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Unter Freunden

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Unter Freunden gibt es Dinge, die man nicht tut. Man missbraucht das geschenkte Vertrauen nicht und man hintergeht seine Freunde nicht. Z.B., indem man sie ausspioniert. Wer sich derlei trotzdem zuschulden kommen lässt, der fügt ipso facto der Freundschaft schweren Schaden zu.

Die USA zeigen zurzeit, dass es für sie so etwas wie Freundschaft zwischen Nationen ganz offensichtlich nicht gibt. Die Beziehungen zu anderen Ländern und Völkern scheinen sie in erster Linie unter dem Gesichtspunkt der Suche nach dem maximalen eigenen Vorteil zu sehen.

Logo" class="infobox_img" />Francis Wagner

fwagner@tageblatt.lu

Dass die USA das Vertrauen ihrer europäischen Alliierten, aber auch ihrer UNO-Partner massiv missbrauchen, indem sie sie systematisch ausspionieren, Botschaften und Repräsentationen verwanzen, den elektronischen Verkehr hacken und eigene Botschaften zu Spionagestützpunkten ausbauen, ist ein handfester Skandal. Als Luxemburger würde man natürlich nur allzu gerne wissen, was sich unter einem gewissen Dach am hauptstädtischen Boulevard Servais in dieser Hinsicht so alles tut. Eine sinnvolle Stellungnahme zu diesem Thema ist indes wohl kaum zu erwarten.

Vertrauen massiv missbraucht

Und selbst wenn ein allfälliges Dementi objektiv der Wahrheit entspräche, könnte man einer solchen Aussage kein Vertrauen schenken, da es keine Möglichkeit gäbe, ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Denn das Vertrauen in unsere amerikanischen Freunde ist wie gesagt für die nähere Zukunft erst einmal gründlich futsch. Manchmal hat man das Gefühl, dass die Amerikaner dem verblichenen Bin Laden ein Monument errichten sollten: Denn der seinetwegen in Szene gesetzte weltweite „War on Terror“ liefert der amerikanischen Regierung einen wohlfeilen Vorwand für eine Menge Aktivitäten, die mit dem Kampf gegen den Terrorismus absolut gar nichts zu tun haben.

Es besteht nämlich kein Zweifel daran, dass ein guter Teil der US-Spähaktivitäten nichts anderes als vulgäre Wirtschaftsspionage darstellt. Hier sollen auf illegale Weise Informationen beschafft werden, welche privaten US-Unternehmen im angeblich freien Konkurrenzkampf auf den Weltmärkten (und nicht zuletzt den Rüstungsmärkten) Vorteile verschaffen sollen.

Der Spionageangriff auf die EU-Vertretungen in New York und Washington ist eine sehr ernste Verletzung diplomatischer Gepflogenheiten. Er stellt einen regelrechten Affront für uns transatlantische „Partner“ dar. Es ist allerdings wohl kaum zu erwarten, dass sich die Amerikaner in absehbarer Zeit für diese zutiefst unehrlichen Machenschaften in aller Form entschuldigen werden. Denn wenn es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten an etwas chronisch mangelt, dann an Unrechtsbewusstsein.