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Potemkin lässt grüßen

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Fürst Potemkin, so will es die Legende, täuschte Katharina II. mit bemalten Kulissen: Die Zarin sollte glauben, in den von Russland neu eroberten Gebieten stünden lauter üppige Dörfer.

Wir Luxemburger hatten jahrzehntelang zu glauben, die CSV wäre die staatstragende Partei.

Alvin Sold

asold@tageblatt.lu

Nun, nachdem eine Mehrheit der Abgeordneten sie in die Opposition schickte, bröckelt die Pappfassade, und man erkennt eine Potemkin’sche Partei, errichtet zum Zweck des Machterhalts. Von Einheit und Einigkeit keine Spur mehr: Juncker soll schnellstmöglich weg, weit weg, Europa schuldet ihm doch was, nicht wahr, den Kommissionspräsidentenposten oder besser noch das Amt des Ratspräsidenten, für beide steht er ja nun bereit, er, der im Wahlkampf log, weil man, wenn es ernst wird, nach seiner Maxime halt lügen muss. Freie Bahn den Jüngeren, die schon lange aus dem Schatten treten wollten!

Die an dieser Stelle oft vertretene These, die CSV sei eine als Volkspartei getarnte Unternehmung machthungriger Konservativer, bewahrheitet sich in diesen Tagen. Der Altpremier versteht noch nicht, wieso ihm „das“ (der Machtverlust) passieren konnte. Er faselt von 80 Prozent übernommenen CSV-Programmpunkten im Koalitionsprogramm der Drei. Wie hat er das gerechnet? So, wie er seine Staatsbudgets (mit und ohne Frieden) rechnete: über den Daumen? An was gedieh denn seine CSV, wenn nicht am systematischen Ideenklau bei der LSAP („die überhole ich links“), der DP („bei mir kriegen die Patrons, was sie brauchen“) und bei „déi gréng“ („ich war schon immer für den tabakfreien öffentlichen Raum“)?

Ausgerechnet dem Wort fällt jetzt die Aufgabe zu, dem Land das vernichtende Ergebnis einer TNS-Ilres-Umfrage zu verkünden.

Da ging es zuerst um die Kompetenz. Unter den 15 anscheinend kompetentesten Luxemburger Politikern sind, Juncker inklusive, 3 von der CSV, 6 von der LSAP, 4 von der DP und 2 von „déi gréng“. Die CSV belegt zwar mit J.-C. J. den ersten Platz, aber dann nur noch die Ränge 7 und 15. Wenn nach den sympathischsten Politikern gefragt wird: 3 CSV-Spitzen unter den 15 Ersten auf den Rängen 3, 5 und 14 (Asselborn ist Erster), gegenüber, wiederum, 6 von der LSAP, 4 von der DP und 2 von „déi gréng“.

Und was die von der Unternehmung CSV angezweifelte Akzeptanz des Dreierbündnisses anbelangt, so lieferte TNS-Ilres dem Wort, das dafür bezahlte, ernüchternde Zahlen: 47% sind „ganz“ oder „eher“ dafür, während 46%, eines weniger, „ganz“ oder „eher“ für eine CSV-DP-Allianz wären, nach wochenlanger Angstkampagne der Schwarzen auf allen Kanälen. Und 74% finden, die Oppositionsrolle tue der CSV gut!

So experimentierfreudig ist der Luxemburger Wähler heute!

Er, der Wähler, stellt auch mit zunehmender Genugtuung fest, wie schnell die „Neuen“ sich in ihre Ressorts einarbeiten, wie kollegial sie von den europäischen Partnern empfangen und aufgenommen werden und wie streitbar sie in Brüssel schon sind, wenn vitale Luxemburger Interessen auf dem Spiel stehen.

Luxemburg geht nicht unter

Nein, ihr Damen und Herren von der Potemkin’schen CSV, Luxemburg geht nicht unter. Luxemburg gehört auch weiterhin aus der Sicht von Standard&Poor’s zu den Klassenbesten mit stabiler Aussicht, u.a., man höre, wegen der hohen Reserven seiner Pensionskasse.

Die bisherige CSV-Oppositionsdarbietung war drittklassig und dürfte die Mehrheitsparteien in ihrer Überzeugung, das Land auf den richtigen Weg zu führen, gestärkt haben.

Ein guter Rat dennoch an Bettel, Schneider, Braz und Cie.:

Richtet eure Politik so aus, dass neben der parlamentarischen nicht eine außerparlamentarische Opposition anzutreten braucht, in Gestalt der führenden Gewerkschaft und deren Verbündeter!