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So beten sie noch heute

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Nicht der Bericht des UN-Ausschusses für Kinderrechte über den Missbrauch von Kindern durch katholische Würdenträger schockiert. Die Tatsache ist bekannt, die Liste der betroffenen Länder lang.

Es ist vielmehr die Reaktion auf die neuen, in einem rezenten Bericht festgehaltenen Vorwürfe, die mehr als zu denken gibt. Unfair sei das Dokument und ideologisch voreingenommen. Die Kirche, die nach dem Bekanntwerden der Skandale ein großes Mea Culpa ausgesprochen hat und Besserung sowie Härte gegenüber den Kriminellen in ihren eigenen Reihen gelobt hatte, hat nichts dazugelernt. Zurückhaltung wäre angebrachter als virulentes Verurteilen von Vorwürfen. Sicher, die katholische Kirche hat in einigen Ländern den Opfern Geld gezahlt. Zuvor hat sie ihnen jedoch Fristen gesetzt, bis zu deren Ende sie sich zu „outen“ hatten. Ansonsten „nada“. In Luxemburg drei Monate, um dann 5.000 Euro zugestanden zu bekommen. Wie edel.

Aber das Ablaufen von Fristen für die Opfer ändert nichts an der Schwere des Verbrechens der Täter, denen keine Fristen gesetzt wurden, sich zu „outen“. Und immer noch nicht vor einem Richter standen. 35 Fällen wollte die Luxemburger Justiz nachgehen. Bislang „nada“. Die Taktik der Kirche erinnert an Grimms Märchen: Und wenn die Täter nicht gestorben sind, so beten sie noch heute.