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Ein verlorener Krieg

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Für einen US-Präsidenten von echtem Schrot und Korn gehört das Kriegführen zum Handwerk, zu seinen „core-competences“. Dabei muss er nicht einmal siegen. Hauptsache er zeigt sich vor der Weltöffentlichkeit als „tough guy“. Selbst wenn am Ende des Feldzuges eine Niederlage stehen sollte.

Der Irak ist dabei, den Bach runterzugehen, und Washington zeigt nur wenig Lust, dem korrupten Schiiten Al-Maliki, dem man einst als Steigbügelhalter gedient hat, ein weiteres Mal aus der Patsche zu helfen. Die Lage in Afghanistan ist kaum rosiger.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Der „Bürgermeister von Kabul“ und sein rettungslos korrupter Clan zögern keinen Moment, die Hand, die sie über all die Jahre gefüttert hat, zu beißen, sobald sie sich davon einen Vorteil versprechen können.

Und an einer anderen Front steht es ebenfalls nicht sehr gut für die Amerikaner, nämlich an jener des „War on Drugs“, des Kriegs gegen Drogenhandel und -konsum.

Jahrzehntelang hat Washington versucht, im In- wie im Ausland mit brachialer Gewalt gegen Dealer wie Konsumenten vorzugehen. Das Resultat: die US-Gefängnisse bersten aus allen Nähten.

Ein Feldzug gegen die Armen

Vor allem junge Schwarze werden zu horrend hohen Gefängnisstrafen verdonnert, weil sie der Versuchung erlegen sind, ihr trostloses Dasein mit dem Verkauf von Dope ein bisschen aufzupeppen.

Doch auch jene Bewohner der Innenstadtghettos, die mit dem Konsum verbotener Substanzen nichts am Hut haben (weil sie sich z.B. die Birne lieber mit legalem „malt liquor“ zuknallen), leiden schwer unter dem „Krieg gegen die Drogen“: durch rassistisch getönte Polizeirazzien und natürlich die mit schwerem Geschütz ausgetragenen „turf wars“ der Dealerbanden. Die Mitglieder Letzterer stammen zu einem Großteil aus Lateinamerika.

Die Gangster der mittelamerikanischen „Maras“ haben den Drogenkrieg aus den US-Ghettos in ihre Heimatländer getragen und damit dafür gesorgt, dass Länder wie Honduras, El Salvador und natürlich auch Mexiko die höchsten Mordraten der Welt zu beklagen haben.

In den USA werden nach all den Jahren „Drogenkrieg“ noch immer Drogen à gogo konsumiert. Eine klare Niederlage für die Anhänger der Repression um jeden Preis. Es sind aber die südlichen Nachbarn der USA, die dieses Fiasko in erster Linie auszubaden haben.

Die gewaltsame Repression des Drogenkonsums hat dort unzählige junge Männer in die Hände des organisierten Verbrechens getrieben, in deren Diensten sie mitunter unsäglich grausame Bluttaten verüben.

Der Kampf gegen die mafiösen Mörderbanden muss natürlich fortgesetzt werden. Doch der „War on Drugs“ war in weiten Teilen de facto ein Krieg gegen die sozial Zukurzgekommenen in den USA und in Lateinamerika. Dass nun unter Präsident Obama in den Vereinigten Staaten ein – vorsichtiges – Umdenken einsetzt, kann man demnach nur mit Nachdruck begrüßen.