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Dim Sum mit Symbolik

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Luxemburg steht also auf der Investitionsliste Chinas. Peking will demnächst bis zu 500 Milliarden Euro im Ausland investieren. Dies wurde nach der Visite von Außenminister Jean Asselborn in China klar.

Eine Vielzahl an Fragen ergibt sich aus dieser Nachricht: Welchen Betrag will die chinesische Führung in Luxemburg investieren? In welchem Zeitraum? Welche Sektoren sind betroffen? Zum jetzigen Zeitpunkt bleiben diese Fragen unbeantwortet.

Dhiraj Sabharwal dsabharwal@tageblatt.lu

Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Investitions- und Währungsstrategie der aufstrebenden Wirtschaftsmacht, um ihr Vorgehen aus einer globalen Perspektive einzuordnen. Die Volksrepublik geriet nach dem Ausbruch der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise in die Schlagzeilen. Ihr Interesse galt besonders Rohstoffen und landwirtschaftlichen Anbauflächen Afrikas. Kritiker monierten einen von der Krise beflügelten Landraub durch chinesische Investoren auf dem schwarzen Kontinent. Inzwischen hat sich das Reich der Mitte eine andere, vielversprechendere Investitionslogik verordnet. Man setzt auf Europa und Wirtschaftsbereiche wie Energie, die Elektro- und Automobilindustrie sowie infrastrukturelle Projekte (Beispiel: der griechische Containerhafen Piräus). Die Zielsetzung ist klar: China will mit und in Europa ein Standbein für seinen wirtschaftlichen Aufschwung etablieren.

Von 2010 bis 2011 verdoppelten sich etwa die chinesischen Investitionen in Europa. Peking ist nicht mehr nur an Billigwaren, sondern vor allem an Technologie und dem damit verbundenen Wissen interessiert. Unternehmen werden übernommen, Firmenanteile gekauft. Doch eine solche Strategie lässt sich nicht ohne eine damit verbundene kohärente Währungspolitik bewerkstelligen.

Frei handelbare Währung

Den Renminbi (RMB), Chinas Währung, auch Yuan genannt, kann man bislang nicht frei an den Finanzmärkten handeln. Im Gegensatz zum Dollar oder zum Euro bestimmen nicht Angebot und Nachfrage den Wechselkurs des RMB, sondern die Notenbank People’s Bank of China und die Kommunistische Partei Chinas.

Im Kampf um die globale Wirtschaftshegemonie war dies praktisch. Peking konnte in der Vergangenheit durch künstlich niedrig gehaltene Wechselkurse Vorteile für seine Exportunternehmen schaffen. Doch wieso wertet man den RMB nicht erneut ab, nachdem bekannt wurde, dass das chinesische Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal gesunken und die Ausfuhren um 3,1 Prozent gefallen sind? Die Antwort ist an die neue Strategie geknüpft. Ziel der kommunistischen Führung ist es, den RMB als Währung weltweit frei handelbar zu machen.

Deswegen lockert man „geordnet“ die protektionistische Politik, um den Einfluss auf die Weltwirtschaft zu vergrößern und den RMB durch eine schrittweise Aufwertung zu internationalisieren. Pekings Tatendrang ist in allen Hinsichten groß: Zuletzt wurde ein Freihandelsabkommen mit der Schweiz abgeschlossen, seit zwei Jahren werden die Goldreserven aufgestockt und man hat London zunächst als europäischen Standort für den RMB-Offshore-Handel gewählt. Die China Construction Bank bot dort als erstes chinesisches Finanzinstitut 2012 sogenannte „Dim Sum Bonds“ an. Sie haben wenig mit den köstlich gedämpften oder frittierten Speisen zu tun, sind aber umso mehr eine Delikatesse für Beobachter, die auf eine weitgehende finanzpolitische Deregulierung Chinas setzen. Europas Finanzstandorte würden gerne von Letzterer kosten.

Denn: Paris, Frankfurt, Zürich und auch das Großherzogtum wollen davon profitieren, wenn die kommunistische Partei den Umgang mit ihrer Währung weiter lockert und das Geschäft mit den Devisen an Fahrt gewinnt. Bleibt die Frage, ob China den Spagat zwischen seiner neuen Handels- und Währungspolitik schafft.

Dem Dollar würde ein wenig Konkurrenz jedenfalls nicht schaden.