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Totgeburt

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Die Strategie für die Nordstad wurde im Rahmen von sechs Konferenzen im Jahr 2007 erarbeitet.

Ein wesentlicher Schritt in Richtung Nordstad war am 22. Mai 2008 die Abstimmung einer gemeinsamen Resolution zum Masterplan in den sechs Gemeinden Colmar-Berg, Schieren, Ettelbrück, Erpeldingen, Diekirch und Bettendorf. In fünf Gemeinden stimmten alle Gemeinderäte dafür. In Bettendorf gaben sechs von neun Räten ihren Zuspruch.

Roger Infalt rinfalt@tageblatt.lu

Vor fast genau fünf Jahren also haben die sechs Gemeinden den Masterplan Nordstad als regionales Strategiekonzept angenommen und sich dazu verpflichtet, ihn in ihre Stadtentwicklungspläne einfließen zu lassen sowie die Umsetzung der vereinbarten Schritte zu unterstützen. „Wichtig ist, dass möglichst rasch erste Verbesserungen erfolgen, damit die Nordstad weiter an Kraft gewinnt, um ihrer regionalen und nationalen Rolle gerecht zu werden. Die jetzige Dynamik, die viele Menschen an den Planungstisch brachte, darf nicht verpuffen!“, hieß es 2008.

Zusammenwachsen, zusammen wachsen?

Heute, ganze fünf Jahre später, kann von Dynamik in puncto Nordstad keine Rede mehr sein. Der Idealismus, den 2008 manche Gemeindeväter und -mütter der sechs erwähnten Kommunen an den Tag legten, ist verpufft. Was haben die vielen „Workshops“ von 2007 letztendlich bis heute gebracht? Damals wurde über Stadtmarketing gesprochen, über Infrastruktur und soziales Zusammenleben, über neue Wohnformen, über Mobilität und auch über eine zentrale Achse.

Aus den Planungswerkstätten heraus wurden die Teilnehmer gebeten, „ihr“ Motto für die Nordstad zu formulieren. Herausgestellt wurden dabei Aspekte wie Zusammengehörigkeit, die Verbindung von Alt und Neu und die Bedeutung der Landschaft: „Neues mit Wurzeln“ – „Zusammen wachsen und Zusammenwachsen“ – „Lebensfreudige Kleinstadt, die mit anderen Städten konkurrieren kann“ – „Stadt im Grünen – die grüne Stadt“.

Das liest sich gut, doch diese Leitlinien waren bis dato das Papier nicht wert, auf dem sie niedergeschrieben wurden. Neues? Zusammenwachsen? Lebensfreudige Kleinstadt? Grüne Stadt? Wo bitte gibt es die rosa Brillen, die man aufhaben muss, um diese Nordstad sehen zu können?

Die Idealisten, die wirklich noch an diesen – wie es auf der Internetseite der Nordstad so schön heißt – „Entwicklungspol im Norden des Landes, komplementär zu Stadt Luxemburg und Esch/Alzette“, glauben, sind rar geworden. Ja sogar die Macher des erwähnten Web-Auftritts der Nordstad wurden unterwegs wohl von Müdigkeit heimgesucht, tragen die letzten Dokumente unter „Publikationen“ doch das Datum vom 2. Dezember 2010, die Bildergalerie umfasst sage und schreibe acht Fotos und unter der Rubrik „Aktuelle Planungen“ findet der Leser ein Dokument vom 18. September 2007!

Dynamik sieht anders aus.