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Ein Konfliktfeld

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Am Freitagabend vergibt der älteste und größte Journalistenverband Luxemburgs, die „Association luxembourgeoise des journalistes“, zum allerersten Mal einen Journalistenpreis in Luxemburg.

Dieser Preis soll ab nun jedes zweite Jahr vergeben und jeweils unter ein Thema gestellt werden. Bei der morgigen ersten Auflage wird der „Preis für investigativen Journalismus“ vergeben.

Roger Infalt rinfalt@tageblatt.lu

Die Idee eines solchen Journalistenpreises ist nicht neu. In unseren Nachbarländern Frankreich, Deutschland und Belgien werden seit vielen Jahren Journalisten für gut recherchierte, gut geschriebene, gesprochene, fotografierte oder gefilmte Berichte ausgezeichnet. Das hat nichts mit Selbstlob zu tun, sondern dient als Ansporn für die, die begriffen haben, dass sich der Journalismus zurzeit einmal mehr in einem Konfliktfeld befindet. Wollen wir Nachrichten machen, die aus Nutzersicht attraktiv sind, oder wollen wir Qualität liefern, die dem gesellschaftlichen Auftrag des Journalismus gerecht wird? Oder geht auch beides zusammen?

„Damit wir überleben können, müssen wir Qualität liefern.“ Diesen allmächtigen Satz hört man überall dort, wo Debatten um die Zukunft des Journalismus geführt werden. Das unterschreibt wohl jeder mit beiden Händen, doch sollte man sich zeitgleich auch Gedanken darüber machen, was „Qualitätsjournalismus“ eigentlich bedeutet, was diese Terminologie genau beinhaltet. Wie misst man überhaupt „Qualität“ im Journalismus?

Spektakulär, boulevardesk …

In Deutschland (zum Beispiel) gibt es eine Qualitätsforschung, bei der man von einem normativen Qualitätsbegriff ausgeht. Dort gibt es verfassungsrechtliche und gesellschaftliche Anforderungen an den Journalismus. Das ist eine Norm, aus der die deutschen Forscher Qualitätsdimensionen ableiten. In den USA geht man dagegen mehr in Richtung „User Quality“, Publikumsqualität. Im Vordergrund steht dort die Frage, was der Konsument für Qualität in Nachrichten hält. Dabei geht es um Dimensionen wie Unterhaltsamkeit, Kurzweiligkeit und Attraktivität eines Angebots. Was also in einem Land wie den USA im Vordergrund steht, spielt in einem anderen Land, wie eben am Beispiel Deutschland gesehen, in dieser Qualitätsforschung eher eine zweitrangige Rolle.

Zu einer Studie vom Institut für Medien und Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Illmenau zu eben dieser Qualitätsfrage bemerkt einer der Forscher, Wolfgang Schweiger, Folgendes: „Je nach Medien und je nach Markt kommen da ganz unterschiedliche Ergebnisse heraus. Es gibt Studien, die zeigen, dass normative Qualitätsdimensionen und Publikumserfolg zusammenhängen. Nachrichten, die nach unserem normativen Verständnis qualitätsvoll sind, haben demnach auch größeren Erfolg beim Publikum.

Dann gibt es aber auch Studien, die finden genau das, was wir aus kulturpessimistischer Sicht erwarten: Je spektakulärer und boulevardesker Nachrichten sind, umso besser kommen sie beim Publikum an. Ich würde Ihnen gerne eine klare Antwort geben: Das Publikum will Qualität oder es will keine Qualität. Nur, diese Antwort gibt es nicht.“

Bekanntlich lebt der Journalismus davon, Fragen zu stellen. Es werden dabei meist andere gefragt, um Hinweise für neue, möglichst exklusive Geschichten zu bekommen. Dabei sollten die Journalisten nicht vergessen, auch Fragen an sich selbst zu stellen: Was wollen die Leute lesen? Wie kann man sie einbeziehen usw.? Die Branche muss begreifen, dass sie davon profitiert, wenn sie mit klugen Analysen und Kommentaren, spannenden Reportagen und investigativen Nachrichtenstorys die Bürger aufklärt.

Ganz egal ob auf Papier oder in digitaler Form.