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Einheit macht stark

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Wenn ein Bürger eines Ministaates wie Luxemburg anderen EU-Bürgern rät, doch lieber auf die Unabhängigkeit ihrer eigenen Region zu verzichten, mag das auf den ersten Blick doch „a bit rich“ anmuten. Doch ändert das nichts an den objektiven Gegebenheiten bei dieser konkreten Problemstellung.

Luxemburgs Unabhängigkeit ist mehr oder weniger ein Zufall der Geschichte.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Und wenn es uns heute nicht gäbe, wenn also unser jetziges Territorium samt Bewohnern zu einem oder mehreren unserer drei Nachbarstaaten gehörte, würde das höchstwahrscheinlich „der Kaz kee Bockel maachen“. Europa wäre trotzdem Europa und würde sich vermutlich nicht wesentlich von dem unterscheiden, was es heute ist.

Was aber sonder Zweifel unserem Kontinent keinen Fortschritt brächte, wäre eine fortschreitende Zersplitterung der aktuell existierenden EU-Mitglieder. Vor allem, wenn die Reise dahin ginge, dass sich gegenwärtig relativ reiche Regionen („Padanien“, Flandern, Schottland) von ihren zurzeit (!) weniger wohlhabenden Landsleuten trennen und diesen mehr oder weniger höflich bescheiden, doch bitteschön in Zukunft freundlicherweise zusehen zu wollen, wo sie bleiben.

Europa der Desolidarisierung

Das Europa der Kleinstaaterei wäre mithin ein Europa der Desolidarisierung.

In einem demokratisch und rechtsstaatlich verfassten Frankreich z.B. können Bretonen, Elsässer, Basken und Okzitanier ihre jeweilige Sprache, ihre kulturelle Vielfalt und vor allem ihre Gastronomie pflegen, ohne dass ihnen darob ein Härchen gekrümmt würde. Diese Leute sind um nichts ärmer, weil sie Franzosen sind. Doch Europa wäre um vieles ärmer, wenn Frankreich jemals in seine Bestandteile zerfiele. Die Verteidiger eines einigen Belgien halten es nicht von ungefähr mit der Devise „L’union fait la force/Eendracht maakt macht“.

Und so sollte man auch das derzeitige Projekt einer Unabhängigkeit Schottlands mit Skepsis betrachten. Am Dienstag hat der Chef der Unabhängigkeitsbewegung, Alex Salmond, versucht, den Einwohnern Schottlands das Projekt der Unabhängigkeit u.a. mit der Aussicht auf üppig fließende Öleinnahmen, an denen sich die Schotten bald unter weitgehendem Ausschluss der übrigen Briten gütlich tun könnten, schmackhaft zu machen.

Doch Schottland ist nicht Norwegen: Die Nachbarn auf dem skandinavischen Festland bezahlen schon seit Jahrzehnten in einen souveränen Fonds ein, der den Wohlstand des Landes auch nach dem Versiegen der letzten Quellen garantieren soll.

Schottlands Zukunft als Petro-Republik sieht hingegen weit rosiger aus, und wenn das schwarze Gold dereinst nicht mehr sprudeln wird, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass die Schotten dann froh sein werden – wohlgemerkt unter Wahrung ihrer derzeitigen Autonomie („Devolution“) –, auf die Solidarität des übrigen, vereinigten Königreiches zählen zu dürfen.