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Vormarsch der Fremdenhasser

Vormarsch der Fremdenhasser

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Der Erfolg des Nationalpopulisten Orban und der faschistoiden Jobbik-Partei in Ungarn sowie der Vormarsch der Front national bei den Kommunalwahlen in Frankreich gehören zu den Ereignissen, die einen nicht unbedingt stolzer darauf machen, EU-Europäer zu sein.

Als kleinen Lichtblick mag man da noch sehen, dass der Spitzenkandidat der österreichischen FPÖ bei den Europawahlen, Andreas Mölzer, gestern das Handtuch werfen musste, weil er u.a. die EU als „Neger-Konglomerat“ bezeichnet hatte.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Etliche Rechtsextremisten haben den Kopf dermaßen voller Mist, dass sie sich infolge ihrer eigenen Primitivität ab und an selbst ein Bein stellen: Dann geht einer ihrer (nur allzu oft sorgfältig geplanten) „Dérapages“ nach hinten los. Aber selbst in einem solchen, letztlich eher erfreulichen Fall sollten wir nie vergessen, welches Leid und welche Demütigungen dieser politische Abschaum bei jenen Menschen anrichtet, welche die Zielscheibe ihrer rassistischen Niedrigkeiten sind.

Dass in Europa immer mehr Bürger populistischen und rassistischen Extremisten auf den Leim gehen, resultiert unmittelbar aus dem Siegeszug der neoliberalen Ideologie: Die Jobs älterer Arbeitnehmer in traditionellen Industrien werden durch Roboter oder die globalisierte Konkurrenz aus Fernost verdrängt.

Gebrochene Versprechen

Und die Jungen? Nun, immer mehr haben nach abgeschlossener Ausbildung oder Studium keine andere Perspektive als jene der Dauerarbeitslosigkeit.

Oder die kaum erfreulichere Aussicht auf eine unendliche Abfolge von miserabel oder gleich überhaupt nicht entlohnten „Praktika“.

Die „Internships“ dienen offiziell dazu, dass jung Diplomierte praktische Erfahrungen in ihrem Fachgebiet und im Berufsleben sammeln können. In Wahrheit aber handelt es sich nur allzu oft um eine besonders ungenierte und krasse Methode der rücksichtslosen Ausbeutung junger Arbeitskräfte.

Gerade in Frankreich, aber natürlich längst nicht nur dort, ist die Angst breiter Bevölkerungskreise vor dem sozialen Abstieg mit Händen greifbar.

Und wenn dann einer kommt, der den Leuten erzählt, dass die „Fremden“ (früher waren es „die Juden“, aber wenigstens das ist heute weitgehend ein „No-Go“) an allem schuld sind, dann geben plötzlich auch Menschen, die dergleichen bei sich selbst niemals für möglich gehalten hätten, Fremdenhassern ihre Stimme. Der Populist hat immer eine einfache Antwort auf komplexe Problemstellungen parat.

Natürlich tragen die traditionellen Parteien ein gerüttelt Maß an Mitschuld am Aufstieg der populistischen und extremen Rechten: Der Fall Ungarn zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie gebrochene Wahlversprechen seitens des sozialdemokratischen und konservativen Establishments den rechten Rattenfängern die Wähler scharenweise in die Arme treiben können.