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Der Stachel sitzt tief

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Dieser Tage verschickte die CSV-Abgeordnete Martine Hansen, die einstige Direktorin der Ackerbauschule und anschließende – wenn auch nur für sehr kurze Zeit – Hochschulministerin, einen offenen Brief des CSV-Nordbezirks in die Redaktionsstuben. Sie benutzte dafür die Mailadresse der Abgeordnetenkammer ...

Der Inhalt dieses Schreibens beweist einmal mehr, wie tief der Stachel der Enttäuschung bei der CSV auch heute noch immer sitzt. Entgegen allen beschwichtigenden Worten, die CSV werde nicht pampig auf den Regierungswechsel reagieren und sich eher in konstruktiver denn in destruktiver Kritik üben, schlagen nun einige ihrer Mandatsträger blind und unkontrolliert um sich.

Roger Infalt rinfalt@tageblatt.lu

So schreibt der CSV-Bezirk Norden beispielsweise, dass der zuständige Minister Ende Januar mitgeteilt habe, dass er beabsichtige, die geplante interkommunale Gewerbezone der Gemeinden Bourscheid, Pütscheid, Tandel und Vianden auf „Fléiber“ aus dem Entwurf des sektoriellen Leitplans zu entfernen. Als Grund hierfür gebe der Minister an, dass eine seiner Meinung nach zu hohe Dichte von Gewerbezonen im Landesnorden nicht zu vertreten sei.

Das sei ein Schlag ins Gesicht der vier ländlich geprägten Gemeinden, denn zahlreiche Unternehmen würden sehnsüchtig auf neue Aktivitätsflächen warten, da ein akuter Mangel an Entwicklungsflächen in den vier Gemeinden mit einer Bevölkerung von nicht weniger als 6.500 Einwohnern bestehe. Wie lange warten diese Unternehmen denn bereits sehnsüchtig? Seit gestern? Seit Oktober letzten Jahres? Oder etwa seit vielen Jahren, in denen die CSV das große Sagen im Marienland Luxemburg und somit auch im Norden hatte?

„Gehe zurück auf Los“

„Aber damit nicht genug!“, schreibt die Clique um die Nordabgeordneten Martine Hansen und Aly Kaes weiter. „Der geplante Standort der Ackerbauschule wird infrage gestellt – unter dem Motto ‹außer Spesen nichts gewesen›. Zum einen sind elf Millionen Euro eine ganze Menge Spesen, zum anderen hat das Parlament bereits am 27. März 2012 (!) dem dringend benötigten Neubau seine Zustimmung gegeben, dies nachdem nach fast acht Jahren Gilsdorf im landesplanerischen Ranking als Standort zurückbehalten worden war.“

Wer hat denn die elf Millionen in den Sand gesetzt? Etwa die jetzige Regierung? Und: Wer hat denn über die Köpfe zum Beispiel der Diekircher hinweg das erwähnte Ranking so gesteuert, dass die Auswahl des Standortes nur auf das Areal in Gilsdorf fallen konnte? Und: Welche Politiker haben denn von Anfang an bei diesem Projekt die Köpfe zusammengesteckt? Waren das nicht CSV-Minister und CSV-Bürgermeister und … die Direktorin der Ackerbauschule, Martine Hansen (CSV)?

Dass diese Schule „einen zeitgemäßen und funktionellen Neubau, der sämtliche Ausbildungsstätten an einem Standort vereint“, schnellstmöglich braucht, ist keine neue Erkenntnis und wird von jedem unterschrieben.

In diesem Dossier heiße es nun „Gehe zurück auf Los“, so der CSV-Bezirk Norden. Ja! Aber die Gründe hierfür liegen darin, dass die initiale Herangehensweise an dieses Projekt vonseiten der erwähnten Verantwortlichen (alle CSV-Parteikarteninhaber) unprofessioneller und damit fehlerhafter nicht hätte sein können.

Und dann kommt im Schreiben des CSV-Nordbezirks zu guter Letzt noch ein Ausbau der N7 auf zwei mal zwei Spuren zur Sprache. Wer diese Nationalstraße kennt, mit ihren zahlreichen Brücken, ihren Ausfahrten und Kreuzungen, mit ihren Ortsdurchfahrten usw., der weiß, wie utopisch und wie populistisch diese Idee ist. Außerdem: Um die Sicherheit auf dieser unfallreichen Straße zu erhöhen, hat die vorige Regierung die Straße mithilfe von Einfädelungsspuren und Verkehrsinseln zurückgebaut!

Ja, was denn nun?