwie bekannt vor, nicht wahr? Genau, nach demselben Schema wurden einst der Subprime-Markt und seine Blase aufgebaut. Da man nicht wusste, welche realen Werte hinter diesen verbrieften Papieren steckten – trotz oder gerade wegen der spitzenmäßigen Ratings der Agenturen –, kam es 2008 zur Katastrophe, unter der wir heute noch leiden.

Das Unterfangen könnte diesmal tatsächlich zum Erfolg werden, aber nur dann, wenn man tatsächlich weiß, wie heiß die Kartoffel ist, die einem da angedreht wird, sprich welche realen Werte dahinterstecken. Wüsste man es dieses Mal? Gut möglich, dass man das Feuer eben mit dem Feuer bekämpfen will. Doch immerhin, es tut sich etwas bei der EZB, um der Wirtschaft zu helfen. Dies liegt ja eigentlich nicht direkt in ihrem Aufgabenbereich.

Sollte es, auf welche Art auch immer, gelingen, die südeuropäischen Unternehmen wieder finanzieren zu können, wäre allerdings erst die Hälfte des Weges beschritten. Zu sehr ist man in dem Teil Europas, dem es verhältnismäßig gut geht, immer noch auf eine Wirtschaftspolitik fixiert, welche die Angebotsseite berücksichtigt. Die Nachfrage muss im Norden Europas gestärkt werden, und das geht nur über eine bessere Lohnpolitik. Dies würde nicht nur das Wachstum dieser Länder stärken, es würde dem gebeutelten Süden auch helfen, aus dem Loch zu kommen. Vorausgesetzt, es werden nicht nur Konsumgüter aus China gekauft.

Warten auf die Politik

Doch auch hier – besonders in Deutschland – scheint es wiederum nicht in der Kultur der Länder zu liegen, gerade dies zu tun. Schwer tut man sich bei den Tarifverhandlungen in unserem Nachbarland. Doch immerhin, es tut sich etwas zwischen den Sozialpartnern.

Bleibt noch die politische Ebene. Zumindest haben Teile der politischen Eliten Europas, vor allem in Brüssel, mittlerweile ihren Austeritätsdiskurs aufgegeben. Tut sich hier etwas?
Nicht wirklich. Es bleibt bei Lippenbekenntnissen, aber dies liegt halt mittlerweile eindeutig in der Kultur unseres Kontinents.
Es gibt eben nicht nur Zombies unter den Banken.