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Radikale im Aufwind

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Es ist also den Amerikanern gelungen, in Libyen einen hohen Al-Kaida-Kommandeur dingfest zu machen. Die Aktion soll der Welt deutlich machen, dass es nirgendwo auf Erden einen Ort gibt, an dem sich diese Terrorfürsten vor Uncle Sams langem Arm in Sicherheit wiegen können.

Solche Erfolge sind natürlich wichtig: Die Gründe, die weltweit junge Moslems dazu motivieren, einer salafistischen Mörderbande beizutreten, bleiben aber bestehen. In einem Dossier zum Thema islamistischer Terror zitierte der Londoner Economist vergangene Woche einen amerikanischen Antiterror-Spezialisten mit den Worten, dass seine Regierung und ihre Verbündeten kurzfristig sehr wohl taktische Erfolge gegen Al-Kaida zu erringen in der Lage seien, dass man aber langfristig auf strategischer Ebene dabei sei, zu verlieren.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Es scheint, als ob Al-Kaida derzeit Probleme habe, eine größere Aktion in den USA oder in Europa durchzuführen. Andererseits laufen den islamistischen Banden in Nordafrika, im Jemen und Ländern wie Ägypten und Syrien immer mehr Rekruten zu.

Neue Rekruten

Gerade die arabischen Aufstände erweisen sich als ein Segen für die Radikalen. In Ägypten haben viele junge Menschen das Vertrauen in die Demokratie bereits verloren, bevor diese überhaupt erst richtig Fuß gefasst hatte. Wobei natürlich, wenn die Armee nicht interveniert hätte, der Muslimbruder Mursi ohnehin die demokratischen Institutionen so lange von innen ausgehöhlt hätte, bis nur eine leere Hülle übrig geblieben wäre.

Doch die Versenkung des Mursi-Regimes nährt gerade unter den ärmeren Ägyptern einen enormen Zynismus gegenüber der „westlichen“ Demokratie und macht sie empfänglich für die Propaganda der Radikalen, deren Attraktivität auch darauf beruht, dass sie immer einfache Antworten auf komplexe Fragen anzubieten wissen. Vor allem aber gibt es für diese Leute kein Problem, das sich nicht zur Not mit Gewalt lösen ließe.

Währenddessen scheint sich Syrien zu einem wahren Schlangennest zu entwickeln: Radikale Sunniten aus dem Irak helfen ihren syrischen Glaubensgenossen, ihre Machtposition innerhalb der Rebellion systematisch auszubauen.

Und auch im Irak selbst nehmen die barbarischen Attacken gegen Schiiten und andere „Ungläubige“ in letzter Zeit wieder deutlich zu: Dem Zweistromland droht ein Bürgerkrieg ohne Ende.

Gerade die rezente Attacke auf einen kenianischen Supermarkt hat aber deutlich gemacht, dass nordafrikanische Islamisten bis weit ins subsaharische Afrika hinein destabilisierend wirken können, wobei „Failed States“ wie Somalia ein geradezu unerschöpfliches Reservoir für den Terroristennachwuchs bieten.

Um diese Hydra zu besiegen, genügt es sicherlich nicht, mal hier, mal da einen Kopf per Drohnenattacke abzuschlagen.